Altes Rathaus: Eröffnung schon im Juni?

Gastronom erläuterte seine Pläne

(Bruchköbel/jgd) – Die Übereinkunft mit dem Hanauer Gastronomen Christian Holle, der im alten Rathaus ein Restaurant mit Biergarten eröffnen will, war ein echter Coup der Bürgermeisterin Sylvia Braun. Holle ist angesehener Inhaber einiger bekannter Restaurants, wie etwa des „Hannibal“ in Nidderau oder des Hanauer „Paulanergarten“. Er war am Dienstag im Bauausschuss des Stadtparlamentes zu Gast. Dort erläuterte er seine Ambitionen mit dem historischen Wahrzeichen der Stadt.

Das alte, jahrelang fast ungenutzte Rathausgebäude steht wie ein Mahnmal im historischen Stadtkern – die Stadtverwaltung hatte es vor über 10 Jahren für den Restaurantbetrieb zusperren lassen, weil Brandschutz und Installationen darin nicht mehr sicher und nicht mehr zeitgemäß gewesen sein sollen. Einen Plan B gab es damals nicht. Spätere Bemühungen, einen neuen Pächter zu finden, scheiterten am fehlenden Geld oder am politischem Gezänk, oder schlicht an Phasen des politischen Desinteresses. So verfiel das Wahrzeichen der Stadt in einen langen Dornröschenschlaf. Die Teilnutzung als Heimatmuseum konnte das Gebäude nie mehr richtig aufwerten.

Ein neuer Anlauf

Die frisch gewählte Bürgermeisterin Sylvia Braun hatte sich die Wiederbelebung sehr nachdrücklich auf ihre Aufgabenliste geschrieben. Der neue Pächter schilderte am Dienstag, dass Braun bald nach ihrer Amtsübernahme bei ihm vorgesprochen habe. Sie wusste, dass Holle sich vor einigen Jahren schon einmal für die Anmietung interessiert hatte. Gespräche mit der Bauverwaltung sollten folgen. In die Sache kam Bewegung.

Gastronom Christian Holle schilderte am Dienstag Stockwerk für Stockwerk, was er in dem historischen Gebäude vorhat. Im seitlichen Außenbereich will er einen großzügigen Biergarten für bis zu 200 Personen einrichten. Die beiden Pavillons sollen Stützpunkte für neue Toiletten und Außenbewirtung werden. Den Gewölbekeller will er wieder für die Innengastronomie nutzen. Im Stockwerk darüber wird der große Küchenbereich entstehen, mit Sozialräumen für das Personal und mit Lagerräumen. Und im Obergeschoss werden die Gäste einen großen Speisesaal betreten. Viel Holz an Boden und Wänden soll für romantisch-rustikale Atmosphäre beim Speisen sorgen. Und hier oben wird sich auch endlich das zukünftige Hochzeitszimmer finden, von dem hiesige Kommunalpolitiker seit Generationen träumen.

Traditionelles Speisen

Mit dem alten Namen „Ratskeller“ hat Christian Holle übrigens Probleme: Eigentlich gebe es keinen wirklichen historischen Bezug dazu, dass in dem Keller jemals ein „Rat“ getagt hätte. Beim Rundgang durch das Gebäude sei man aber auf den Begriff „Amtsstube“ oder „Alte Amtsstube“ gekommen. In der Tat diente das Gebäude noch in den 60er Jahren als Rathaus der Kernstadt Bruchköbel, die damals, ohne die heutigen Stadtteile, noch ein Dorf war. - Zum kulinarischen Angebot in seiner kommenden „Amtsstube“ hat der neue Pächter bereits klare Vorstellungen: Altdeutsch, heimatlich, mit einer hessischen Note, so soll die Speisekarte daherkommen. Und nicht zuletzt entstehen neue Arbeitsplätze: Der Gastrobetrieb in dem Haus wird elf Vollzeitarbeitsplätze bringen, dazu 25 bis 30 Minijobs. Holle ist mit seinen Betrieben ein anerkannter Arbeitgeber. Er selbst betonte in der Sitzung, dass er seit 23 Jahren Gastronomie betreibe und noch nie eine Insolvenz erlebt habe.

Wie steht es um die Finanzen? Thomas Sliwka von der CDU-Fraktion wies darauf hin, dass im aktuellen Haushalt noch 620.000 Euro für das Alte Rathaus freigegeben sind. Dieses Geld wird die Stadt für die Renovierung der Bausubstanz und für die neue Haustechnik verwenden müssen, während der neue Pächter die Einrichtung finanziert. Auch Planungsleistungen müssen aus diesem Topf bestritten werden. Vermutlich wird die Summe nicht ausreichen. Genauere Zahlen werden nun ermittelt. Dann soll das Vorhaben, das die Umbaumaßnahmen und den Vertragsabschluss mit dem neuen Pächter umfasst, den Stadtverordneten zur Genehmigung vorgelegt werden. Christian Holle würzte die Diskussion dann noch mit einer spannenden Ansage: Schon im Juni des kommenden Jahres will er das Haus eröffnen. Politik und Verwaltung der Stadt werden sich also sputen müssen, damit die formalen Grundlagen noch in diesem Jahr geschaffen sind. Die Bürgermeisterin nahm das lächelnd zur Kenntnis.