Singstunde live im Grünen am Eicheleck Sonntag-Verein Nieder-Roden geht aktiv auf Suche

Der Nieder-Röder Sonntag-Verein genoss eine Singstunde im Grünen. Die Sänger feierten dieses Jahr bereits ihren 140. Geburtstag und blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die letzte Probe vor der Sommerpause nutzte der Sonntag-Verein zum gemütlichen Treff in der Natur. Auf dem Gelände des Rassegeflügelzuchtvereins (am Eicheleck) servierten die Sänger schöne Melodien und genossen einen gemütlichen Sommerabend mit dem deftigen Essen der Geflügelzüchter.

Bei dem 1876 gegründeten Sonntag-Verein steht seit 32 Jahren die Singstunde-live im Veranstaltungskalender. Immer zur letzten Probe vor der Sommerpause strecken die Nieder-Röder ihre Hände aus nach frischen Stimmen, die sich dem gemeinsamen Gesang verpflichtet fühlen. Seit 1876 erheben sich die Männerstimmen zur Pflege des Liedguts. Nun wäre „frisches Blut“ im Chor herzlich willkommen. Aktuell geben 25 Männer dem Chor ihre Stimme.

„Es wird immer schwieriger, Neue zu gewinnen“, bringt es Erwin Oefner auf den Punkt. Der Musikdirektor gibt seit 1984 beim Sonntag-Verein den Takt vor. Die Älteren werden krank oder sterben, so Oefner weiter, und die Jugend hat andere Interessen und keinen Bezug mehr. Erwin Oefner beschreibt die Situation, mit der nahezu alle Männerchöre zu kämpfen haben. Sich nach Feierabend mit Gleichgesinnten zum Singen zu treffen, hat schon lange keine Konjunktur mehr. Zumindest nicht unter Männern. Der Musikdirektor beobachtet die Entwicklung in der Branche: „Viele Chöre waren früher reine Männerchöre und sind aufgrund der Situation zu gemischten Chören geworden“.

Am Sonntag ging es in die Heimat

Schon lange vor Oefners Zeit kam der Sonntag-Verein von der namensgebenden sonntäglichen Singstunde ab. Es muss wohl unter der Leitung von Dirigent Christian Manus vor mehr als 60 Jahren gewesen sein. Damals rückte die Pflege der Melodien auf einen Wochentag. In den Gründertagen war das noch ganz anders. Der Sonntag-Verein zählt zu den ältesten Klubs der Stadt. 1876 riefen sangesbegeisterte junge Männer die Vereinigung ins Leben. Der außergewöhnliche Name erklärte sich aus der Tatsache, dass die ersten Mitglieder von Montag bis Samstag bei ihren Arbeitgebern in den umliegenden Städten verbrachten. Sie kehrten nur am Sonntag in ihre Nieder-Röder Heimat zurück. Da blieb nur der erste Tag der Woche für gemeinsame Aktivitäten.

Bei der diesjährigen Singstunde-live wurden volkstümliche Lieder wie Opern- und Musicalmelodien angestimmt. Ausnahmsweise blieb der Sonntag-Verein dem Stammlokal „Zum Engel“ fern und genoss das Grün rund um die Anlage des Rassegeflügelzuchtvereins als Ambiente. Wer mitsingen möchte, besucht den Sonntag-Verein nach der Sommerpause freitags um 19.30 Uhr im Gasthaus „Zum Engel“.