Hannes hat Mücken zum Fressen gern 18. Fledermausnacht im Stadt-Wald-Haus mit Show

Wiebke Dobbehaus und Tobias Strohmaier in einer Szene aus „Tanz der Vampire“. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Hannes und Valeria sind eine braune Kuschelgemeinschaft auf einem Moltontuch in einer durchsichtigen Plastikkiste. Vorsichtig hebt Ute Wernicke den Sichtschutz etwas an, damit man das unbewegliche Knäuel sehen kann. Das sind Fledermäuse? Die 18. Fledermausnacht im Stadt-Wald-Haus begann bereits um 15 Uhr. Stände waren rund um das Haus in der Nähe der Isenburger Schneise aufgebaut. Kuschel-Fledermäuse in allen Größen konnten gekauft werden, wer wollte, durfte basteln oder sich zu einem kleinen Batman schminken lassen.

Im mit viel Holz ausgestatteten Forum fanden Vorträge statt. Beispielsweise zum Thema „Begegnungen mit einheimischen Fledermäusen“. Zum Abschluss sollte auch eines dieser unglaublichen Flugsäugetiere gefüttert werden. Doch zunächst informierte Rainer Berg, Leiter des Stadt-Wald-Hauses, vor den rappelvollen Bankreihen über Fledermäuse. „Es sind keine Kuscheltiere. Wer Tiere liebt, lernt das frühzeitig, denn kein Tier lässt sich wirklich gerne anfassen.“

15 Fledermausarten gibt es in der Stadt Frankfurt und in ihren Wäldern. Typisch für alle Arten sind die Knochenstäbe zwischen der elastischen Flughaut, kurze Hinterfüße, große Ohren und ein beeindruckendes Gebiss. Die meist nachtaktiven Tiere begeben sich auf Insektenjagd – und finden damit gegenwärtig zunehmend schwierige Bedingungen vor. „In den letzten 27 Jahren ist die Anzahl der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen“, belegte Berg seine Ausführungen mit Zahlen.

Viele Fragen rund um die Flattermänner

Viele Fragen gibt es rund um die Fledermäuse. Wie erledigen sie ihre „Geschäfte“, wenn sie doch kopfüber hängen? Wie unterhalten sie sich? Dass sie miteinander kommunizieren, ist durch den Bat-Detektor nachgewiesen. Und was macht man, wenn eine Fledermaus ins Zimmer fliegt? „Gar nichts, ruhig bleiben und das Fenster auflassen. Die Fledermaus findet ihren Weg hinaus“, riet der Experte. In Deutschland beheimatete Flugkünstler fressen übrigens keine Mäuse oder ähnlich große Tiere. Aber eine Zwergfledermaus, die zwischen 3,5 und sieben Gramm wiegt, kann bis zu 4000 Mücken pro Nacht fangen.

Appetit hatte auch Hannes. Ute Wernicke nahm ihren Pflegling vorsichtig aus der Schachtel, hielt ihm einen Mehlwurm vor die Nase. „Hannes hat immer Hunger. Man kann ihn wecken, und er frisst sofort“, kommentierte Wernicke. Die Fütterung des Braunen Langohrs wurde mit einer Kamera auf eine Leinwand übertragen, so konnten alle etwas sehen. Die beiden an der Straße gefundenen Exemplare werden wohl noch eine Weile bei ihrer Pflegerin bleiben: „Es dauert lange, bis sie sich erholt haben werden“, meinte Wernicke.

Vortrag über Eulen und Exkursionen 

In einem weiteren Vortrag erklärte Martin Hormann von der Vogelschutzwarte etwas über andere Nachtschwärmer: Eulen. Ziemlich imposant, wie sie ihren Kopf um 270 Grad drehen können. Ihre Ohren sind nicht die abstehenden Federbüschel, sondern asymmetrisch angeordnete Öffnungen am Kopf, mit denen sie außerordentlich gut hören können. Vom gerade mal 60 Gramm leichten Sperlingskauz reichen einheimische Arten bis zum 3600 Gramm wiegenden Uhu. „Die Harry Potter-Romane und -Filme führten dazu, dass die Vogelschutzwarte Anfragen bekam, wo man einen Steinkauz wie Hedwig kaufen könne. Doch der Steinkauz ist als gefährdet eingestuft und natürlich nicht zu kaufen“, bemerkte Hormann.

Später, als die Dämmerung begann, ging es auf Exkursion. Sehen konnte man die Fledermäuse nicht, aber hören: Der Detektor machte es möglich und die Ultraschallrufe zwischen neun Hertz und 18 Kilohertz wahrnehmbar. Renate Rabenstein hatte außerdem eine fossile Nachbildung mitgebracht: Vor 48 Millionen Jahren flatterten bereits Fledermäuse über das Areal, auf dem sich heute die Grube Messel befindet.

Petra Zub zeigte an der Lichtfalle die von Fledermäusen als Futter begehrten Nachtfalter, durchaus zart gezeichnete, hübsche Schmetterlinge. Und was ist jetzt mit dem gefürchteten Vampir? Den gibt es in nur in Mittel- und Südamerika. Der 50 Gramm leichte und mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern nicht sehr große fliegende Säuger ernährt sich vor allem vom Blut kranker Rinder. Sehr selten gibt es aufgrund der Übertragung von Tollwut Opfer unter Menschen. Also war die Gefahr am Stadt-Wald-Haus verschwindend gering. Mal abgesehen von der Show „Tanz der Vampire“ – da gelang es Tobias Strohmaier und Wiebke Dobbehaus schnell, die Zuschauer mit ihrer Kunst zu verführen.