Schlussstrich unter ein sechsjähriges Tauziehen / Vertrag läuft 20 Jahre lang Stromkonzession erneut an EVO vergeben

Zufriedene Gesichter: Bürgermeister Max Breitenbach (Zweiter von rechts) und EVO-Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Meier (Zweiter von links) präsentieren den Konzessionsvertrag vor dem Rathaus. Mit im Bild: EVO-Technikvorstand Günther Weiß (links) und der städtische Energiedezernent Wolfram Neumann (rechts). Bild: stadt rodgau

Rodgau – Die Stadt Rodgau hat die Stromkonzession für die vier nördlichen Stadtteile erneut an die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) vergeben. Den Netzbetrieb übernimmt die Energienetze Offenbach GmbH (ENO), eine Tochter der EVO. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren, also bis 2043. Damit ist ein sechsjähriges Verfahren zu Ende.

„Wir haben eine gute Lösung gefunden, mit der beide Partner leben können“, meint Bürgermeister Breitenbach. Nun könne ein neues Kapitel der Zusammenarbeit aufgeschlagen werden.

EVO-Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Meier verspricht einen zuverlässigen, effizienten, verbraucherfreundlichen und nachhaltigen Betrieb des Stromnetzes. Wegen der Energiewende seien erhebliche Investitionen notwendig. Derzeit ertüchtige die EVO ihr Hochspannungsnetz in Stadt und Kreis Offenbach für rund 150 Millionen Euro. Der erhöhte Strombedarf in der Region resultiere aus der schnell zunehmenden Digitalisierung, dem Ausbau bei Wärmepumpen und E-Mobilität sowie aus dem Zuwachs der Bevölkerung. Allein in den vergangenen 15 Jahren seien die Einwohnerzahlen in Stadt und Kreis Offenbach um rund 45 000 gestiegen.

Der Konzessionsvertrag für die Stadtteile Weiskirchen, Hainhausen, Jügesheim und Dudenhofen läuft 20 Jahre. Nach zehn Jahren kann ihn die Stadt erstmals kündigen.

Von den Netzbetreibern der EVO und der Entega (für Nieder-Roden) erhält die Stadt derzeit jährlich 1,35 Millionen Euro an Konzessionsabgaben, weil die Leitungen unter öffentlichen Wegen liegen.

Der bisherige Konzessionsvertrag war Ende 2019 ausgelaufen. Seither wurde er stillschweigend verlängert.

Die Stadtverordnetenversammlung hatte 2017 beschlossen, die Stromkonzession für die vier nördlichen Stadtteile erstmals europaweit auszuschreiben. Das Vergabeverfahren zog sich über zwei Jahre hin und kostete mindestens 700 000 Euro (Stand: 2020). Neuere Zahlen waren gestern aus dem Rathaus nicht zu erfahren.

Den Zuschlag erhielt zunächst die Energieversorgung Rodau GmbH (EVR), an der die Stadt indirekt mit 51 Prozent beteiligt ist. Der Vertrag wurde Ende Oktober 2019 unterzeichnet. Zu einer Übergabe des Netzes an das Rodgauer Unternehmen kam es jedoch nicht: Die EVO klagte gegen die Vergabeentscheidung und war in zwei Instanzen erfolgreich. Das Oberlandesgericht Frankfurt erklärte den Vertrag mit der EVR für unwirksam. Laut Urteilsbegründung hatte die EVR die von der Stadt aufgestellten Eignungskriterien für den Netzbetrieb nicht vollständig erfüllt.
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