Erster Gesprächskreis für Angehörige von Demenzerkrankten gestartet Tabuzone aufbrechen

Unterstützung für die Initiative durch Stadt Langenselbold und Awo Main-Kinzig mit Corinne Stuttmann, Heike Dürr-Böhmer, Roswitha Knoll, Anne Müller, Roland Sahler und Timo Greuel. Bild: ulrike pongratz

Langenselbold – Zum Gründungstreffen des Gesprächskreises kamen Bürgermeister Timo Greuel, Anton Hofmann und Roland Sahler für die Awo Main-Kinzig, Anne Müller vom Seniorenbeirat und Corinne Stuttmann, Seniorenberatung Stadt Langenselbold. Zwei Zu- und Angehörige hatten bereits zum ersten Treffen den Weg ins DRK-Familienzentrum gefunden.

Der Gesprächskreis für Angehörige von Demenzerkrankten wurde auf Initiative von Heike Dürr-Böhmer, Awo Erlensee-Langenselbold, ins Leben gerufen. Sie habe erlebt, wie schwer es für die Familien sei, offen darüber zu sprechen, sagte Dürr-Böhmer.

„Kontakte mit Menschen, die aus eigener Erfahrung wissen, wovon man spricht, tun gut“, sagt Dürr-Böhmer. Sie halte es für wichtig, dass offen und vor allem auch öffentlich über Demenz gesprochen werde. Sie könne sich auch gemeinsame Aktionen mit den an Demenz Erkrankten vorstellen. Es gehe darum, nicht nur über sie zu sprechen, sondern mit ihnen. Da sei auch mit Demenz vieles möglich, Spielenachmittag oder Ausflüge. Der Gesprächskreis soll zudem Hilfe und Unterstützung bieten.

Unter anderem verteilte sie die Broschüre „11 Tipps zur besseren Verständigung mit Menschen mit Demenz“, die von der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft herausgegeben wird und schnell Anklang fand. „Da sehe ich schon, was ich besser machen kann“, sagte eine Angehörige.

Die Initiative wird von Bürgermeister Timo Greuel, dem Seniorenbeirat und der Seniorenberatung anerkennend begrüßt. Greuel sagte, insbesondere für Partner sei es herausfordernd, mit Demenz konfrontiert zu sein. Dass es einen Raum für Austausch gäbe – themenspezifisch oder offen – sei wichtig. Hier würden Menschen ihre Erfahrungen einbringen, auf die andere wiederum zugreifen könnten. Vor allem aber sei man nicht allein in dieser Situation.

Das Ehrenamt habe Grenzen, dennoch falle mit dem Gesprächskreis ein Stein ins Wasser, der Kreise ziehen könne.

Heike Dürr-Böhmer weiß zudem den Dachverband der Awo im Kreis hinter sich. Der Gesprächskreis ist offen für Interessierte aus den umliegenden Gemeinden. Zudem besteht ein enger Kontakt zu „LiA“ – Lebenswert im Alter gGmbH.

Das Format muss sich mit den Teilnehmenden entwickeln. Ein erster und schwieriger Schritt in einer Familie ist es, das Thema überhaupt anzusprechen und aus der Tabuzone zu holen. Wie erkennt man, ob jemand an Demenz erkrankt ist, und wie spricht man es an?

„Bei uns ist es am Spieleabend mit den Enkeln aufgefallen“, sagte eine Teilnehmerin. Oft wollen es die Angehörigen nicht wahrhaben. Schließlich ist es keine einfache Diagnose, und dann schließt sich sofort die Frage an, was nun zu machen sei. Auch zu diesen Themen kann der Gesprächskreis weiterhelfen.

Für Menschen mit Demenz und ihre An- und Zugehörigen ist es wichtig, verbunden zu bleiben. Dazu braucht es Offenheit und Sensibilität.

Der Gesprächskreis für Angehörige von Demenzerkrankten findet jeden ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im DRK-Familienzentrum, Bürgerplatz 1, in Langenselbold statt.  upo