Mensch, Du hast Recht(e)!

Obertshausen (pro) - „Sie sprechen aber gut deutsch!“ Das vermeintliche Lob ist nett gemeint, kann aber auch verletzen. Das lernen die Besucher der Wanderausstellung „Mensch, Du hast Recht(e)!“ von der Bildungsstätte Anne Frank aus Frankfurt. Die Kinder- und Jugendförderung präsentiert sie bis zum 5. Februar im Rathaus Schubertstraße. Tische, Tore und Tafeln geben Denkanstöße zu den Themen Menschenrechte, Demokratie und Diskriminierung und sprechen vor allem Schüler ab 14 Jahre an.

An jeder Station wird der Besucher aufgefordert, aktiv zu werden, seine eigene Einstellung zu überprüfen. Gleich am Eingang lädt Humi, der Logo-Vogel für die Menschenrechte, ein, das eigene Logbuch mit Stempeln zu zieren: „In welcher Gesellschaft möchtest du leben?“ Zur Auswahl stehen Begriffe wie Liebe, Familie, Rechte, Miteinander.

Der Mohr in der Schokoladenwerbung, das Zigeunerschnitzel auf der Speisekarte, die verschleierte Frau auf dem Titelbild - zweideutig formulierte Botschaften, verbunden mit Motiven, die eine rassistische Interpretation zulassen, fordern eine Meinungsbildung.

Zum „mobilen Lernlabor“ zählt auch eine „Klangdusche“, aus der bekannte Stimmen ihr Verständnis von Rassismus definieren. In einer Sitzrunde wird über die Lebensbedingungen von homosexuellen Menschen oder solchen mit Behinderungen gesprochen. Sie können nicht gleichberechtigt am Leben teilhaben, so lange abgesenkte Bordsteine oder akustische Signale an der Ampel fehlen. Schließlich lernen die Nutzer Organisationen kennen, die Rechte einfordern und schützen.

Die Stiftung Bildungsstätte Anne Frank gibt außerdem Anregungen, wie Konflikte gelöst oder gar vermieden werden können, wie Menschen in Zukunft angesichts der Vielfalt von Kulturen miteinander leben können.

Jugendliche sollen sensibilisiert werden, Rassismus und Diskriminierung zu erkennen.

Mehrere Klassen der Hermann-Hesse-Schule haben sich für nächste Woche angekündigt, bestätigte Schulleiter Michael Weis, der an der Vernissage teilnahm.

„Wir sind froh, dass wir die Ausstellung im Rathaus präsentieren können“, sagte Erster Stadtrat Hubert Gerhards bei der Eröffnung und hoffte auf regen Zuspruch.

Aylin Kartel, Projektleiterin und Koordinatorin, stellte die Organisation in der Geburtsstadt von Anne Frank vor, dem jüdischen Mädchen, das von den Nazis im Konzentrationslager ermordet wurde. Die Ausstellung wolle Bezüge zum heutigen Leben herstellen, zu einer Welt ohne Vorurteile und Hass verhelfen. Menschenrechtsverletzungen im Alltag und rassistische Strukturen sollen erkannt werden, die jungen Leute sollen sich selbst als Teil dieser Gesellschaft erkennen. „Man muss sich für seine Rechte einsetzen, engagieren“, betonte der Gast.