Grünes Sachsenhausen bringt Sämereien ins Bibliothekszentrum – Mitstreiter gesucht Saatgut im stetigen Kreislauf

Andrea Hensgen mit dem Saatgut-Rollwagen im Bibliothekszentrum.

Sachsenhausen (jf) – Liebesromane, Krimis, Ratgeber und – Sämereien? Tütchen mit Gemüse- und Kräutersamen würde man nicht unbedingt in einer Bücherei erwarten. Aber im Bibliothekszentrum Sachsenhausen gibt es das. Die in Sachsenhausen lebende Schriftstellerin Andrea Hensgen entwickelte im vergangenen September mit weiteren Mitmachern des Bündnisses Grünes Sachsenhausen die Idee, im Bibliothekszentrum mit kostenlosen Saatguttüten einen Sämereien-Kreislauf anzustoßen. Das kommt bei den Besuchern gut an.

Die Mitinitiatorin Hensgen staunt: „Viel ist ja nicht mehr da!“ Ein ganzer Rollwagen ist dem Thema gewidmet: Ein Aussaatkalender vermittelt Wissen über Gemüse von Auberginen bis Zwiebeln und Kräuter von Basilikum bis Zitronenmelisse. Und selbstverständlich gibt es Bücher rund um die Themen Pflanzen und Gärtnern. Die Idee hinter der Aktion ist, das aus eigenem Anbau stammende, nicht hybride Saatgut kostenfrei mit nach Hause oder in den Garten zu nehmen, nach der hoffentlich gelungenen Anzucht und Ernte den Samen zu sammeln, zu trocknen und in Tüten, die als Vordrucke schon bereitliegen, wieder zurück in die Bibliothek zu bringen. „Wenn es funktioniert, ist es ein Kreislauf mit sich selbst regenerierendem Saatgut“, erklärt Hensgen.

Sie gehört zu den vier Frauen, die 2018 das Bündnis Grünes Sachsenhausen gründeten und die Vision hatten, Brachflächen mit heimischen Pflanzen aufzuwerten und so die Biodiversität sowie ein gutes Stadtklima zu fördern und Nahrung für Insekten zu bieten. „Bürgerinnen und Bürgern können direkt vor Ort etwas tun, Menschen könnten miteinander in Verbindung kommen“, sagt Hensgen. Mit der Stadt Frankfurt war ein wohlwollender Kooperationspartner gefunden. Das Bündnis suchte Plätze aus, das Grünflächenamt bereitete sie für die Bepflanzung vor. Beispielsweise wurden Baumscheiben gegenüber dem Bistro und Café der Fleckenbühler in der Stegstraße bepflanzt. „Es gibt genügend Flächen, von Baumscheiben über Beeten bis hin zu Brachen. Leider gibt es aber zu wenig Engagierte“, muss Hensgen nach vier Jahren feststellen. „Es geht darum, regelmäßig zu gießen und Verunreinigungen zu beseitigen. Eigentlich müsste das zu schaffen sein“, sagt sie. Gießen sei gerade in der ersten Saison wichtig. Wenn sich die Pflanzen gut entwickeln, kommen sie später auch über ein paar trockene Tage.

In den vergangenen Wochen haben sich vier junge Menschen beim Bündnis gemeldet und wollen mithelfen. „Außerdem suchen wir Gartenbesitzer, denen die Gartenarbeit möglicherweise zu schwer fällt oder die keine Zeit haben. Auf einer sonst sich selbst überlassenen Fläche könnte man ein Urban Gardening Projekt einrichten“, sagt Hensgen.

Angesiedelt ist das Bündnis Grünes Sachsenhausen unter dem Dach des BUND. Interessierte finden auch in dem Netzwerk nebenan.de Hinweise dazu. „Es wäre wirklich schön, wenn wir noch Mitstreiter gewinnen könnten“, hofft Hensgen.