Galerie-Ausstellung in der Mediathek des Deutschen Filmmuseums Promis mit Schlafbrillen

Hannelore Elsner und Freddy Langer. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Auf die Idee mit den Schlafbrillen kam der Redakteur und Fotograf Freddy Langer eher zufällig. Nach einer durchfeierten Nacht mit einem Gast aus Frankreich suchte dieser bei Langer nach seiner Schlafmaske. Langer hielt früh halb fünf noch schnell das bebrillte Gesicht mit der Polaroid-Kamera fest. Das war im Mai 1981. „Am nächsten Morgen ging ich zum Bäcker, stellte mir den mit einer Schlafbrille vor. Aber das interessiert wohl keinen. Besser wäre schon Madonna, die ich auf einem Plakat sah“, erzählte Freddy Langer zur Vernissage der Galerie-Ausstellung in der Mediathek des Deutschen Filmmuseums. Aber wie kommt man an Promis? Langer sprach mit Fotografenkollegen, schließlich kam bei einem Aufenthalt in den USA ein erster Termin mit Andy Warhol zustande. Doch statt Warhol setzte zunächst Josef Beuys solch ein Accessoire auf, Langer drückte auf den Auslöser.

„83 Einzel- und Doppelporträts hängen in der Ausstellung, einige Künstler inszenieren sich, andere nicht. Wie kommt das?“, will die Direktorin des Deutschen Filminstituts Claudia Dillmann wissen. „Das liegt ganz im Ermessen des Künstlers“, antwortete Freddy Langer. Veranstaltungen wie die Verleihung der Goldenen Kamera seien Glücksfälle für den Schlafbrillen-Fotografen, da kämen schon einmal 45 Bilder in einer Nacht zustande. Und wenn man bereits einige Große vor der Linse hatte, zöge das andere nach sich. Langer habe die meisten Bilder mit der Polaroid fotografiert, einige davon seien im Filmmuseum entstanden – das mit Klaus Lemke beispielsweise. Auch dabei spielte der Zufall eine Rolle, Langer traf Lemke auf der Herrentoilette, traute sich aber nicht, ihn sofort anzusprechen. Das Motiv vor dem Spiegel fand der Fotograf sofort super. Also fragte Langer den Regisseur später, Lemke ließ sich darauf ein.

Über 500 Schlafbrillen-Porträts sind im Laufe von mehr als 30 Jahren zusammengekommen. „300 der so fotografierten könnte man auf Anhieb erkennen“, meinte Langer. Mario Adorf, Wolfram Koch, Armin Rohde, Hannelore Hoger, Andy Warhol, Wim Wenders, Hanna Schygulla, Claudia Cardinale, Geraldine Chaplin, John Malkovich und Dennis Hopper gehören sicher dazu. Und Hannelore Elsner – die kam höchstpersönlich zur Vernissage.

Freddy Langer fragt übrigens nur einmal, bekommt entweder ein „Ja“ oder eine Absage. „Ich überzeuge niemanden, der so nicht abgebildet werden will“, erklärte er. Auch bastle er nicht digital an den Fotos herum. Die Erklärung, warum er meistens Polaroids aufnimmt, ist ganz simpel: „Die kann man signieren“, sagte Langer. Er bringt zu den Terminen selbst zwei verschiedene Schlafbrillen mit, machte zuerst nur zwei, später drei Polaroids: „Eine Aufnahme schenke ich dem Künstler“, verriet er.

Es ist eine Art Versteckspiel, der Prominente sieht ja nicht in die Kamera, wird mit der Schlafmaske über den Augen „abgeschossen“. „Das ist schon ähnlich wie bei einer Exekution“, gab Langer zu. Dabei gäbe es in letzter Zeit zunehmend mehr von den Künstlern selbst angeregte Inszenierungen. So wie Ulrich Noethen, der bebrillt den Zucker nicht in den vor ihm stehenden Kaffee, sondern daneben schüttet. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juli im Haus am Schaumainkai 41 im Bereich hinter der Kasse zu sehen.