Vom Alltag zweier Klinikseelsorgerinnen an der Uniklinik In Sorge um die Pflegekräfte

Sabine Bruder arbeitet seit zehn Jahren als Seelsorgerin an der Uniklinik. Foto: ERV/Seelsorge Uniklinik/p

Sachsenhausen/Niederrad (red) – Planbar ist wenig, existenziell sind die Fragen, die an die katholische Pastoralreferentin Sabine Bruder und die evangelische Theologin Sybille Neumann in der Frankfurter Uniklinik herangetragen werden, hingegen sehr oft.

Bei den beiden geht es um Leben und Tod. Tag für Tag – oder zumindest an fast jedem Tag. Sybille Neumann, evangelische Pfarrerin und Pädagogin und Sabine Bruder, katholische Pastoralreferentin, arbeiten als Krankenhausseelsorgerinnen in der Frankfurter Uniklinik. Neumann ist 53 Jahre alt und hat gerade ihre ersten 100 Tage in der Neugeborenstation und Gynäkologie hinter sich, Bruder (58) ist seit rund zehn Jahren in der Hochschulklinik am Mainufer tätig. Zehn Personen umfasst das ökumenische Seelsorgeteam, vier sind evangelisch, sechs katholisch.

424.931 Quadratmeter misst die Fläche der Uniklinik – ohne die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim. Neumann findet die Strecken, die auf dem Gelände zwischen den Gebäuden zurückgelegt werden müssen, beachtlich. In der Neonatologie, in der Geburtshilfe, begleitet sie Mütter und Väter von Frühgeborenen oder erkrankten Neugeborenen, die oft lange Zeit in der Klinik verbleiben müssen. Sie wird vom Stationsteam hinzugezogen wenn Eltern sich nach der Geburt mit einer todbringenden Erkrankung des Neugeborenen konfrontiert sehen, oder eine Behinderung für ihr Kind diagnostiziert bekommen: Neumann steht Eltern zur Seite, die kurz vor der Entbindung erfahren, dass Ihr Baby nicht lebensfähig sein wird. Neumanns Auftaktpensum beinhaltete die Mitgestaltung eines Gottesdienstes für die Angehörigen verstorbener Kinder. Zudem hat sie die Pflegedienstkleidung angezogen und auf verschiedenen Stationen hospitiert.

Viele „Tür- und Angelgespräche“ führt Bruder mit dem Pflegepersonal. Corona drücke auf Gemüter und Nerven – so erleben es beide Seelsorgerinnen, sie machen sich Sorgen, dass der Mangel an Pflegekräften noch eklatanter werden könnte. Für mehr als eine kurze Stimmungsmeldung reicht es bei den Kurzgesprächen an den Türschwellen nicht, „da hätte ich gerne mal mehr Zeit“, sagt Bruder.

Einen Ausschnitt aus einem Tag, aus einem Doppelzimmer der Onkologie, schildert die katholische Pastoralreferentin Bruder. Eine Patientin, sie wird palliativ behandelt, liegt dort, „ihr ist bewusst, es ist ihr letzter Tag bei uns“. Im Nachbarbett eine weitere Frau, auch bei ihr ist der Krebs fortgeschritten, mit ihr ist Bruder ins Gespräch gekommen. Den Tod unweit vor Augen, das eigene Leben auch sichtlich begrenzt, hat die Patientin erzählt. Lange. Die Seelsorgerin nimmt sich dafür die Zeit. So etwas wie eine „Bilanzierung“ unternähmen die Menschen oftmals in solch einer Situation, „das ist vielleicht ein bisschen technisch ausgedrückt“, aber der Begriff passe schon zu dem Sinnieren über das was war und das was bleibt, Fragen zu Gott gliedern sich da ein.

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