Das Bild vom Orient Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum

Isabelle und Cora, im Hintergrund die Ausstellung „Das Bild vom Orient“. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Der Orient, ein exotisches Gebiet aus Tausendundeiner Nacht? Und welche Länder gehören eigentlich dazu? Etwa 50 Schüler der elften Klasse des Max-Beckmann-Gymnasiums haben sich über das Thema seit September 2016 Gedanken gemacht, nachgeforscht, wie sich das Bild in den vergangenen drei Jahrhunderten verändert hat. Klischees gibt es viele, sie reichen von den Märchen der Scheherazade über Turbane und Pluderhosen, Zwiebeltürme und kunstvoll gestaltete Gewänder bis hin zu tief verschleierten Geheimnissen.

„Im Deutschen Architekturmuseum (Dam) gibt es schwer lesbare Pläne, jede Menge Modelle, Fotos und manchmal Filme – so in etwa sind die Vorstellungen derer, die uns nicht kennen. Ich weiß, das ist eigentlich eine unterirdische Beschreibung unseres Hauses. Aber eins ist sicher: Das Museum zeigt nur Abbilder. Deshalb gehen wir, die Architekturvermittler, in Bildungseinrichtungen, um Mädchen und Jungen für Architektur, der man täglich im eigenen Umfeld begegnet, zu begeistern“, sagte Christina Budde, Kuratorin Architekturvermittlung, zur Eröffnung der Ausstellung „Das Bild vom Orient“.

Vorurteilen auf der Spur

Zu den Oberschülern aus zwei Kunstkursen der Max-Beckmann-Schule sei eine besondere Verbindung entstanden: „Noch nie wurde ein Thema so tiefgründig und komplex behandelt. Das verdient Respekt.“ Budde dankte auch den Lehrerinnen, sie räumten trotz angespannter Situation „ein Stück Stundenplan“ dafür frei. Mit den Dam-Projektleitern Arne Winkelmann und Emek Sarigül wurde diskutiert, im urbanen Raum nach „Orientalischem“ geforscht, gesammelt, ausgewertet, abstrahiert, verfremdet, neu gestaltet. Der Fokus lag auf Architektur. „Der Orient ist ein schwieriger Begriff, der zunächst geklärt werden musste“, erläuterte Winkelmann. Heute bezieht sich der Begriff auf den Nahen Osten und die arabisch-islamische Welt mit Türkei, Iran, Afghanistan und Nordafrika. „Wir waren Vorurteilen auf der Spur“, fügte Sarigül hinzu. „Ein Dank gilt auch allen beteiligten Schülern, denn zum üblichen Stoff kam noch ein weiteres Thema hinzu. Sie haben sich eingearbeitet, mit Besessenheit gezeichnet“, sagte Lehrerin Marion Roters.

Ausstellung ist bis 28. Mai zu sehen

Isabelle und Cora berichteten von den Anfängen: „Es begann mit einem Brainstorming, dann haben wir in Gruppen verschiedene Unterthemen bearbeitet und waren auf Safari durch Frankfurt. Wir haben selbst Fliesen hergestellt und Fenstergitter (Mashrabiyas) angefertigt. Schließlich haben wir das Bild vom Orient neu erarbeitet und den Blick geschärft.“ David und Patrick beschäftigten sich mit den Spuren des Orients in der klassischen Musik und hielten einen kleinen, aber sehr fundierten Vortrag mit Musikbeispielen, die über das bekannte Rondo „Alla Turca“ aus Mozarts Klaviersonate Nr. 11 von 1783/84 hinausgingen.

Im zweiten Obergeschoss hat das „Haus im Haus“ die Ausstellung der Schüler aufgenommen. Klischees wie der Mohr einer bekannten Schokoladenfirma und die Zwiebeltürmchen auf allerlei Esswaren und Tees gehören genauso dazu wie das Maurische Haus im Frankfurter Nordend – ein Unikat des Historismus, erbaut im „orientalischen Stil“ von J. F. Weinsprenger 1856/57. Und natürlich die schönen Mashrabiyas an den Fenstern. „Es war ein interessantes Projekt, das viel Spaß gemacht hat“, fanden Isabelle und Cora. Der Kulturfonds FrankfurtRheinMain unterstützte die Arbeit im Rahmen des Programms „kunstvoll“. Die Ausstellung ist bis zum 28. Mai am Schaumainkai 43 zu sehen.