Ronneburger Politiker informieren sich bei Bauer Schmidt über Biogasnutzung Mit Gülle das Dorf heizen

Reiner Schmidt versorgt die Gemeinde mit regenerativer Energie – und könnten noch aufstocken. Bild: Detlef Sundermann

Ronneburg – Reiner Schmidt stammt aus einer Landwirtsfamilie und daher benennt er die Dinge direkt: „Wir machen aus Scheiße Energie.“ Vor gut zehn Jahren fingen er und seine Frau Helga damit an. Sie investierten rund 1,5 Millionen Euro in eine Biogasanlage auf dem Betriebsgelände, die vornehmlich mit der Gülle der 300 Kühe auf dem Hof beschickt wird.

Fast rund um die Uhr rattern zwei Gasmotoren in einem wenige Meter entfernten Blockheizkraftwerk mit durch Vergärung entstandenem Methan und produzieren bis zu 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, der ins Netz eingespeist wird.

„Es könnte mehr sein“, sagt Schmidt. Nicht nur, weil bei der Verstromung eine Wärmemenge anfällt, die einem Jahresäquivalent von 170 000 Liter Heizöl entspricht.

Vergangene Woche informierte Schmidt, der sich mit seiner Frau für die CDU in der Gemeindepolitik engagiert, das Gemeindeparlament vor Ort über die installierte Technik und noch viel mehr über die Möglichkeiten, das bislang nicht ausgeschöpfte Energiepotenzial für die Nahversorgung zu nutzen – nicht zuletzt mit einem zusätzlichen Holzhackschnitzelkraftwerk.

In dem vor knapp 30 Jahren entstandenen nahen Neubaugebiet in der Wingertstraße, würden langsam die Gas- oder Ölheizungen in den Häusern in die Jahre kommen, dort böte sich als Alternative der Anschluss mit Nahwärme aus Biogas an, bemerkt Schmidt. Aber auch im rund einen Kilometer entfernt liegenden Jugendzentrum Ronneburg sehen die Schmidts einen künftigen Abnehmer.

Die Freizeiteinrichtung des Kreises mit Wohn- und Tagungsräumen sowie einem Schwimmbad wollte der Ronneburger bereits vor Jahren unter Vertrag nehmen, was jedoch etwa ob der Kosten scheiterte.

Die Energie aus Kuhgülle loszuwerden, sei von Beginn an nicht einfach gewesen, sagte Schmidt. So habe er ob der Gesetzeslage den ersten installierten Gasmotor immer zehn Prozent unter der Volllast laufen müssen.

„Dass wir mit unserem klimafreundlichen Biogas die Leistung zurückfahren mussten, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagte Schmidt. Vor Jahren kam ein zweiter Motor hinzu, der vom Netzbetreiber nach Bedarf zugeschaltet wird, ein sogenannter Flex-Motor. „Wir könnten nun bis zu vier Megawattstunden im Jahr produzieren.

Trotz der zwei Motoren bleibt es bei den durchschnittlich 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr“, bedauert Schmidt. Die Verträge und das Gesetz begrenzen den Biogasanteil bei den Erneuerbaren Energien, heißt es.

Das Biogas steht, was die Stromproduktion anbelangt, in nicht negativ zu verstehender Konkurrenz mit den gemeindlichen Photovoltaikanlagen (PVA), die in den vergangenen Jahren eine Jahresleistung von rund 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom erreichten.

Überdies plant die Gemeinde die Leistung mit zwei Freiflächenanlagen auszubauen. „Damit könnten wir den Anteil erneuerbarer Energien um weitere 40 bis 45 Prozent steigern“, berichtete Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD). Bislang werde gut 40 Prozent des in der Gemeinde verbrauchten Stroms aus regenerativen Energiequellen erzeugt, knapp die Hälfte davon komme vom Betrieb der Schmidts, sagte Hofmann.

„In unsere Anlage kommt hauptsächlich Gülle von unseren Kühen, Mist von unseren Hühnern und nicht mehr verfütterbare Silage“, sagte Schmidt. Das umstrittene Verfahren, Mais für die Biogasproduktion anzubauen, werde bei ihm nicht angewendet.

Von Detlef Sundermann