Antrag auf Realisierung des Projekts nach Machbarkeitsstudie Reaktivierung der Fähre?

Ehemalige Anlegerampen der Mühlheimer Fähre: Die hohen Masten für das Gierseil sind bereits auf beiden Seiten abgebaut. Bild: detlef sundermann

Maintal – Möglicherweise könnte in ein paar Jahren wieder eine Auto- und Personenfähre zwischen Maintal-Dörnigheim und Mühlheim pendeln und somit die Erreichbarkeit der beiden Kommunen auf zwei Minuten schrumpfen lassen. Eine Mehrheit aus CDU, SPD und WAM hat sich im Ausschuss für Mobilität und Digitalisierung für eine Reaktivierung der Fährverbindung ausgesprochen.

In der Stadt Mühlheim ist man schon weiter. Dort gibt es seit vergangenem Sommer mit Petra Schneider von der Wählerinitiative Bürger für Mühlheim eine ehrenamtliche Stadträtin als „Mainquerungsdezerntin“.

Im Jahr 2017 nahm das Ende der Fähre seinen Lauf. Wegen Nichtbeheben von erheblichen Sicherheitsmängeln kündigte der Kreis Offenbach als Eigentümer dem Pächter den Vertrag fristlos. Zwei Jahre dauerte die Suche nach einem Nachfolger. Der Neubeginn dauerte jedoch nur einen Tag. Der Schiffsführer fuhr mutmaßlich ein Fehlmanöver, das Gierseil, das das bis 35 Tonnen schwere Boot über den Fluss führte, riss. Der Kreis Offenbach zog danach die Reißleine.

Die Maintaler Stadtverordneten taten Gleiches ob der Aussicht auf eine Brücke oder einen Steg. Der Beschluss vom Dezember 2020 soll nunmehr aufgehoben werden, heißt es in einem Änderungsantrag der SPD, über den der Ausschuss abstimmte. Die WAM (Wahlalternative Maintal) hatte bereits im Oktober in einem Antrag die Wiederindienststellung der Fähre gefordert. Da der SPD-Antrag weiterreichender war, stimmte das Gremium zunächst über ihn ab, mit erfolgreicher Mehrheit.

Laut Antrag wird der Magistrat beauftragt, sich mit der Stadt Mühlheim und den beiden Landratsämtern Offenbach und Main-Kinzig in Verbindung zu setzen, um das Vorhaben zu realisieren. Grundlage soll eine Machbarkeitsstudie sein, die in diesem Jahr eine Mühlheimer Bürgerinitiative in Auftrag gab. Danach soll die Mainquerung mit einer Elektrofähre erfolgen, wie sie andernorts bereits unterwegs sind. Einen solchen Antrieb hatte die Fähre bereits, die vor dem Krieg fuhr, mit Stromversorgung über eine Oberleitung.

Die Anschaffungskosten würden 2,2 Millionen Euro betragen und der Bau rund zwei Jahre dauern, heißt es von der Mühlheimer Bürgerinitiative (BI). Ein Brückenbau würde hingegen 15 bis 20 Jahre benötigen und ein Vielfaches mehr kosten, so die BI. Wie in dem Ausschuss mitgeteilt wurde, sei der Main-Kinzig-Kreis weiterhin für eine Fähre. Allerdings ohne eine finanzielle Beteiligung bei der Investition und bei den Betriebskosten. Das alte Boot, das bis zu sechs Autos und 35 Personen befördern konnte, kostete den Kreis Offenbach zuletzt gut 183 000 Euro im Jahr. Das Defizit soll es dem Kreis Offenbach leichter gemacht haben, die 120 Jahre alte Mainverbindung einzustellen und die Fähre über die Internet-Auktionsplattform Ebay für 6850 Euro zu versteigern.

Hinzu kam die schwierige, fast aussichtslose Suche nach einem Schiffer mit Fährpatent. Letzteres soll mit einem modernen Schiff einfacher werden, weil es einen komfortablen Arbeitsplatz biete, meint die BI. Das alte Boot hatte seinen Stapellauf 1963 und wurde immer wieder umgebaut. Voraussichtlich werden Maintal und Mühlheim für die Fährenrenaissance eine Betreibergesellschaft gründen müssen, war im Ausschuss zu hören.
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