Campusfeeling an der Alten Johanneskirche in Hanau Neu geschnürtes Paket im Ajoki

Besonders Schülerinnen und Schüler sollen die öffentlich zugängliche Begegnungs-, Lern und Aufenthaltsfläche, den Campus, der Alten Johanneskirche nutzen.

Hanau – Mit einem brandneuen Konzept startet die Alte Johanneskirche in den bevorstehenden Sommer. Einen neuen Namen hat sich das Kunst-, Kultur und Bildungszentrum obendrein zugelegt: Ajoki. Was nach gewiefter Namensfindung von Marketingexperten klingt, ist bei genauer Betrachtung schlicht die Abkürzung für den Standort: Alte Johanneskirche. „Eigentlich haben wir das schon immer als Abkürzung für den Gesamtkomplex verwendet“, erzählt Elias Kolbe, Pächter des Cafés Ellis im Erdgeschoss der Kirche, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es klingt frisch und modern, deshalb heißt nun das ganze Konzept rundum die ehemalige Kirche so. Wir wollten einen Überbegriff für alles, was hier passiert.“

Zu dem neu geschnürten Paket gehört eine ganze Menge: Kunst und Kultur, Begegnung und Bildung. Und guter Kaffee. Wichtig für Musikliebhaber: Das Café Ellis bleibt als Kulturbühne und Musikclub bestehen.

Doch was genau passiert nun alles rund ums ehemalige Kirchenschiff? „Ausschlaggebend für das neue Konzept war vor allem die Pandemie. Durch sie haben wir uns weiter geöffnet beziehungsweise öffnen müssen. Und wir haben gemerkt, dass diese Öffnung gut zu uns passt“, erzählt Kolbe. So ist der Gedanke entstanden, im Außenbereich auf der großen Terrasse eine Art Campus zu schaffen. „Ein freier Lern-, Aufenthalts- und Begegnungsort, vergleichbar mit einer Unibibliothek im Freien oder dem Hanauer Kulturforum. Man soll hier sitzen können, ohne Verzehrpflicht, kann sich eigene Speisen und Getränke mitbringen“, beschreibt Kolbe. Mit dem Campus sollen vor allem Schüler und Studierende angesprochen werden. Es gibt freies WLAN, eine überdachte Sitzmöglichkeit und Stromzugänge für Handy oder Laptop. Schüler der benachbarten Karl-Rehbein-Schule, die Kolbe einst selbst besucht hat, können etwa auf dem Campus, der mit Kübelpflanzen wunderbar begrünt ist, genauso sitzen, wie Workshops stattfinden können. „Unser Campus ist ein Workspace im Freien, so wie es ihn häufig in Studentenstädten gibt. Offen für alle. Wie ein öffentlicher Platz mit Bestuhlung, der gastronomisch begleitet ist.“

Denn Getränke und kleine Snacks gibt es auch weiterhin. Neu hinzugekommen ist eine Kaffeebar im Außenbereich – ein Holzpavillon, in dem Barista Kevin Rapier hochwertige Kaffee-Spezialitäten (Specialty Coffee) kredenzt. To sit oder to go – dann aus Mehrwegbechern, denn auch der Nachhaltigkeitsgedanke kommt beim Ajoki nicht zu kurz.

„Wir kaufen möglichst regional, den Kaffee beziehen wir aus einer Frankfurter Rösterei, die Milch kommt von einem Weidehof in Wächtersbach, die Tassen aus einer Keramikwerkstatt in der Nähe“, so Elias Kolbe. Schüler und Studenten bekommen übrigens 20 Prozent Rabatt auf die Kaffeeprodukte.

Seit Sommer 2018 ist Kolbe Pächter des Ellis. Der Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde hatte dem damals gerade 24-Jährigen sein Vertrauen entgegengebracht. Und lag damit richtig. Kolbe sorgte dafür, dass sich das kleine Etablissement in rasanter Geschwindigkeit einen Namen in der Musikszene machte. Dann kam Corona – und wie überall stand auch im Ellis das Leben erst einmal still. In dieser Zeit bezog das Grundbildungszentrum der Volkshochschule Räume in der Johanneskirche. „Eine Win-win-Situation“, sagt Kolbe, denn natürlich galt es auch für ihn, laufende Kosten weiter zu zahlen, und das trotz fehlender Einnahmen.

„In der Pandemie entstand auch die Zusammenarbeit mit dem KUZ, da sind auch für diesen Sommer wieder gemeinsame Veranstaltungen geplant. Eventuell wollen wir ein Open-Air-Kino als Programmkino, gemeinsam mit der Volkshochschule, organisieren“, sagt der junge Geschäftsmann. Diese Kooperationen sowie Unterstützung von Land und Bund durch Kulturförderprogramme seien sehr hilfreich, denn: „Kultur kostet Geld. Es ist extrem schwer, nur mit Kultur eine schwarze Null zu erwirtschaften.“ Doch wichtig fürs Funktionieren sei nun mal die Wirtschaftlichkeit. Deshalb müsse die vorhandene räumliche Infrastruktur bespielt werden. „Zum Beispiel weiß kaum jemand, dass wir hier einen großen Saal haben, barrierefrei, behindertengerecht, der gemietet werden kann, auch für private Feiern.“

Die alte Kirche bietet noch mehr. So möchte Kolbe die Idee der Turmöffnung, die vor der Pandemie entstanden ist, wieder aufgreifen. „Wir sind gerade dabei, das ins Leben zu rufen“, verrät er. In der Alten Johanneskirche ist auch das evangelische Kirchenzentrum beheimatet. „Wir wollen auch auf kirchliche Arbeit aufmerksam machen und die ansässigen Stellen der evangelischen Kirche einbinden und zur Mitbelebung animieren“, sagt Kolbe. Weiterhin, so der Plan, soll die Alte Johanneskirche in Absprache mit der Gemeinde und Kommune als denkmalgeschütztes Gebäude instandgehalten, der Johanneskirchplatz als Ort der Begegnung weiter gestaltet sowie auch der Umbau des Kirchturms vorangebracht werden. „Das Ajoki“, sagt Kolbe, „stelle ich mir als kleine Altstadtoase vor. Campus, Café und Kultur als Begegnungsort für alle. Mit viel Grün.“

Weitere Informationen im Internet unter ajoki.de.
 kb

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