Ausländerbeirat veranstaltet sein Mahl der Verständigung Sprache als „Werkzeug der Integration“

Frank Martiny (links) sprach über den Begriff „Heimat“. Bild: prochnow

Rodgau – Weniger über uns und mehr miteinander sprechen – das ist der Wunsch von Bürgermeister Max Breitenbach, den er beim „Mahl der Verständigung“ im Bürgerhaus Nieder-Roden vor Mitgliedern und Gästen des Ausländerbeirats äußerte. „Das ist mühsam, lohnt sich aber.“ Frank Martiny vom Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden sprach über die Heimat: „Bringt eine mit, gewinnt eine zweite dazu!“

In der Geschichte gab es schon immer Migrationsbewegungen, zeigte der Sprecher am Beispiel Nieder-Rodens, „nichts ist so beständig wie der Wandel“. Auf einem Luftbild deutete er auf Baracken am SGN-Sportgelände, in denen 1946 Geflüchtete und Vertriebene untergebracht wurden. Durch die „enorme Zuwanderung“ stieg die Einwohnerzahl von 2000 auf 2500, die Neubürger kennzeichnete ein fremder Dialekt – „ein kleiner Schock für die Alteingesessenen“.

1960 zählte der Ort 4 000, 1980 bereits 13 000 Menschen. „Es war schwer, eine gemeinsame Mitte zu finden“, blickte Martiny zurück. Er zitierte den Buchautor Gerhard Zwerenz aus der Gartenstadt, er kritisierte die „Steinwüste“ im Norden, die „chinesische Mauer“ von Bauherr Wolfgang Werner, fürchtete damals „Lärm, Enge, schlechte Luft und Gefahren“, hieß es. Vielen ging die Entwicklung des Viertels zu schnell. Martiny lud alle Neubürger und -bürgerinnen ein, sich in die Vereine einzubringen, zu engagieren und so die Zukunft mitzugestalten, zugleich ihre Herkunft zu bewahren. „Der Heimatverein ist übrigens nicht von Nieder-Rödern gegründet worden, sondern von Geflüchteten“, betonte der Referent. Fara Sall, der Vorsitzende des Beirats, befand, das deutsche Wort „Heimat“ sei kaum zu übersetzen, es beschreibe Gefühle.

Der 2015 nach Rodgau geflüchtete Kurde Mahmud Hajin hatte einen eigenen Text zum Thema verfasst und sieht die Sprache als „Werkzeug zur Integration“. Das Musik-Trio Ebenholz bereicherte den Abend um die Sprache der Musik. Bei internationalen kulinarischen Genüssen entwickelten sich viele Gespräche.
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