Gemälde und Skulpturen aus Holz und Seide Beeindruckende Werke in Rodgau

Friedhelm Meinaß, Yvonne Rebmann und Lothar Steckenreiter fanden am Rand der Rodgauer Art Freiraum für den Ideenaustausch. Neben der Präsentation der eigenen Werke stellt die jährliche Ausstellung auch einen Rahmen für die Konversation zwischen Künstlern untereinander sowie dem Gedankenaustausch zwischen Künstler und Betrachter dar. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die Rodgauer Art bot auch dieses Jahr dem Betrachter ein breites Spektrum. Bei einem Spaziergang durch die Hallen der Ausstellung oder bei einer der Führungen machten die zahlreichen Besucher einen Streifzug durch die facettenreiche Welt der Kunst.

Jedes Jahr wählen die städtischen Mitarbeiter der Agentur für Sport, Kultur und Ehrenamt (AKSE) die Künstler für die Ausstellung aus. Neu im Programm war der Malraum von Yvonne Rebmann. Jeder der wollte, streifte sich den Malkittel über und ließ seiner Kreativität freien Lauf. Mit Gouache-Farben und einem Spezialpinsel, der Farben und Wasser lange hielt, gingen die Teilnehmer ganz ungezwungen zu Werke. Es steckte ein besonderes Prinzip dahinter, erläuterte Yvonne Rebmann, „ein ganzheitliches Konzept, um Ruhe zu finden und um über das Malen in der Gruppe sich weiter zu entwickeln“.

Im kleinen Saal des Nieder-Röder Bürgerhauses stellte Friedhelm Meinaß seine „Rodgauer ARTsichten ‘16“ aus. Die Anregung dazu kam durch einen Auftrag bei einer deutschlandweit agierenden Firma. Beim Neubau der Firmenzentrale in Stuttgart brachte Friedhelm Meinaß vier Werke ein: Ansichten aus Stuttgart, Hamburg, Köln und München. Da lag für den Nieder-Röder Künstler die Idee nahe, solche Ansichten von Rodgau für die Rodgauer Art zu erstellen. So schmückten die Kirche Weiskirchens, das Rektor-Geißler-Haus, der Wasserturm, die Kirche Sankt Matthias und ein Fachwerkhaus aus Hainhausen den kleinen Saal.

Raum für Interpretationen

Unerwartet Anregung für ihre Arbeiten erfuhr Madeleine Henkel aus Hainhausen. Eine zerbrochene Scheibe im Keller war ihre Inspiration. Angeregt durch die bizarren Sprünge im Glas kopierte Madeleine Henkel das Muster in eines ihrer Gemälde. Mit Acryl auf Leinwand entstand das Werk dreier Frauen in lautloser Kommunikation. Die Gesichter Zweier eng beieinander - mit dem Mund am Ohr - die Dritte befindet sich etwas abseits. Durch das Muster der gesprungenen Scheibe wird die dritte nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich von dem Duo getrennt.

Raum für Interpretationen ließen auch die Werke von Matthias Kraus zu. Der Künstler aus Hasselroth stellte erstmals bei der Rodgauer Art aus. Sechs Skulpturen und fünf Bilder dominierten das Foyer. Ein Unterbau aus Draht bildete die Grundlage für seine Skulpturen; darüber sorgte Gips für die Form sowie Acrylfarbe für Gelb, Grün und Braun. Eine seiner Skulpturen zeigte einen stehenden Mann. Quasi vom Blitz getroffen, durchfährt ihn eine zweite Person und durchdringt in der Horizontalen seinen Körper.

Surreale Fotografien

Zu den geladenen Künstlern zählten dieses Jahr einige Fotografen, die auch surreale Werke präsentierten. So standen die Arbeiten von Kathrin Sachse unter dem Überbegriff Der Fotograf als Maler. Die Mediengestalterin aus Dreieich wählte Werke für die Rodgauer Art, die den Besucher an entlegene Orte führte. Alle Aufnahmen zeigten dokumentarisch den Verfall von Gebäuden oder Gegenständen und entführten durch die Art der Bildgestaltung in fremde Welten. Rostbefall auf einer Metallfläche mit dem philosophischen Ansatz: Die Gegenstände haben die besten Zeiten hinter sich gelassen.

Weniger Meter weiter zeigte Lothar Steckenreiter sein Skulpturenensemble Poesie in Holz. Eichenholz, das durch die Bearbeitung Stabilität und Instabilität in Kontext brachte; dazu an der Wand Werke aus Seide, die luftig und leicht Sensibilität widerspiegelten und somit im Gegensatz zum rauen Holz ihre Wirkung auf den Betrachter entfalteten.

Für die Verpflegung der Künstler und der Besucher sorgten zehn Ehrenamtliche des SOS-Helferkreises Nieder-Roden. Der Erlös kommt wie seit 27 Jahren Kindern in SOS-Kinderdörfern zugute.