Nabu informiert über Fledermäuse Weg vom Dracula-Mythos

Fledermaus im Fokus: Zuhörer Jan Buchner hilft Rudolf Keil (im Hintergrund), seine Exponate zu zeigen. Foto: mangold

Egelsbach – Dem Säugetier, das in der Finsternis flattert, haftete über Jahrhunderte ein düsteres Image an – zumindest im europäischen Kulturkreis. „Fledermäuse standen im negativen Gegensatz zu Engeln“, erklärt der Dietzenbacher Rudolf Keil am Samstag am Bruchsee in Egelsbach. Zur 25. Internationalen Fledermausnacht („Batnight“) hatte der Naturschutzbund Nabu Langen-Egelsbach den Spezialisten eingeladen, um Besuchern die Tiere näherzubringen.

Nabu-Vorsitzende Susanne Mönke-Cordts sagt, sie habe nicht vermutet, dass so viele kommen. Keil habe jedoch prophezeit: „Fledermäuse ziehen immer“. 100 Interessierte tragen sich in die Corona-Listen ein, vor allem Familien mit Kindern.

Viele verbinden die Tiere mit dem Dracula-Mythos. Ein Kind drückt sich an die Beine seines Vaters, als Keil erzählt, Vampire gebe es tatsächlich. Schaudern muss sich hierzulande niemand: Keil zeigt das Bild eines Exemplars, das am Bein eines Huhnes leckt. Vampirfledermäuse leben in Südamerika, ritzen nachts vor allem Rinder, um deren Blut zu trinken.

Nach dem Theorieteil führt Keil die Teilnehmer in ein Jagdrevier der Tiere auf Höhe des Geländes von „Birkensee Beerenkulturen“. Er trägt einen Detektor bei sich, der über einen Lautsprecher die Rufe der Fledermäuse wiedergibt: Sie ähneln einem Klappern. Anhand der Frequenz von 44 Kilohertz weiß Keil, „das sind Zwergfledermäuse“. Die Tiere fiepen nicht vor sich hin, „sie geben laute Schreie ab“. Doch das menschliche Ohr vernimmt maximal 20 Kilohertz. Der Energiebedarf einer Fledermaus wirkt gewaltig, „täglich muss sie ein Drittel ihres Gewichts fressen“.

Als Dunkelheit herrscht, lässt Keil ein Kind mit seiner Rotlichtlampe übers Wasser leuchten. Blind sind die Tiere nicht, „weißes Licht ist zu grell“. Nur Zentimeter entfernt flattern die hiesigen Fliegenfledermäuse über den Bruchsee.

Die Kälte, die bis in den Mai herrschte, wirkte sich miserabel auf die Population aus. Keil erzählt, dass er Anrufe von Hausbesitzern bekam, deren Wände voller kleiner Tiere hingen. Nachwuchs, für den die Mütter keine Milch mehr hatten. Keil sammelte viele ein, die die Pflegestation in Obertshausen an Helferinnen verteilte.

VON STEFAN MANGOLD