Sylvia Brückner und Marion Duchardt trauen seit 30 Jahren in Obertshausen Von der Anmeldung zur Eheschließung bis zum Jawort

Vor 30 Jahren wurden Sylvia Brückner (vorne, von links) und Marion Duchardt zu Standesbeamtinnen bestellt. Zum Jubiläum gratulierten mit Blumen und Präsenten Erster Stadtrat Michael Möser (hinten, von rechts), Fachbereichsleiterin Cornelia Knoke und der stellvertretende Fachbereichsleiter Markus Albert. Foto: p

Obertshausen (red) – Manche Paare wollen den Moment des Jaworts nur für sich alleine, andere feiern mit vielen Gästen. Sylvia Brückner und Marion Duchardt haben in ihrer jahrzehntelangen Amtszeit schon einiges erlebt. Vor 30 Jahren, am 18. April 1989, wurden die beiden Frauen zu Standesbeamtinnen bestellt. Zum Jubiläum werfen Sylvia Brückner und Marion Duchardt auch gern mal einen Blick zurück. Insgesamt haben sich bereits vor ihnen 856 Paare das Jawort gegeben. „Wir sind stolz, zwei so erfahrene Standesbeamtinnen zu haben. Das spricht für Kontinuität und Zufriedenheit. Wir bekommen stets gute Rückmeldungen von den Brautpaaren“, sagt Erster Stadtrat Michael Möser und gratuliert zum Jubiläum. „Ich wünsche den beiden, dass sie gemeinsam die 1.000 Trauungen vollmachen.“ Die Wurzeln von Sylvia Brückner und Marion Duchardt liegen in der Obertshausener und Hausener Verwaltung: Beide Frauen haben dort ihre Ausbildung zu Verwaltungsfachangestellten absolviert und dann ihre Arbeit im Einwohnermeldeamt aufgenommen. Auch der nächste berufliche Schritt war identisch. 1988 stand das Ausbildungsseminar an der Akademie für Personenstandswesen in Bad Salszschlirf auf dem Programm, die Bestellung zu Standesbeamtinnen folgte und auch einige Jahre später der Wechsel ins Standesamt. „Damals hatten wir neben zwei Rathäusern auch noch zwei Trausäle“, sagt Sylvia Brückner und erinnert sich. Die Aufgaben im Standesamt waren und sind vielfältig. „Weiterbildung und Anpassung an neue gesetzliche Vorgaben sind das A und O im Standesamt“, erklärt Marion Duchardt. Das kann auch ihre Kollegin Sylvia Brückner nur bestätigen: „Die Arbeit ist im Laufe der Jahre noch viel anspruchsvoller geworden. Wir müssen viel mehr prüfen als früher.“ Eine genaue und sehr akkurate Arbeitsweise gehöre da einfach dazu. Es geht eben um viel mehr, als nur die Paare zu verheiraten. 496 Paare hat Sylvia Brückner schon getraut, bei Marion Duchardt sind es 360 Paare. An einige erinnern sich die zwei Frauen noch ziemlich genau. „Einmal kam ein Paar in Begleitung eines Filmteams zur Anmeldung der Eheschließung“, berichtet Marion Duchardt. Und auch eine Trauung in der Wohnung eines Paares hat sie schon vorgenommen. „Einer der Beteiligten war bettlägerig und konnte deswegen nicht ins Rathaus kommen. Mit einer Sondergenehmigung war die Trauung am Bett dennoch möglich.“ Aufgeregt war die erfahrene Standesbeamtin dann bei der Trauung des Sohns des früheren Bürgermeisters. Einmal stand sogar eine Doppelhochzeit an. „Zuerst hat die Tochter geheiratet, dann der Vater“, berichtet sie. Eine Traurede ist eine Traurede – und doch immer wieder anders. „Im Laufe der Jahre bekommt man Routine“, sagt Sylvia Brückner, „aber immer wieder steht man vor der Herausforderung einen persönlichen Bezug zum Brautpaar zu finden.“ Das Besondere ist auch Marion Duchardt wichtig: „Bei meinen Trauansprachen mache ich nie 08/15-Reden. Vielmehr mache ich mir schon im Vorfeld meine Gedanken über das jeweilige Brautpaar. Oftmals bekomme ich hierfür das nötige Futter von den Brautleuten selbst geliefert.“ Und trotz Routine gibt es auch bei Standesbeamtinnen Augenblicke, in denen sie emotional werden. „Einmal wurde bei einer Hochzeit das gleiche Lied gesungen, welches auch bei meiner eigenen Hochzeit gesungen wurde. Das war schon ein sehr spezieller Moment“, erzählt Marion Duchardt. Als „sehr schön“ hat Sylvia Brückner die Eheschließung eines Kollegen ihres Mannes in Erinnerung. Dieser wohnte nicht in Obertshausen, kam aber extra dorthin, um von ihr getraut zu werden. Viele Obertshausener Paare lassen sich mittlerweile in anderen Städten trauen. Für die Eheschließung zieht es sie oft nach Heusenstamm, Seligenstadt oder Hanau. Die Anmeldung zur Eheschließung muss jedoch in der Heimatkommune erfolgen. Am Anfang jeder Eheschließung steht immer die Prüfung der sogenannten Ehevoraussetzung des jeweiligen Paares. „Sind die beiden Verlobten deutsche Staatsangehörige und auch noch ledig, ist die Prüfung einfach“, sagt Marion Duchardt. „Die Mehrheit unserer Paare ist jedoch mindestens schon einmal verheiratet gewesen. Viele haben auch andere Staatsangehörigkeiten, dann ist auch ausländisches Recht zu beachten.“ Und manchmal muss dann auch bei Sprachbarrieren ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Außerdem sind die Standesbeamten unter anderem auch für Beurkundungen von Vaterschaftsanerkennungen sowie Geburtsnachbeurkundungen (ein Kind deutscher Eltern wurde im Ausland geboren) zuständig. Die eigentlichen Geburtsbeurkundungen sind eher selten in Obertshausen: Die Kinder werden im Krankenhaus geboren und müssen auch im Geburtenregister der dortigen Kommune beurkundet werden. „So habe ich während meiner Tätigkeit in Obertshausen lediglich acht Hausgeburten beurkundet“, erklärt Marion Duchardt. Auch Beurkundungen von Sterbefällen in Obertshausen gehören zum Aufgabenbereich im Standesamt. „Dafür wende ich den weitaus größten Teil meiner Arbeitszeit auf“, erklärt Marion Duchardt. Für den Standesamtsbezirk Obertshausen sind aktuell fünf Standesbeamten bestellt, sie sind bei ihrer Arbeit als „Urkundspersonen“ nicht weisungsgebunden. Die Standesamtsaufsicht beim Kreis Offenbach ist unter anderem für Prüfung und Beratung der Standesämter zuständig.