Gemeindehaus ist geschlossen Zukunft ist ungewiss

Das evangelische Gemeindehaus in Oberissigheim ist nicht mehr in Betrieb: Zum Jahresende wurde das Gebäude geschlossen. Die Zukunft ist noch ungewiss. Bild: weber-stoppacher

Bruchköbel – Mit dem Beginn des neuen Jahres ist in Oberissigheim eine Ära zu Ende gegangen, das Gemeindehaus der Evangelischen Kirche ist außer Betrieb genommen worden. Das Gebäude wird fortan nur noch geöffnet, damit die Besucher der benachbarten Kirche die Toilette benutzen können. Veranstaltungen, Tröstercafés und Gruppentreffen finden dort nicht mehr statt, bestätigte Pfarrer Stefan Axmann gegenüber unserer Zeitung.

Den Beschluss, das Gemeindehaus stillzulegen, hatte der Kirchenvorstand der Gemeinde Issigheim bereits vor zwei Jahren gefasst. Ausschlaggebend für die Entscheidung war vorwiegend die finanzielle Belastung durch das Gemeindehaus. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen, die mit geringeren Zuschüssen seitens der Landeskirche einhergehen, geht es der Kirchengemeinde Issigheim wie vielen anderen: Man kann sich einen großen Immobilienbestand nicht mehr leisten. Erschwert wurde die Situation zusätzlich durch die steigenden Energiekosten.

Der Kirchenvorstand in Issigheim verwaltet allein sechs Gebäude: die Kirchen in Nieder- und Oberissigheim, jeweils ein Gemeindehaus in den Ortsteilen, ein Pfarrhaus in Niederissigheim und darüber hinaus eine Kindertagesstätte. Die Schließung habe zunächst keine schwerwiegenden Folgen, zeigte sich Pfarrer Axmann erleichtert. Bis vor Kurzem war das Gemeindehaus noch von zwei Gruppen genutzt worden. Der Frauenkreis trifft sich nun regelmäßig im Bürgerhaus von Oberissigheim, und der ökumenische Bibelkreis kommt fortan im Gemeindehaus von Niederissigheim zusammen. Letztere Gruppe werde von Menschen aus fünf Wohnorten besucht. Für sie habe es ohnehin keine Rolle gespielt, wo die Treffen stattfinden. Auch personell habe die Schließung keine Folgen. Die Mitarbeiterin, die sich bisher um das Gemeindehaus gekümmert habe, sei verzogen, berichtete Axmann. Was aus dem Gemeindehaus wird, ist noch unklar. Zwischenzeitlich hatte auch die Stadt Bruchköbel Interesse an dem Gebäude angemeldet. Die Pläne, dort Unterkünfte für die stetig steigende Zahl von Geflüchteten einzurichten, hatte die Stadt jedoch aus Kostengründen schnell wieder fallen gelassen. Im Februar vergangenen Jahres hatte sich in Oberissigheim ein Verein mit dem Ziel gegründet, das Gemeindehaus für die dörfliche Gemeinschaft weiter zu erhalten und selbst zu betreiben. Diesbezüglich sollen in Kürze wieder Gespräche aufgenommen werden, kündigte Axmann an. Der Pfarrer hatte seine Stelle erst im September vergangenen Jahres in der Kirchengemeinde angetreten. Zur Zeit, als der Verein gegründet wurde, war die Pfarrstelle nach dem Weggang von Pfarrer Burkhard von Dörnberg vakant. Er habe nach ersten losen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass die Mitglieder des Vereins mit sehr viel Herzblut bei der Sache seien. Er sei durchaus experimentierfreudig und offen für gute Ideen, sagte Axmann unserer Zeitung. Allerdings machte er auch deutlich, dass bei der Entscheidung über die Zukunft des Gebäudes die Landeskirche ein gewichtiges Wörtchen mitzureden habe. Im Falle eines Verkaufs würde auch der Großteil des Erlöses nach Kassel gehen. Der Verein hat nach Angaben des Vorsitzenden Felix Ausserbauer bereits mehr als 200 Mitglieder. Diese zahlen zwar noch keinen Beitrag, haben aber mit ihrer Mitgliedschaft ein Interesse daran bekundet, das Gemeindehaus in dörflicher Regie zu belassen. „Mit Pfarrer Axmann fangen wir jetzt noch einmal ganz neu an. Wir freuen uns, dass er ein offenes Ohr für unsere Belange hat und setzen auch auf all die Erfahrung, die er mit der Abwicklung von kirchlichen Immobilien mitbringt“, sagt Ausserbauer. Axmann war zuvor Pfarrer in der Hanauer Stadtkirchengemeinde, die die Kreuzkirche außer Betrieb genommen hat und veräußern möchte.

Für die Anschlussverwendung können sich Ausserbauer und seine Kollegen im Vereinsvorstand vieles vorstellen: Kochkurse, Strick- und Häkelnachmittage sind nur einige Ideen. Auch könne man den Landfrauen in Oberissigheim, die sich aufgelöst hatten, vielleicht mit einem neuen Zuhause neue Perspektiven bieten, hofft der Vorsitzende. Im März oder April soll eine Mitgliederveranstaltung stattfinden. „Es wäre schön, wenn wir bis dahin Konkretes berichten können“, meint der Vorsitzende.  
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