Ehemaliger Rathauschef Bernd Roth feiert 70. Geburtstag „Das Dorf war mir nie zu eng“

Ex-Bürgermeister Bernd Roth feierte seinen Geburtstag am Montag im Familienkreis, mit Ehefrau, drei Kindern und ebensovielen Schwiegerkindern sowie vier Enkeln. Foto: m

Obertshausen (m) – Kennt jemand einen Bernhard Nikolaus Roth? Er wollte am Montag mit ein paar Freunden seinen 70. feiern. Okay, das war gelogen. Er hatte die halbe Stadt eingeladen, weil ihn die ganze kennt – allerdings als Bernd Roth! So mancher, der ihn respektvoll grüßt oder kumpelhaft auf die Schulter haut, hat noch nicht so richtig wahrgenommen, dass er nicht mehr der Bürgermeister der „liebenswerten Kleinstadt“ ist.

Von 2002 bis ‘14 stand er an der Spitze - in diesen Tagen geht schon der übernächste Rathauschef an den Start.

Auch seine Wurzeln sorgen für Verwirrung. Sein Vater kam aus Lämmerspiel, seine Mutter aus Obertshausen, hier lag auch sein Lebensmittelpunkt, erzählt er, seine Adresse dagegen in Lämmerspiel, also direkt gegenüber des Pausenhofs der Joseph-von-Eichendorff-Schule. Erlaubt so viel Chaos eine Karriere in der Politik?

Vielleicht ist es eine Voraussetzung. Der Mann hat schließlich das Werk seines Vaters fortgesetzt, der das Fundament für die Globalisierung gelegt und Obertshausener und Hausener zusammengeführt hat. Da war es für das Geburtstagskind ganz hilfreich, dass zwischen Obertshausen und Lämmerspiel nur das Gartentor seines Elternhauses stand: Wie die Nachbargrundstücke lag es auf Lämmerspieler Gemarkung! Die reichte nämlich bis an die Waldstraße.

Heute behauptet Roth, nie in Lämmerspiel gewohnt zu haben.

„Aber wenn’s in Obertshausen nicht geschmeckt hat, bin ich halt zur Oma in den Nachbarort gefahren.“ Als er sechs war, hat sein Petter Klaus das Kino Luxor in Mühlheim eröffnet, also ist der Bub jeden Sonntag in die Linie 20 gestiegen, um dem Onkel beim Karten-Abreißen oder an der Garderobe zur Hand zu gehen. Nebenbei konnte er die neuesten Filme sehen, „aber vor der Abend-Vorstellung wurde ich abgeholt“, beteuert der Jubilar.

Er schloss sich den St. Georgs-Pfadfindern an, war Messdiener und in der katholischen Jugend aktiv. Acht Jahre (mit Kurzschuljahren) besuchte er die Eichendorff-Schule, die neunte Klasse absolvierte er bei Direktor Kurt Formhals auf der gerade eröffneten Kaufmännischen Handelsschule, der Georg-Kerschensteiner-Schule. Formhals hat er später zum Ehrenbürger ernannt. Der Direktor erkannte dabei, „dass aus einigen Schülern doch was geworden ist“. „Alles, was mit Zahlen zu tun hat, ist mein Ding“, stellt der Schüler von einst klar, „Steno und Schreibmaschine sind keine Männersachen!“

Ganz im Gegensatz zur Feuerwehr: Mit 18 Jahren schloss er sich den Floriansjüngern an, mit 22 saß er im Vorstand. Zum Jubiläum 1972 hatten sie ihn zum Festschriftführer ernannt, weil er eine Schreibmaschine besaß!

Tatsächlich hat seine Hiltrud die Niederschriften angefertigt, ein Jahr später gaben sich beide das Ja-Wort. Bei den Brandschützern ist er nun Beisitzer im Förderverein. „Ich habe immer ehrenamtlich irgendwas gemacht“, so trifft er sich weiterhin mit Freunden im Familienkreis der Pfarrgemeinden. „Das Dorf war mir nie zu eng.“

1951 hat sich Vater Robert Roth in der Lämmerspieler, der jetzigen Max-Planck-Straße, selbstständig gemacht, 1957 bis ‘74 ein Textilgeschäft an der Bahnhofstraße geführt. Dann übernahm der Sohn den großen Laden im Neubau an der Heusenstammer. 25 Jahre saß der Gründer im Vorstand des „Kreises freundlicher Fachgeschäfte“, bis 2001 forcierte er als Vorsitzender das Zusammenwachsen der Stadtteile.

Sie haben den Weihnachtsmarkt installiert, „Tage der offenen Tür“ und Modenschauen organisiert. Ein Gewerbeverein müsse sich heuer öffnen, breiter aufstellen, also neben Einzelhandel auch Gastronomie, Dienstleister und den Vereinsring vernetzen, „all’ jene, denen das Wohl der Stadt am Herzen liegt“.

Bereits mit 16 schloss er sich der Jungen Union an, 1989 rückte er als Stadtverordneter erstmals ins Parlament nach, während sein Vater Rathauschef war. 1993 wurde Bernd Roth Vorsitzender des Ausschusses für Sport, Jugend und Kultur und behielt das Amt bis zu seiner ersten Wahl zum Bürgermeister inne. „Ich habe meinen Traum verwirklicht - für meine Frau war’s vielleicht ein Albtraum“, blickt er ehrfürchtig zu seiner Hiltrud herüber.

Der 70-Jährige möchte „keine Stunde als Meister der Bürger missen“. Als Christdemokrat habe er allerdings „mit dem Konservativen meine Probleme“. Er bezeichnet sich als „christlich-sozial denkender Politiker“. Bernd Roth ist Vorsitzender der Dr.-Carl-und-Ellen Klöß-Stiftung, die soziale Projekte für Kinder und Jugendliche in Obertshausen unterstützt.