Rathauschefs lehnen neue Anflugroute zum Frankfurter Flughafen ab Kreis Offenbach: Bürgermeister haben Angst vor noch mehr Fluglärm

Die Bürgermeister der Kreis-Kommunen Heusenstamm, Hainburg, Mühlheim, Neu-Isenburg, Obertshausen, Rodgau, und Seligenstadt lehnen die Anflugroute „RNP-to-xLS“ zum Frankfurter Flughafen stritt ab, weil sie mehr Lärm für ihre Kommunen befürchten. Foto: Post

Heusenstamm (kho) – Die Bürgermeister von sieben Kommunen im Kreis Offenbach haben einen gemeinsamen Alptraum und der heißt „RNP-to-xLS“. 

Der an einen Roboter aus der „Star-Wars“-Filmreihe erinnernde Begriff ist die Bezeichnung einer Anflugroute auf den Frankfurter Flughafen, die quer durchs östliche Kreisgebiet führt und vom 26. Mai bis 31. August getestet wurde. „RNP-to-xLS“ bezeichnet einen satellitengestützten Anflug mit hoher Genauigkeit, mit dem Siedlungsschwerpunkte umflogen werden können. Stattdessen sollen schwächer besiedelte Bereiche überflogen werden um so weniger Menschen durch Fluglärm zu beeinträchtigen.

Kommunen könnten noch mehr von Fluglärm betroffen sein

Die Bürgermeister der Kommunen Heusenstamm, Halil Öztas, Hainburg, Bernhard Bessel, Mühlheim, Daniel Tybussek, Neu-Isenburg, Herbert Hunkel, Obertshausen, Roger Winter, Rodgau, Jürgen Hofmann, und Seligenstadt, Daniell Bastian, fürchten, dass diese neue Flugroute bald in den Regelbetrieb geht und den betroffenen Kommunen noch mehr Fluglärm als ohnehin schon beschert.

Kreis-Bürgermeister lehnen Anflugverfahren ab

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Heusenstammer Rathaus machten die Bürgermeister deutlich. dass sie das Anflugverfahren „RNP-to-xLS“ strikt ablehnen und sie sich dagegen aussprechen, dass dieser versetzte Anflug in den Regelbetrieb übernommen wird. „Dieses Verfahren stößt bei uns nicht auf Gegenliebe“, sagte Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas. „Es bedeutet eine zusätzliche Belastung für unsere Kommunen, zudem sind die Interessen der Kommunen nicht berücksichtigt“.

Bürgermeister schließen Klage nicht aus

Öztas zufolge hat es sich im Testlauf nur um einen oder zwei Überflüge pro Tag gehandelt. Sollte „RNP-to-xLS“ aber als Regelverfahren eingeführt werden, was die Rathauschefs für möglich halten, drohe den schon jetzt stark durch Straßen,- Schienen- und Industrielärm belasteten Kommunen eine deutliche Mehrbelastung durch Fluglärm. Im Falle einer Einführung der Route schließen die Rathauschefs eine Klage nicht aus.

Zweistellige Flugzeug-Zahlen pro Stunde

Der Luftfahrtexperte und Rechtsanwaltz Thomas Mehler, der von den Bürgermeistern der genannten Kommunen mit der Wahrnehmung der Interessen ihrer Kommunen betraut wurde, erklärte, die Kommunen säßen „planungsrechtlich auf dem Beifahrersitz“. Es sei für die Flugsicherung möglich, die Route ohne Beteiligung der Kommunen in den Regelbetrieb zu überführen. Er rechne bei einer Einführung von „RNP-to-xLS“ mit zweistelligen Flugzeug-Zahlen pro Stunde über dem Ostkreis.

Mühlheims Bürgermeister erklärt sich solidarisch

Mühlheims Bürgermeister Daniel Tybussek sagte, Mühlheim erkläre sich solidarisch mit den betroffenen Kommunen, obwohl die Mühlenstadt durch das genannte Anflugverfahren profitieren würde. „Die einzelnen Kommunen dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen“. so Tybussek. „Wir fordern endlich eine echte Lärmverminderung und keine weitere reine Lärmverteilungsmaßnahme.“ Einhellig kritisierten die Bürgermeister, dass die für den Fluglärm zuständigen Stellen, das Bundesamt für Flugsicherung und die Deutsche Flugsicherung in Langen, ihre Bemühungen einseitig auf lärmverteilende Maßnahmen richteten und die kommunalen Interessen - beispielsweise geplante Wohngebiete - missachteten.

Mehrbelastungen inakzeptabel

„Es sollten lieber Bemühungen zur Lärmreduzierung an der Quelle unternommen werden, etwa durch den Einsatz leiserer Flugzeuge“, so Heusenstamms Bürgermeister Öztas. „Durch Verlagerung einiger Flüge nach Süden werden unter dem Strich nur noch mehr Betroffene geschaffen. Das macht keinen Sinn“. Herbert Hunkel, der Bürgermeister der durch Fluglärm bereits stark gebeutelten Stadt Neu-Isenburg, sagte, es könne nicht sein, dass durch neue Flugrouten noch Lärm aufgesattelt werde. Mehrbelastungen seien inakzeptabel. „Eine kontinuierliche Reduzierung des Fluglärms, wie sie durch die kürzlich vom hessischen Wirtschaftsminister vorgestellte Lärmobergrenze angestrebt wird, muss in Gang gesetzt werden“, so Hunkel. „Dazu müssen sich die Lärmobergrenzen aber auch als wirksames Mittel erweisen“.

Nachtflugverbot erweitern

Der Hainburger Bürgermeister Bernhard Bessel bezweifelt, dass die Verschiebung der wenigen Flugzeuge, die aus technischen Gründen den versetzten Anflug überhaupt nutzen könnten, in den stark lärmbelasteten Bereichen etwa der Stadt Offenbach überhaupt als Entlastung ankomme.„Dagegen wird der Lärmanstieg in unserer Gemeinden von der Bevölkerung als deutliche Verschlechterung wahrgenommen werden“, so Bessel. Er verwies zudem darauf, dass anders als in den stark verlärmten Gebieten in den neu belasteten Siedlungsgebieten abseits der Hauptanfluglinie keine Schallschutzfenster eingebaut wurden, weil sie außerhalb des sogenannten Lärmschutzbereich lagen. Die Bürgermeister von Obertshausen, Roger Winterr, und Seligenstadt, Daniell Bastian, forderten, das geltende Nachtflugverbot müsse auf die Zeit von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens erweitert werden, die Lärmverteilung müsse aufhören, stattdessen müsse der Lärm an der Quelle bekämpft werden.

Wohngebiete bereits durch Verkehrslärm belastet

„Es wird übersehen, dass unsere Wohngebiete vor allem durch Verkehrs- und Gewerbelärm bereits belastet sind“, zeigte sich der Rodgauer Bürgermeister Jürgen Hoffmann besorgt über die Entwicklung. „Wir tun alles, um unsere Bürger vor dem Lärm der Autobahnen und der S-Bahn zu schützen und können dann gar nicht nachvollziehen, warum die für den Fluglärm zuständigen Stellen in Langen dann einfach unterstellen, dass wir einen Lärmaufschlag verkraften können.“