Rundgang mit den „Bürgern für Mühlheim“ durch Lämmerspiel „Lämmerspiel mutiert zu einer Betonzone“

Über 60 Interessierte waren bei dem Rundgang vor Ort. Foto: m

Mühlheim (m) – Selten zieht es so viele Zuhörer in den Sitzungssaal, wenn die Stadtverordneten tagen. Stolze 60 Anwohner waren jüngst als „Bürger vor Ort“, die „Bürger für Mühlheim“ (BfM) hatten zu einem aktuellen Brennpunkt nach Lämmerspiel eingeladen, wo rund um die Neubaugebiete an der Kolpingstraße offenbar Parkraum fehlt. Schon während der Bauphase der Mehrfamilienhäuser auf dem Gelände der ehemaligen Lederwarenfirma Traveller sei es in dem Viertel eng geworden, schilderten Nachbarn die Situation. „Ursprünglich sollten an der Kolping- Ecke Robert-Koch-Straße dreimal 27 Wohnungen errichtet werden“, erinnerte eine Dame, „jetzt werden es mehr als 100!“ Obendrein kämen 26 Einheiten auf dem Grundstück eines früheren Galvanikbetriebs hinzu. Die Immobilien werden bereits vermarktet, hieß es aus der Runde. BfM-Fraktionschef Jürgen Ries moderierte das Treffen, für das die Gastgeber kräftig die Werbetrommel gerührt hatten. Im Vorfeld hatten die „Bürger“ die Anrainer mit Wurfzetteln auf die Sommeraktion aufmerksam gemacht. Wegen der Parkplatz-Situation in dem Gebiet haben sich Nachbarn bereits zusammengetan und mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Sie beklagten, dass durch die Baustelle zahlreiche Abstellflächen auf der Ostseite der Koch-Straße weggefallen seien, obwohl der Bauzaun „längst hinter den Bürgersteig gerückt werden könnte“. Dann dürften auch wieder Fahrzeuge gegenüber stehen, die jetzt verbotenerweise dort parken „und selbst am Wochenende aufgeschrieben werden“. Durch die intensive Wohnbebauung könne kaum mehr von einem Mischgebiet gesprochen werden, beschwerte sich die aufgebrachte Runde. Das Mischgebiet führe die Stadt jedoch als Begründung dafür an, dass in dem Areal kein Anwohnerparken ausgewiesen werden könne. „Wir sollen mit der S-Bahn fahren, doch die ist für viele auch nur mit dem Auto zu erreichen“, stellte ein Herr fest, „und auch an der Station fehlen Parkplätze!“. Die wenigen verbliebenen Gewerbetreibenden nutzen mit ihren Firmenwagen weitere Räume. Selbst der Wendehammer in der Robert-Koch-Straße sei permanent zugeparkt. „Wir müssen unsere Fahrzeuge in anderen Straßen abstellen, was auch dort zu Verstimmung führt“, lautete ein weiteres Argument. Dass der Fußweg fehle, gefährde zudem die Kinder. Viel Zustimmung erfuhr ein Sprecher, der die Meinung der Umstehenden auf den Punkt brachte: „Unternehmerische Interessen stehen hier anscheinend über denen der Anwohner.“ Die vielen neuen Wohnungen erfordern eine Erweiterung der Infrastruktur, rechneten Teilnehmer vor. Schon jetzt lasse der Fahrer des Stadtbusses die Türen an der Haltestelle Kolpingstraße oft verschlossen, weil der Wagen bereits mit Schülern überfüllt sei. Sollten auch auf der Großfläche von Hotel Waitz und Turngemeinde nach deren Schließung Wohnhäuser entstehen, benötige der Stadtteil erheblich mehr Kita-Plätze und Klassenräume. „Auch die Schlangen an den Kassen des Supermarkts werden immer länger“, klagte eine Kundin. „Da muss die Stadt aktiver werden. Wer hierher zieht, geht nicht mehr weg“, analysierte eine Frau, dass Quartiere für ältere Menschen benötigt werden. Sie könnte sich das Waitz-Ensemble als Seniorenresidenz vorstellen. Doch, „Lämmerspiel mutiert zu einer Betonzone, jeder freie Quadratmeter wird zugebaut“, fürchtete ein Vater. Zweimal sei die Grundsteuer erhöht worden, jetzt sei mehr Transparenz vonnöten. „Es muss nachvollziehbar sein, wo das Geld hinfließt.“ Für eine Gefahrenstelle lieferten die Hinweisgeber gleich einen Lösungsvorschlag mit: Zur Verbreiterung des schmalen Gehwegs am Sonnenstudio in der „Kerchkurv’“ würde ein Anwohner einen Teil seines Gartens verkaufen. Zurück zum Wendehammer Robert-Koch-Straße: Am Waldrand wird’s gefährlich, wenn Radler aus dem Wald schießen. Da habe es schon Schäden an Fahrzeugen gegeben, berichteten Autofahrer. „Vielleicht hilft ein Drängelgitter, oder wenn der Weg in eine Kurve gelegt wird“, lauteten Ideen zur Entschärfung der unübersichtlichen Stelle.