Kritik am eilig geschlossenen Vertrag / Neue Pächter seit Juni Ärger um Kiosk am See

Verwaister Verpflegungspunkt: Jüngst hatte der Imbiss am Strandbad geschlossen, weil nur wenige Gäste zum Baden kamen. Die Gänse, die sich am See sehr wohl fühlen, stört das nicht. Bild: Per Bergmann

Großkrotzenburg – Zum verspäteten Start der Badesaison – statt zum 15. Mai öffnete das Bad erst am 10. Juni – hatte die Gemeinde Großkrotzenburg schließlich auch einen Pächter für den Kiosk am Strandbad Spessartblick gefunden.

Dass die Gäste des Strandbades Spessartblick ihr Badeerlebnis seither wieder mit der obligatorischen Portion Pommes abrunden können, haben sie einem sehr kurzfristigen Vertragsabschluss mit dem Pächter der Imbissbude zu verdanken.

Nachdem der Vertrag mit dem letzten Pächter, Werner Kunkel, bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres zum 31. Dezember 2022 gekündigt worden war, hatte die Gemeinde rund ein halbes Jahr Zeit, die Versorgung des Strandbadkiosks sicherzustellen. Aber bis Mitte Mai war das noch nicht geschehen.

Dass das neue Vertragspapier erst so kurzfristig auf den Weg gebracht wurde, begründete Bürgermeisterin Theresa Neumann (CDU) im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) unter anderem damit, dass sie bei ihrer Amtsübernahme im Juli 2022 zunächst „viele andere sehr wichtige Themen“ auf ihrem Schreibtisch hatte. Dennoch habe sie mit dem Gemeindevorstand bereits seit Herbst vergangenen Jahres an einer Lösung gearbeitet.

Im vergangenen Winter habe es Gespräche mit dem alten Pächter gegeben, die nicht zu einer Einigung geführt hätten. Die Gemeinde habe sich in der Folge umorientieren müssen. Kunkel hatte den Kiosk über Jahre an Zafer Özkan unterverpachtet, der nun zusammen mit Muhammed Firat Özkan zum Hauptpächter wird. Das Angebot des Kiosks wird sich dementsprechend nicht verändern. Der neue Vertrag mit den beiden Pächtern des Imbisses läuft zunächst befristet bis Ende 2024. Beide Vertragsparteien haben die Option auf eine Verlängerung um ein weiteres Jahr. Mehrere HFA-Mitglieder brachten zur jüngsten Sitzung des Ausschusses ihren Unmut über die Kurzfristigkeit und das Prozedere im Vorfeld des Vertragsabschlusses zum Ausdruck, in dem die Gemeindevertretung nicht ordnungsgemäß einbezogen worden sei.

Die Rathauschefin entschuldigte sich für die Kurzfristigkeit und das veränderte Prozedere, das „nicht optimal gelaufen“ sei, erinnerte aber auch daran, dass sie die Fraktionsvorsitzenden im Vorfeld per E-Mail, und teilweise zusätzlich telefonisch, kontaktiert habe. Diese hätten alle ihre Zustimmung zum Vertragsabschluss gegeben. Durch den neuen Vertrag würde die Gemeinde nun deutlich höhere Pachteinnahmen erzielen. Verwaltung und Gemeindevorstand hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil in den politischen Gremien derzeit immer wieder über „eine künftige Gesamtlösung für das Strandbad“ diskutiert wird, so Neumann. Der Vertrag mit dem aktuellen Strandbadbetreiber, dem Bäderservice Deutschland (BSD), läuft ebenfalls nach der Badesaison 2024 aus. Möglicherweise wäre dann der Weg frei für die neue Gesamtlösung. Die Gemeinde prüft derzeit mehrere Szenarien, unter anderem, ob sie das Bad ab Sommer 2025 wieder in Eigenregie betreiben kann.

Regelmäßig äußern Gemeindevertreter und Bürger Kritik am aktuellen Strandbadbetrieb. Themen sind unter anderem die unverändert hohe Gänsepopulation am See und der Kot, den die Tiere auf der Wiese hinterlassen. Die Tiere werden derzeit mehr oder weniger erfolgreich durch Falken bejagt.

Viele würden sich wünschen, dass das Bad auch im Winter für die Bevölkerung geöffnet ist, aus Haftungs- und Kostengründen ist dieser Wunsch offenbar nicht ohne Weiteres umsetzbar.

In der aktuellen Saison gab es bereits Kritik ob der späten Öffnung, und zuletzt ärgerten sich Facebook-Nutzer über den eingeschränkt funktionsfähigen Spielbereich für Kinder: Der Bachlauf ist schon geraume Zeit nicht in Betrieb. Das, so der Betreiber Oktay Virit, sei allerdings nicht sein Versäumnis: „Der Main-Kinzig-Kreis hat, wie schon im vergangenen Jahr ein Wasserentnahme-Verbot aus Naturgewässern verfügt“, erklärt er. „Und der Bachlauf wird aus Seewasser gespeist.“

Dass das Wasser im Kreislauf zurück zum See geführt werde, sei für den Kreis kein Argument für eine Ausnahme. „Wir haben schon mehrmals Einspruch erhoben. Leider erfolglos.“ Auch die Warmduschen funktionieren derzeit nicht: Ein Problem, dass Virit gerade mit der Gemeinde zu lösen versucht.

Mit Ausblick auf das baldige Ende des Pachtvertrages und der unklaren Zukunft sehe er sich nicht in der Pflicht, jetzt noch höhere Summen ins Strandbad zu investieren.

„Unter den jetzigen Bedingungen würde ich auch nicht weitermachen“, sagt er. Die BSD habe der Gemeinde jüngst ein neues Gesamtkonzept vorgeschlagen, das ihr mehr Handlungsspielraum und mehr Möglichkeit zum quersubventionieren gebe, um beispielsweise das Bad auch im Winter öffnen zu können.

Das Strandbad ist bekanntermaßen täglich geöffnet, der Kiosk blieb allerdings gestern und vorgestern geschlossen: Wenn zu wenig Besucher am See sind, macht es offenbar erst gar nicht auf.

Von Per Bergmann Und Christine Semmler