Kreppelkaffee nimmt Klischees aufs Korn Auf der Alm in Rodgau gibt’s keine Sünde

Auf der Alm herrschte mächtiges Treiben. Die „Kreppelmädels“ ästen als Kühe die Almwiesen ab. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Auf der Alm, da gibt‘s kaa Sünd! Aber dort gibt es jede Menge gute Laune. Beim Kreppelkaffee im Nieder-Röder Bürgerhaus hatten die Frauen beim närrischen Treiben das Sagen.

Vor voll besetzten Rängen entführten die närrischen Mädels ihre Gäste auf die Murmeltierwiese und sorgten fünf Stunden lang für kunterbunte Fastnacht.

Das Kampagnemotto bedachten die Macherinnen um Sitzungspräsidentin Nathalie Sander mit allerlei Klischees. Die Winterschlaf haltenden Murmeltiere erwachten erst beim großen Finale, die Alphornbläser gaben ihr Bestes und die Garde übte sich im Schuhplatteln. Selbst der herbstliche Almabtrieb fand sich in Nathalie Sanders Wortspielen wider: „Auf der Alm da darf man lieben, denn im Herbst wird abgetrieben“. Zum Kostüm der Sitzungspräsidentin zählte die Mini-Almhütte auf ihrer Schulter. Dort tobte bekanntlich zur Winterzeit der Bär, wenn die Touristen den Einkehrschwung üben. Kräftig geübt wurde auch bei den „Dollbohrern“: Für das Jodeldiplom übten Tanja Knaf, Veronique Gola und Jenny Keller das Jodeladidööö, mit dem auch über den restlichen Abend die Ordensübergabe lautstark untermalt wurde.

Die Ziegen hatten nichts zu meckern

Was bei anderen Fastnachtsveranstaltungen als Elferrat im feinen Zwirn links und rechts der Sitzungspräsidentin Platz nimmt, trug beim Kreppelkaffee elf Ziegenkostüme und hatte gar nichts zu meckern. Schon gar nicht am Vortrag der Protokollerin Bettina Hartmann: Als Sennerin hatte sie es besonders schwer. Um 4.30 Uhr Kühe melken und anschließend die Touristen bespaßen. Den Respekt der Sitzungspräsidentin erntete Bettina Hartmann, schließlich floss das in ihrer Rede zusammengefasste Jahr in gereimter Form innerhalb einer Nacht aus der bühnenerfahrenen Fassenachterin heraus. Zu Papier gebracht, galt es das närrische Publikum mit zu nehmen auf die Reise der Tops und Flops des vergangenen Jahres: In den USA hatte das Volk die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber bei der Fußball-Europameisterschaft der Männer, da tat sich eine Nation besonders sportlich hervor: Die Fans der isländischen Mannschaft dominierten mit ihrem Anfeuerungsruf „Huhh“ die Stadien. Und die Fassenachterinnen beim Kreppelkaffee taten es ihnen gleich: Alles auf die Beine und in die Klatschen: Huhh!

Protokollerin macht Jüngeren Platz

Bettina Hartmann tritt einen Schritt zurück. Nach 23 Jahren als Protokollerin macht sie Platz. Erhalten bleibt sie in weiteren Rollen. Hoffentlich als Sannsche an der Seite von Anja Keller. Das Duo besuchte die Ma-Kaken im Zoo. Da gab es nur ein einziges Fazit zu ziehen: „Was Du widder bleed bist“. Generell zogen die bühnenerfahrenen Fastnachter das Publikum bei den Sketchen und Reden mit ein: Elke Spahn arbeitete alle Geburtstagsgutscheine ab und stieß dabei auf jede Menge stattlicher Männer: „Was für en scheene Kerl!“

Die Stimmung im Saal stieg immer wieder bei den fetzigen Schlagern, Hits und Pop-Klassiker. Die Titel dominierten so manche Programmnummer wie den Auftritt der „KreppelWoises“ („die nervt“) und „Echte Fründe“. Steffi Swoboda und Britta Kockmann reihten Hit an Hit, um für die Castingshow gerüstet zu sein. Mit Servus, Grüzi und Helau ging es weiter. Beim Auftritt von Schneewittchen blieb kaum ein Auge trocken. Kaum vor der bösen Stiefmutter geflohen, zog es Schneewittchen vorbei am Don-Bosco-Heim hin zum Opel-Testzentrum und in Richtung Gänsbrüh, wo die sieben Zwerge ihrem Tageswerk nachgingen. Erst der auf einem Schimmel herangaloppierte Prinz aus Giesem erlöste Schneewittchen auf ihrem todesnahen Schlaf. Unter dem tosenden Applaus der Publikums ritten beide ihrem Glück entgegen.

Almkulisse von Yvonne Rebmann

Alle Sketche, Lieder und Büttenreden spielten sich vor einer fantastisch gemalten Almkulisse ab. Yvonne Rebmann malte dieses Jahr ihr 20. Bühnenbild. Seit 1997 gibt sie dem Kampagnemotto alljährlich eine visuelle Erscheinung. „Das Thema legt die ganze Kreppelkaffee-Gruppe gemeinsam fest“, fasste Yvonne Rebmann den Ablauf der Organisation zusammen.

„Was gemalt wird entscheide und konzipiere ich alleine“. Dann fließen die Ideen aus ihr heraus und der Rahmen für das bunte Treiben auf der Alm bekommt seinen würdigen Rahmen. Den ersten Skizzen auf einem Blatt Papier folgten grobe Umsetzungen maßstabsgetreu am Computer. Das genaue Bild entwickelt sich beim Malen, bis es perfekt ist. Vier Meter hoch und neun Meter breit entsteht das Werk über zwei Tagen im Pfarrheim St. Matthias. Dort bietet der große Saal ausreichend Fläche. In den letzten Jahren wurden Tochter Odette Rebmann (14) und deren Freundin Isabella Sanfilippo (14) angelernt. „In diesem Jahr sind die beiden zum ersten Mal wirkliche verlässliche Mal-Partnerinnen gewesen“, lobte Yvonne Rebmann. Bleibt nur noch abzuwarten, mit welchem Motto die Frauen vom Kreppelkaffee im nächsten Jahr überraschen werden. Dann wird sicherlich wieder ein tolles Gemälde die Wand hinter den Elfer-Mädels zieren.

Mehr Bilder vom Kreppelkaffee gibt es in der großen Bildergalerie.