Auch Kollegen aus Rödermark dabei Rodgauer Feuerwehrleute üben Einsatz mit Chemikalien

Fässer rollen unter erschwerten Bedingungen. Auch das müssen Feuerwehrleute bei Gefahrguteinsätzen. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die Feuerwehr tritt in Aktion, wenn es für Teile der Bevölkerung brenzlig wird. Unter den Schlagworten retten, löschen, bergen und schützen sind die Hilfeleistungen gegenüber dem Volk zusammengefasst. Damit die Wehr für diese meist ehrenamtliche Aufgabe bestens gerüstet ist, heißt es üben, üben und nochmals üben. Zuletzt zwängten sich 18 Feuerwehrleute (darunter vier aus Rödermark) in die Chemieschutzanzüge, um für Einsätze mit Gasen und gefährlichen Flüssigkeiten gerüstet zu sein.

Im Fachjargon nennen es die Floriansjünger: Zur Bewältigung von Gefahrstoffen gerüstet zu sein. So drückte es der stellvertretende Stadtbrandinspektor Michael Gröschl am Rand der dreitägigen Ausbildungsveranstaltung aus. Sich in dem Schutzanzug aus Gummi zu bewegen war für die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine reichlich schweißtreibende Angelegenheit. Bei den Belastungsübungen galt es Säcke mit Bindemittel zu schichten sowie Fässer zu bewegen. Das trieb schnell den Schweiß aus den Poren. Besonders unangenehm im Gummianzug war die fehlende Luftbewegung. Da keinerlei Wind für Abkühlung sorgen konnte, standen die Einsatzkräfte schnell im „eigenen Saft“.

Das sind alles Übungen, die auch im realen Einsatz auf die Einsatzkräfte zu kommen können, erklärte Michael Gröschl die Auswahl der Belastungsübungen. Wie schnell solch eine Situation Realität wurde, erlebten etwa 50 Fachkräfte bei einem Chemieunfall von einigen Jahren im Gewerbegebiet Nieder-Roden. Mehrere Dutzend Einsatzkräfte waren gefordert um die durch Chemikalien kontaminierte Halle von der ausgelaufenen Flüssigkeit zu befreien. Die kräftezehrende Arbeit unter dem Schutzanzug ging im Einsatz schnell an die Substanz. Und die Atemflasche auf dem Rücken wollte auch getragen werden. Nicht umsonst waren und sind die Arbeitszeiten mit Schutzanzug geregelt. Schon das Anziehen und die spätere Dekontamination durch eine vor Ort eingesetzte Dusche banden Kapazitäten und kosteten Zeit. So kamen bei dem angesprochenen Einsatz zwischen 45 und 50 Feuerwehrleute zum Einsatz. Pro Einsatzperiode waren 30 Minuten vorgesehen inklusive der obligatorischen Reinigung des kontaminierten Anzugs. Selbst wenn der Auftrag beendet war, galt es die Flüssigkeiten abzutransportieren. Dafür hat die Wehr in Rodgau ihr Spezialfahrzeug auf dem Gelände der Feuerwehr-Nord stehen.

Kleinteile mit dicken Handschuhen aufheben? Keine leichte Sache!

Die Aufgaben bei Unfällen mit Chemikalien gehören zu den schwierigsten Einsätzen der Feuerwehrleute. Zwei bis drei Mal im Jahr rücken die Einsatzkräfte aus, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. Eine fundierte Ausbildung ist somit ein Muss zum Schutz der Bevölkerung und der Feuerwehrleute. Früher zeichnete die Landesfeuerwehrschule für diese Art der Ausbildung verantwortlich. Später brachen es die Organisatoren auf Landesebene auf die Kommunen herunter. So nannte sich das nun durchgeführte dreitägige Seminar Atemschutzgeräteträgerausbildung Teil II. Seit 2006 hat die Feuerwehr-Rodgau in sieben Lehrgängen 78 Teilnehmer ausgebildet, plus die 18 Kräfte aus dem aktuellen Ausbildungsblock.

Zu der theoretischen Ausbildung und der anschließenden Prüfung gesellten sich am Abschlusstag die ersten „Gehversuche“ mit der ungewohnten Bekleidung. Was im Alltag kein Problem darstellte, konnte unter den ungewohnten Bedingungen schnell zu einer kniffligen Herausforderung werden. Kleinteile mit den dicken Handschuhen aufzuheben musste ebenso geübt werden, wie die Kommunikation mit und ohne Funksprechgerät.

Als stellvertretender Stadtbrandinspektor hat Michael Gröschl selbst alle Gefahrgutlehrgänge absolviert bis hin zu den Strahlenschutzlehrgängen. Gemeinsam mit den Kameraden Markus Beck (stellvertretender Stabsstellenleiter) und Peter Riedel (Mitglied Feuerwehr Rodgau-Nord und beruflich Ausbilder im Gefahrgutzug der Berufsfeuerwehr Frankfurt) gestaltete Michael Gröschl die dreitägige Ausbildung. Patrick Moller vervollständigte das Quartett. Moller ist Mitglied der Feuerwehr Rodgau-Nord und Mitarbeiter bei der Flughafenfeuerwehr Fraport. Dort nimmt er teil an etwa 200 Einsätzen pro Jahr mit Gefahrgut.

„Es gibt Einsätze, da reicht der normale Schutzanzug nicht mehr“, erläuterte Gröschl am Rand des Lehrgangs. Dann greifen die Einsatzkräfte zum CSA, dem Chemieschutzanzug. „Wir haben 196 Einsatzkräfte in Rodgau“, rechnete Gröschl vor. Davon sind ein viertel CSA-Träger. Diese Personen haben die Ausbildung, um bei Notfällen mit Gefahrgütern für die Sicherheit sorgen können.