Kewa und Stadt wollen gemeinsam für gute Trainingsbedingungen sorgen Neustart auf der grünen Wiese

Beste Laune auf grünem Rasen: Die Stadt will die Kicker am Waldsportplatz in Wachenbuchen künftig effektiver bei der Platzpflege unterstützen. Bild: BETTINA MERKELBACH

Maintal – Der Tau glänzt im Sonnenlicht, der Rasen leuchtet im satten Grün: Auf den beiden Plätzen von Kewa Wachenbuchen herrschen beim gemeinsamen Vor-Ort-Termin mit dem Vorstand und der Stadt beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Fußballtraining. Doch das war nicht immer so. Vor einigen Wochen, vor der sommerlichen Regenphase, standen die Fußballer im Wachenbucher Wald auf einer staubtrockenen Erdwüste.

Der Vorwurf, mit dem sich der Verein an die Stadt und in allerletzter Not sogar an die „Bild“-Zeitung gewandt hatte: Der Rasen wird nicht genug gewässert. Die Nerven lagen blank bei dem Fußballverein, der dank seines unermüdlichen ehrenamtlichen Engagements eine identitätsstiftende Rolle für Maintals kleinsten Stadtteil spielt.

Doch der vertrocknete Platz war nicht das einzige, aber das größte Problem, berichtet Sven Friedrich, der jüngst bei der Jahreshauptversammlung erneut in den geschäftsführenden Vorstand der Kewa gewählt wurde. Ein aus Sicht des Vereins unhaltbarer Zustand, der viele weitere Probleme nach sich zog. Denn auf dem Platz, auf dem sich zwischen gelbem, verdorrtem Gras immer mehr trockene, harte Stellen zeigten, zogen sich einige Spieler Verletzungen zu und drohten, zu anderen Vereinen abzuwandern.

Aufgerissene Knie, Kreuzbandriss, abgesagte Trainings – eine Zumutung für die heimischen Spieler und ihre Gäste. „Wir waren alle sehr emotional. Viele wollten den Dienst quittieren, sahen das Vereinsleben zerstört“, sagt Friedrich rückblickend und erzählt, die „Bild“ habe die Situation auf den trockenen Platz reduziert. Tatsächlich sei aber die komplette Kommunikation mit der Stadt „untragbar“ gewesen.

Gewesen – denn in den vergangenen Wochen haben Stadt und Verein sich einander angenähert und zu einer neuen Praxis gefunden, die dem Verein neue Hoffnung gibt. Eine Schlüsselrolle dabei scheint die neue Leitung des städtischen Fachdiensts Grün des Eigenbetriebs Betriebshof zu spielen. Seit Juli ist Silke Retzler bei der Stadt an Bord. Friedrich sieht sich seitdem endlich einer Ansprechpartnerin gegenüber, die er für kompetent hält. Denn Kompetenz in Sachen Sportstättenpflege und -bewässerung hat er selbst, da er sich beruflich um zahlreiche Vereine im Umkreis kümmert. Dass die Stadt ihn im eigenen Verein nicht hat zum Zug kommen lassen, ihn noch nicht einmal über die Bewässerungsmengen und -intervalle informiert hatte, hielt er in der Vergangenheit für ein Unding.

Mittlerweile ist der Rasen aber in einem guten Zustand. Und auch die Stimmung zwischen Stadt und Kewa hat sich verbessert. Erster Stadtrat Karl-Heinz Kaiser spricht sogar von einem „harmonischen Miteinander“, zu dem man gefunden hätte. Er ist beim Vor-Ort-Termin mit dem Eindruck der Fußballplätze zufrieden. „Wir haben viel Zeit darauf verwendet, um den vorderen Rasen zu versorgen“, berichtet er von dem, was sich am Waldsportplatz in seinem Heimatstadtteil in den zurückliegenden Wochen getan hat. Der Rasen befinde sich im Aufbau, erklärt Silke Retzler, er sei von einer Fachfirma aerfiziert – also professionell belüftet – worden, damit die Wurzelung an Stabilität gewinnt.

„Der Sommer war uns hold“, ergänzt Friedrich mit Blick auf die für Juli und August unüblichen Niederschlagsmengen, die dem Rasen gutgetan hätten. Die Gespräche mit der Stadt seien zwar auch in der Vergangenheit schon konstruktiv gewesen. „Aber die Ergebnisse waren nicht so, dass wir unseren Sport ausüben konnten“, erinnert er sich. „Mittlerweile läuft‘s gut. Ich bin sehr zufrieden mit dem Platz.“ Auch wenn dies mit einem höheren Pflegeaufwand und größeren Investitionen als bislang verbunden sei, erklärt er. Man habe das Pflegesystem angepasst, auch wenn das teurer sei und man dafür andere „Sachen habe zurückstellen“ müssen, erklärt Lisa Lerch vom ebenfalls zuständigen Fachdienst Gebäudeverwaltung.

Was im kommenden Sommer passiert, kann allerdings jetzt noch keiner sagen. Ob es Extremwetterlagen, anhaltende Hitze- und Dürreperioden und Vorgaben zum Wassersparen geben wird, weiß man heute noch nicht.

Mit einem Kunstrasen wäre man auf der sicheren Seite, sagt Sven Friedrich, und erklärt direkt, dass das aus sportlicher und nachhaltiger Sicht allerdings immer die schlechtere Alternative zu einem Naturrasen sei. „Aber wir sind der einzige Verein in Maintal ohne Kunstrasen“, pocht er gegenüber Kaiser auf der Forderung. Der winkt jedoch ab: Finanziell sei das in den kommenden Jahren nicht darstellbar. Die Kewa habe sich vor Jahren dagegen entschieden, als sie die Chance auf Kunstrasen gehabt hätte. Damit steht also schon das nächste Streitthema im Raum. Bis die Temperaturen allerdings wieder Werte erreichen, die dem derzeit satten Grün gefährlich werden, dürften es zumindest einige friedliche Monate auf den Rasenplätzen von Kewa Wachenbuchen geben.
 bme

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