Regina Bergmann zeigt Fotografien im Kunstraum in Erlensee „Mit offen Augen durch die Welt“

Richtet das Objektiv auf das oftmals Übersehene: Regina Bergmanns Bild: detlef sundermann

Erlensee – Der Titel der Ausstellung hört sich nach einer Binsenweisheit für Fotografen an: „Mit offen Augen durch die Welt.“ Doch Regina Bergmann hat genau hingesehen, auf Details, den Verfall menschlichen Werks oder auf die Welt, die sie in ihren Bildern wörtlich auf den Kopf gestellt hat.

Die kleinen Dinge, denen man meist wenig Aufmerksamkeit schenkt, hat Bergmann groß abgebildet, um so das oft Übersehene besonders prägnant darzustellen. Hierzu zählen etwa das Skelett einer vertrockneten Lampionblume, das nun wie das Fachwerk für eine Kuppel erscheint, der riesenhaft erscheinende Schmetterling, der mit seinem Rüssel sichtbar Nektar aus einer Blüte saugt, oder die Schmeißfliege auf einem Blatt. „Das Tier ist an sich nicht beliebt, aber vergrößert wirkt es doch richtig sympathisch“, sagt Bergmann.

Trotz des seit Jahren gepflegten Faibles für Makroaufnahmen geht sie das Thema ohne einen Koffer voller Technik an. „Ich nutze hierzu nur eine bestimmte Festbrennweite“, sagt sie. Überdies sieht sie sich dem Genre nicht ausschließlich verpflichtet, davon zeugen auch ihre anderen Arbeiten.

„Lost places“ faszinieren sie immer wieder. Es sei die Stille, die von diesen verlassenen Orten ausgehe und oft die Traurigkeit des Verfalls. Aktuell zu sehen in der Fotografie einer spanischen Villa, die sich die Natur zurückerobert, oder – ganz nahe – mit dem Bild aus einer Mannschaftsunterkunft auf dem ehemaligen Fliegerhorst Langendiebach. Bergmann lässt sich ebenso auf das fotografische Experiment mit einer Glaskugel ein. Auf diesen Bildern zeigt sich eine surreale Welt zwischen Umkehrung und Aufrechtem. Landschaften bilden zumeist das Motiv. Die Serie, die im Vergleich zu den Makrobilder auf kleinem Format gedruckt worden ist, sei im Rahmen eines Projektes des Bruchköbeler Vereins Fototeam entstanden, sagt Bergmann. „Mit der Glaskugel will ich noch allerlei ausprobieren. Darum habe ich immer eine dabei, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin“, bemerkt sie.

„Mit dem Fotografieren habe ich ganz früh angefangen. Mein Vater schenkte mir im Alter von sieben Jahre eine Kamera“, sagt Bergmann, die seit zwei Jahren in Erlensee lebt. Zur Analog-Zeit habe sie jedoch sehr achtsam fotografiert, bemerkt sie. „Filme, Entwicklung und Vergrößerung, das war schon alles recht teuer.“ Die Digitalkamera biete daher allein mit ihrem materialfreien Arbeiten einen viel größeren Spielraum, sagt Bergmann. Mit der neuen Kameratechnik sei sie zu einer späten Wiedereinsteigerin geworden. Sie wartete damit bis zum Ende ihrer Berufsjahre als Technische Zeichnerin, um sich dann noch mehr dem Kreativen widmen zu können. Denn neben der Fotografie ist Bergmann als Schmuckkünstlerin tätig. Wie in ihren Bildern schätzt sie in diesem Fach ebenso ein Facettenreichtum.

Die Ausstellung ist bis Ende April montags und samstags von 10 bis 13 Uhr und freitags von 15 bis 17 Uhr im Kunstraum-Erlensee, Friedrich-Ebert-Straße 7, zu sehen.  sun