Roßdorfer Vogelschützer beklagen falsche Winterfütterung Bloß keine Vogelhäuschen

Futtersilos kann man auch selbstbauen: Rolf Gogné und Reinhard Sommerfeld vom Vogelschutzverein in Roßdorf machen es vor.

Bruchköbel – Rolf Gogné kann in dieser Angelegenheit nicht genug mahnen: „Das klassische Vogelhäuschen taugt nicht für die Winterfütterung, es ist nur eine Brut- und Verbreitungsstätte von tödlichen Keimen.“ Nicht minder gefährlich sei es zu glauben, den Tieren mit Essensresten oder Küchenabfällen etwas Gutes zu tun, sagt der Vogelwart vom Vogelschutzverein Roßdorf.

Vogelhäuser zur Fütterung gibt es im rustikalen, idyllischen Stil oder im dänischen Design. Laut Gogné ist ihnen jedoch allen gemein, dass die Vögel in den Futterkörnern stehen, dort fressen und oft dort auch hinein kacken, was zur schnellen Ausbreitung von Krankheiten führe. „2020 hatten wir ein Grünfinkensterben, in diesem Jahr waren es Blaumeise und Amsel“, sagt er. Wer ein solches Futterhäuschen im Garten stehen habe, müsse es „mindestens zweimal in der Woche mit heißem Wasser grundreinigen“. Alternativen seien nicht nur billiger, sondern auch besser: Meisenknödel im Netz, Fettbrett mit reichlich Körnern und Haferflocken bestückt oder Körnersilos, bei denen die Tiere nur mit dem Schnabel in Futterkontakt kommen, sind laut Reinhard Sommerfeld, Vorsitzender der Roßdorfer Vogelschützer, die beste Art der Winterfütterung. Für einen Silo seien je nach Ausführung zwischen zehn und 40 Euro zu investieren.

Wer handwerklich geschickt ist, kann einen Silo auch selbst bauen, Anleitungen dazu finden sich zur Genüge im Internet. Noch preiswerter als ein Futterbehälter sind die Meisenknödel, die es gegen einen kleinen Aufpreis auch mit Mehlwürmern gibt, die von den Weichfutterfressern unter den Vögeln wie Amsel oder Star geschätzt werden.

„Die Futterplätze sollten wegen der Katzen freischwingend oder an einem Pfosten aufgehängt werden“, so Sommerfeld. Eine Schale mit frischem Wasser in der Nähe gehöre obendrein dazu. Körner und Fett, die zu Boden fallen, gehen nicht verloren, bemerkt Gogné. Der Igel, falls er sich im Garten ein Winterquartier einrichten konnte, nehme die Reste gerne auf – wenn ihm das Eichhörnchen nicht schon was weggeschnappt hat. Wer Platz hat, kann sich auch das Hessische Futterhaus hinstellen, das wie ein Minicarport aussieht und an dessen Decke verschiedene Futtersorten gehängt werden können. Als gefährlich und nicht selten tödlich bezeichnen die Ornithologen die Fütterung mit Essenresten, Brot oder Küchenabfällen. „Das Salz und andere Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln können Vögel umbringen“, sagt Gogné. Galt einst, dass eine Winterfütterung nur unter bestimmter Witterung wie starken Frost oder Schnee erfolgen soll, ist die Situation heute eine andere. Wegen der starken Bebauung und anderer Einschränkungen finden die Vögel nicht mehr ausreichend Nahrung, heißt es. Aus diesem Grund plädieren die Vogelkundler ebenso für eine Sommerfütterung, die jedoch ohne Fett erfolgen soll. „In den vergangenen Jahrzehnten haben wir 70 Prozent der Fluginsektenmasse verloren, das bleibt nicht ohne Folgen für die Vogelwelt“, sagt Gogné.

Weitere Informationen im Internet unter vogelschutz-rossdorf.de oder nabu.de
 sun