„Main DC” auf EVO-Campus nach einjähriger Bauzeit in Betrieb genommen / Investition von rund 160 Millionen Euro Rechenzentrum per Stream eröffnet

Die Fassadenarbeiten werden noch einige Wochen benötigen. Foto: EVO/Georg/p

Offenbach (red) – In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich einmal mehr die Bedeutung einer stabilen Internetverbindung. „Wenn unzählige Beschäftigte von einem Tag zum anderen mobil arbeiten, wenn Schüler online lernen, wenn Meetings nur noch als Videokonferenzen stattfinden, dann brauchen wir eine leistungsfähige Dateninfrastruktur“, sagt der EVO-Vorstandsvorsitzende Christoph Meier. Der Bedarf nach IT und Infrastruktur wachse beständig, und die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) schafft Abhilfe: Nach rund einem Jahr Bauzeit ist das „Main DC”-Rechenzentrum auf dem Campus der EVO mit einem öffentlich zugänglichen Live-Stream vor 300 Gästen in Betrieb genommen worden. Die ursprünglich geplante Feier war wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir machte deutlich, dass IT und Datenverkehr zur entscheidenden wirtschaftlichen Infrastruktur nicht nur im Rhein-Main-Gebiet geworden seien. „Zudem ziehen Rechenzentren andere Unternehmen an, deren Geschäftsmodelle auf digitalen Prozessen aufbauen“, führte Al-Wazir in einem schriftlichen Beitrag aus, da er wegen des teilweisen „Lockdowns“ kurzfristig die Teilnahme am Live-Chat hatte absagen müssen.

Auch für Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke ist „schnelles Internet heute die wichtigste Lebensader der Wirtschaft“. Ein moderner Standort für Produktion und Dienstleistungen benötige leistungsstarke Datenleitungen und ausreichend Datenspeicher. Auch die Bürger profitierten von schnellem Internet durch ein Plus an Lebensqualität, Komfort und Erreichbarkeit. Nach seiner Einschätzung stellt sich die EVO mit dem neuen Rechenzentrum sehr gut für die Zukunft auf. Gleichzeitig leiste der Versorger einen wichtigen Beitrag für die Stadt, um Offenbach für Unternehmen und deren Mitarbeiter noch attraktiver zu machen. Schwenke weiter: „Gemeinsam mit der EVO schaffen wir die Grundlagen für die weitere Entwicklung wichtiger Gewerbegebiete im Offenbacher Kaiserlei-Areal und auf dem künftigen Innovationscampus.“

Das neue Rechenzentrum hat eine Grundfläche von 7.800 Quadratmetern; für den Gebäudekomplex ist eine Bruttogeschoßfläche von 22.000 Quadratmetern vorgesehen. Die Räume für die Rechner und Computerserver sind rund 8.000 Quadratmeter groß. Darin finden rund 3.300 Computerracks Platz. Für den wesentlichen Teil der Leistung hat ein sogenannter Ankermieter bereits einen langfristigen Vertrag abgeschlossen.

Längst sei der „Energieriese Internet“ entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung geworden, urteilte Vorstandschef Christoph Meier. Die EVO habe daher bereits im Jahr 2018 beschlossen, sich an diesem Geschäft aktiv zu werden – denn die Verbindung Digitalisierung und Energie liege auf der Hand. Für den Betrieb des Rechenzentrums hat die EVO ein Tochterunternehmen namens „MAIN DC Offenbach GmbH“ ins Leben gerufen und zwei renommierte Partner mit an Bord geholt. Erstens die Vantage Data Centers, die ihre Stärken als international agierender Betreiber von Rechenzentren einbringt. Zweitens die Data Center Group, die für die Planung und den Bau des Rechenzentrums verantwortlich zeichnet. An der neuen Gesellschaft hält die EVO 50 Prozent der Anteile, Vantage 40 Prozent und Data Center Group zehn Prozent. Die Investition in das Rechenzentrum beläuft sich nach Worten des EVO-Chefs auf rund 160 Million Euro.

Server-Kühlung verbraucht die meiste Energie

Während des Live-Chats ließ EVO-Chef Meier keinen Zweifel daran, dass Rechenzentren und das Internet viel Energie verbrauchen. Daher hätten die Partner alles unternommen, um das Rechenzentrum so ökologisch wie möglich zu entwerfen und zu betreiben. „Das erreichen wir durch optimale Kühlung der Server, denn die Kühlung verbraucht die meiste Energie.“ Insgesamt werde das Data Center einen sogenannten PUE-Wert (power usage effectiveness) von höchstens 1,3 haben. Je geringer dieser Wert sei, desto effektiver arbeite das Rechenzentrum. „Damit liegen wir weit unter dem Durchschnitt in Deutschland.“

Das Rechenzentrum auf dem EVO-Campus entsteht in unmittelbarer Nähe eines der weltweit wichtigsten Internetknoten (DE-CIX) in Frankfurt. Der Komplex wird zugleich inmitten eines engmaschigen Stromnetzes mit dem EVO-Umspannwerk in seinem Zentrum angesiedelt. Das ergibt in zweifacher Hinsicht Sinn: Zum einen ist damit die schnelle Anbindung des Rechenzentrums an die weltweiten Datenströme sichergestellt. Zum anderen gewährleistet der zentrale Standort die bestmöglich sichere und zuverlässige Versorgung der Datenserver mit der notwendigen elektrischen Energie, was ein eindeutiger Standortvorteil für das Projekt ist.

Wie der EVO-Vorstandschef weiter berichtete, benötige Rhein-Main als Zuzugs-Region stetig mehr Energie: „Überall werden Baugebiete ausgewiesen, müssen Straßen gebaut, Kindergärten errichtet und Schulen erweitert werden. Entsprechend steigt auch der Strombedarf.“ Weil ohne Energie kein weiteres Wachstum möglich sei, investiere die EVO allein bis zum Jahr 2022 rund 35 Millionen Euro in den Ausbau des Hochspannungsnetzes. An dieses Netz sei jede Kommune in Stadt und Kreis Offenbach angeschlossen.

Trotz der Pandemie sind die Arbeiten laut EVO ohne größere Unterbrechungen verlaufen. Die Lieferketten funktionierten und ein Hygienekonzept sorgte für die Sicherheit der rund 200 Bauarbeiter, Handwerker und Techniker.