Resolution gegen Fluglärm unterzeichnet Bürgermeister fordern im Namen der Bürger mehr Ruhe

Mehrere Bürgermeister verabschiedeten die Resolution gegen Fluglärm. Mit dabei auch Rodgaus Ratshauschef Jürgen Hoffmann (Sechster von links). Foto: Otterbein

Heusenstamm/Rodgau (kho) – Acht Kommunen aus dem Kreis Offenbach sowie die Stadt Ginsheim-Gustavsburg und die Gemeinde Messel mit zusammen mehr als 230.000 Einwohnern wehren sich gemeinsam gegen das Zweite Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz, das das Expertengremium Aktiver Schallschutz (ExpASS) im Januar vorgeschlagen hat und für das derzeit der Konsultationsprozess läuft. Die Bürgermeister von Rodgau, Egelsbach, Erzhausen, Hainburg, Heusenstamm, Neu-Isenburg, Obertshausen, Seligenstadt, Messel und Ginsheim-Gustavsburg haben am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Heusenstammer Rathaus eine Resolution vorgestellt und unterzeichnet, in der sie nach Angaben von Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas die Ablehnung der von ExpASS vorgeschlagenen Maßnahmen begründen und ihrerseits Forderungen stellen.

Nach Ansicht der Stadtregierungen der genannten Kommunen bringen die Maßnahmen keine Entlastung für eine große Zahl der betroffenen Kommunen. Vielmehr würde aus der vorgeschlagenen Verlagerung von Flugrouten lediglich eine Umverteilung des Lärms resultieren, zum Vorteil der Großstädte Darmstadt, Frankfurt und Offenbach und zum Nachteil der angrenzenden Städte und Gemeinden.

Durch die Festlegung neuer Flugrouten oder die zeitliche Ausweitung bereits bestehender Verfahren würden nach Ansicht der Rathauschefs lediglich neue Betroffenheiten entstehen.

Die Bürgermeister von Rodgau, Jürgen Hoffmann, und Hainburg, Alexander Böhn, erläuterten die Forderung nach Einbeziehung des Gesamtlärms in einen Maßnahmenkatalog. So müssten endlich die EU-Richtlinien zum Umgebungslärm umgesetzt werden, denn viele Menschen hätten zusätzlich zum Fluglärm unter Straßen- und Schienenlärm zu leiden Gerade Kommunen, die in hohem Maße Schienen- und/oder Straßenlärm ausgesetzt seien, könnten nicht noch zusätzlich durch Fluglärm belastet werden.

Reiner Seibold, Bürgermeister von Erzhausen, begründete die in der Resolution erhobene Forderung, die sogenannte Norah-Studie in die Ermittlung der Lärmbetroffenheiten einzubeziehen.

„Die Norah-Studie hat gezeigt, dass Fluglärm nicht nur krank macht, sondern auch der Grad des Belästigungsempfindens im letztten Jahrzehnt stark zugenommen hat“, so Reiner Seibold. „Der Frankfurter Fluglärmindex, der für die Berechnung der Lärmbetroffenenheiten beim Zweiten Maßnahmenpaket zugrunde gelegt wurde, berücksichtigt diese neuen Erkenntnisse nicht und ist dadurch nach unserem Erachten für die Lärmbetrachtung nur ungenügend geeignet.“

Laut Thies Puttnins-von Trotha, Bürgermeister der Stadt Ginsheim-Gustavsburg, erwarteten die Bürger, dass sie sich bei ihrer Wohnungswahl auf die gegenwärtige Wohnsituatuation und -ruhe verlassen könnten. In Gebieten, in denen kein passiver Lärmschutz erstattet werde, drohe durch die Verlagerung von Flugrouten eine stark zunehmende Zahl von Neubetroffenen. Daher werde in der gemeinsamen Resolution auch die Forderung gestellt, das Vertrauen in die zugesagte Wohnruhe zu schützen.

„Es wird noch zu wenig für den aktiven Schallschutz getan“, sagte der Neu-Isenburger Bürgermeister Herbert Hunkel. „Hier muss künftig viel mehr getan werden. Wenn etwa die Flugzeugflotten modernisiert würden, wäre eine Reduzierung des Fluglärms um bis zu 50 Prozent möglich. Eine weitere Forderung von uns lautet daher, zunächst den Lärm an der Quelle zu reduzieren“.

Als flankierende Maßnahme würde eine Verbesserung des Bahnangebots zu einer Abnahm der Kurzstreckenflüge führen, auch bei der Reduzierung des Bodenlärms gebe es bereits zahlreiche Neuerungen, die umfassend einzusetzen seien.

Der Seligenstädter Rathauschef Daniell Bastian wies darauf hin, dass Seligenstadt weniger als andere Kreiskommunen von Fluglärm betroffen sei, die Stadt sich aber solidarisch mit stärkrer betroffenen Kommunen zeige. „Die Kommunen haben ja keine Sicherheit“, so Bastian. „Auch wir plädieren dafür, den Fluglärm stärker an der Quelle zu reduzieren.“

Hainburgs Bürgermeister Aleander Böhn sagte, es gehe nicht darum, den Frankfurter Flughafen zu verteufeln. Die Kommunen dürften sich aber nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Rechtsanwalt Thomas Mehler, der die Stadt Heusenstamm in Sachen Fluglärm vertritt, sagte, die Lufthansa habe in Frankfurt statt der leiseren Flugzeuge vom Typ A 350 die älteren, die lauteren A 340 Modelle stationiert.

Eine Modell-Änderung könnte auch hier schon einiges bei einer von den betroffenen Kreiskomnmunben geforderten Fluglärmminderung vbewirken.

Am Ende der Pressekonferenz unterzeichneten die Vertreter der genannten Kommunen die Resolution, die Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas zufolge in den nächsten Tagen unter anderem an das Bundesamt für Flugsicherung, die verantwortlichen Landes- und Bundesministerien, die Fraport und die Lufthansa geschickt werden soll.