Das sind die Pläne für den ehemaligen Steinbruch Kaiser Wohnraum oder Wald?

Die einstige Eigentümervilla ist eine Ruine. Über die weitere Entwicklung des Geländes will die Stadt Hanau mit dem jetzigen Eigentümer sprechen. archiv

Hanau – Im Juli hob die Hanauer Stadtverordnetenversammlung den Aufstellungsbeschluss für das Areal „Steinbruch Kaiser“ aus dem Jahr 2009 auf. Es war letztlich nur noch ein formaler Akt. Denn die Pläne eines – in der Zwischenzeit in die Insolvenz gegangenen – Investors, auf dem Steinbruchgelände zwischen Hohe Tanne und Mittelbuchen ein Nobelviertel zu realisieren, sind längst im Papierkorb gelandet. Klar ist: Gebaut wird hier nichts mehr. Dennoch stellt sich die Frage, was mit dem Grundstück in Zukunft passiert.

Der Basalt-Steinbruch wurde 1994 stillgelegt, in den fast 30 Jahren seitdem hat sich die Natur das etwa fünf Fußballfelder große Gelände größtenteils zurückgeholt. Die verfallene Villa der Eigentümer des einstigen Steinbruchs freilich steht immer noch, ebenso ein benachbartes ehemaliges Wohnhaus. Vielleicht auch deshalb erhielt die Stadt Hanau in der Vergangenheit immer wieder Anfragen. Nach Angaben aus dem Rathaus kursierte zuletzt im Internet Werbung für eine angebliche Luxus-Senioren-Wohnresidenz, die an dieser Stelle in der angepriesenen Dimension jedoch planungsrechtlich gar nicht umsetzbar sei.

Um weiteren Spekulationen einen Riegel vorzuschieben und weil in den vergangenen zehn Jahren kein einziger realisierbarer Vorschlag an die Stadt herangetragen worden sei, unterbreitete der Hanauer Magistrat schließlich der Stadtverordnetenversammlung die Vorlage, den Aufstellungsbeschluss aufzuheben. Mit diesem Beschluss ist eine Bebauung des Areals also vom Tisch. Aber was passiert mit den vorhandenen Gebäuden?

„Eine Nachfolgenutzung der bestehenden Gebäude scheint uns aus wirtschaftlichen Gründen eher fraglich“, lautet die Antwort der Stadt auf die Frage. Die an der Straßenseite gelegene Villa, eine Brandruine, steht unter Denkmalschutz. Hier sei seitens der Stadt Hanau eine isolierte Folgenutzung als Wohnraum vorstellbar, da das Gebäude ursprünglich als Wohnhaus genehmigt worden war. Das zweite, neuere Gebäude sei als Bürogebäude für die Verwaltung für den damaligen Steinbruch genehmigt gewesen, eine Folgenutzung erscheine ohne Bauleitplanung kaum möglich. Vonseiten der Stadt gebe es zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls keine konkreten Pläne für die Gebäude. Mit dem jetzigen Eigentümer sei ein Gespräch über die weitere Entwicklung vereinbart.

Das Gelände weist laut Stadt mittlerweile eine hohe ökologische Wertigkeit auf. Gleichzeitig handele es sich um eine private Fläche. Eine öffentlich zugängliche Naherholungsfläche sei daher wenig wahrscheinlich. Im Zuge der Fortschreibung des Regionalen Flächennutzungsplans wird vorgeschlagen, anstelle der Sonderfläche Hotel eine Fläche für Wald beziehungsweise Wald-Zuwachs darzustellen. Darüber hinaus soll mit dem Eigentümer besprochen werden, ob eine ökologische Nutzung als Ausgleichsfläche denkbar wäre.

Unbelastet ist die Fläche nicht: Das Areal wurde seit der Stilllegung 1994 einige Zeit illegal zur Müllablagerung genutzt, was die Stadt untersagte und den Müll abräumen ließ. In der Altflächendatei des Landes Hessen ist das Gelände als altlastenverdächtige Fläche erfasst.

Zwar seien die stillgelegten Anlagen des Betriebs in den 2000er Jahren rückgebaut und weitgehend saniert worden, beispielsweise die ehemalige Betriebstankstelle und Werkstatt, jedoch lägen noch Restbelastungen vor, zum Beispiel im Bereich der ehemaligen Mischanlage. Auch sei ein Großteil des Geländes nach dem Basaltabbau wieder verfüllt worden, und das mit Materialien, die nach heutigen Kriterien als „belastet“ einzustufen seien.

„Nach den uns vorliegenden Gutachten sind Verfüllmächtigkeiten bis sieben Meter vorhanden. Weiterhin lagern belastete Halden mit Straßenaufbruch und Bauschutt auf dem Gelände, die man im Zuge der früheren Planungen einer Verwertung zukommen lassen wollte“, teilt das Rathaus mit.

Das Grundwasser im Bereich des ehemaligen Steinbruchs werde seit 1995 in regelmäßigen Abständen überwacht. „Da das Gelände nicht genutzt wird, bestand bislang kein akuter Handlungsbedarf“, so die Stadt. Bei einer Neunutzung wären die Untergrundbelastungen im Hinblick auf eine Gefährdung für die Nutzer neu zu bewerten, in Bezug auf Boden und Bodenluft. Die nächste Probenentnahme an den Grundwassermessstellen wird nach Angaben der Stadt noch in diesem Jahr durchgeführt. das