Rund 100 Besucher bei der Fledermausnacht im Krebsbachpark Den Mückenjägern auf der Spur

Was fliegt denn da? Mehr als 100 Besucher, darunter viele Kinder, begaben sich im Bruchköbeler Krebsbachpark in die Welt der Fledermäuse. Bild: Patrick Scheiber

Bruchköbel – Da sage noch einer, Fledermäuse hängen nur ab. Bis zur 40 000 Stechmücken kann eine gerade einmal vier Gramm schwere Wasserfledermaus während eines einzigen Sommers vertilgen.

Das ist eine gehörige Lebensleistung, wenn man bedenkt, dass die nachtaktiven Flieger bis zu 40 Jahre alt werden können. Wer so fleißig ist, muss natürlich auch ruhen. Und das tun die Fledermäuse im Winter, wie die Expertinnen Dagmar Stiefel und Dr. Renate Rabenstein jetzt bei der zweiten Fledermausnacht im Bruchköbeler Krebsbachpark berichteten.

Die Veranstaltung fand wie im Vorjahr auf Einladung der Bruchköbeler Bürgerhilfe, der städtischen Jugendhilfe sowie des Vogelschutzvereins Roßdorf statt. Die Fledermausnacht wird in 25 Staaten Europas zeitgleich ausgerichtet und soll vor allem den schlechten Ruf der Fledermäuse aufbessern. Das Blutsaugerimage hänge den Tieren eigentlich völlig zu Unrecht an, wie Dagmar Stiefel den Besuchern erläuterte. Denn mit der Vampirfledermaus, der sogenannten Desmodontinae, so der Fachbegriff, gebe es nur eine einzige Art, die mit Vorliebe das Blut anderer Säugetiere und manchmal auch von Menschen zu sich nehme. Die Vampirfledermaus lebe jedoch in Südamerika und habe mit ihren Zeitgenossen hierzulande, die sich von Mücken und Spinnen ernähren, wenig gemein. Rund um den Krebsbachpark, wo die Veranstalter am Samstagabend Quartier bezogen hatten, leben Wasser-, Zwerg- und Mückenfledermäuse, große und kleine Bartfledermäuse und der Große Abendsegler. Dagmar Stiefel hofft, dass auch Mausohren hier zu finden sind, hat aber selbst noch keine erspäht.

Die Tiere zu sehen, ist auch nicht so einfach, weil sie eben nachts unterwegs sind. Tagsüber verstecken sich die heimischen Arten vorwiegend in Bäumen oder in Gebäuden. Und im Winter lassen sie sich in Höhlen nieder, manche sogar in Südeuropa. Einige Fledermäuse machen es also den Zugvögeln gleich und suchen warme und feuchte Gefilde auf. Laut Stiefel haben sie die Fähigkeit, ihren Puls im Winter von den üblichen 100 Herzschlägen in der Minute auf sechs herunterzufahren. Und auch die Körpertemperatur sinkt im Energiesparmodus von 40 auf sechs Grad ab.

„Viele interessante Informationen haben unsere Besucher bekommen. Eine rundum gelungene Veranstaltung“, sagte Joachim Rechholz, der Vorsitzende der Bürgerhilfe. Zudem freute er sich über eine wesentlich höhere Resonanz als im Vorjahr. Rund 100 Kinder erfuhren an den sieben Stationen Spannendes über die Tiere und ihre Lebensgewohnheiten. Die Wissbegierigen wurden mit einem Fledermaus-Anstecker, einer Urkunde und einer kleinen Süßigkeit belohnt.

Auch Bürgermeisterin Sylvia Braun und der Landtagsabgeordnete Thomas Schäfer interessierten sich für das Spektakel, das Nacht für Nacht im Bruchköbeler Krebsbachpark zu sehen und auch zu hören ist. Denn dank Ultraschall-Detektoren konnten Dr. Renate Rabenstein und Dagmar Stiefel die Ortungsrufe der Tiere hörbar machen. Gegen den noch etwas hellen Nachthimmel waren auch die Tiere im Flug sichtbar. „Ein Live-Erlebnis der besonderen Art“, bilanzierte Joachim Rechholz.

Von H. Weber-stoppacher