Start am Uniklinikum liegt schon zwei Jahre zurück, aber jetzt ist es offiziell Seelsorgerinnen in Dienst eingeführt

Sybille Neumann, Alexandra Rochwalsky und Marita Cannivé-Fresacher an der Uniklinik. F.: Anne Zegelman/p

Sachsenhausen/Niederrad (red) – Drei Klinikseelsorgerinnen der Uniklinik sind Ende Juni mit einem Festakt in den Dienst eingeführt worden. Doch wirklich neu ist nur eine von ihnen; die anderen beiden arbeiten schon seit einem beziehungsweise sogar zwei Jahren im Seelsorge-Team der Klinik. Wegen der Pandemie konnte der offizielle Akt erst jetzt stattfinden – wichtig ist er trotzdem.

„Klinikseelsorge – wir müssen immer wieder ins Gespräch bringen, was Klinikseelsorge bedeutet“, sagt Pfarrerin und Diplom-Pädagogin Sybille Neumann. Als ein Beispiel erzählt sie, dass eine Angehörige sofort anfing zu weinen, als sie das Zimmer betrat. Die Pfarrerin – ist das nicht die, die kommt, wenn es zu Ende geht? Es stimmt ja, Begleitung am Lebensende ist ein Aspekt der Arbeit der Klinikseelsorgerinnen, aber beileibe nicht alles, was Seelsorge umfasst. Da gilt es den Blick zu weiten.

Marita Cannivé-Fresacher, Pastoralreferentin, neben ihrer katholischen Kollegin Alexandra Rochwalsky und Neumann eine der drei Seelsorgerinnen an der Uniklinik, die von der evangelischen Prodekanin Amina Bruch-Cincar und Diözesanreferent Elmar Honemann vom Bistum Limburg am 24. Juni in ihr Amt an der Uniklinik eingeführt wurde, stellt bei dem Gang über das weitläufige Areal am Niederräder Mainufer klar: „Wir sind 24 Stunden ansprechbar, das ist für mich ein wertvoller Dienst.“

Für ihre Aussage: „Wir sind nicht nur Seelsorgerinnen am Krankenbett, sondern für alle Menschen in der Klinik ansprechbar“, erntet Cannivé-Fresacher von den beiden Kolleginnen Kopfnicken. Sie sitzen nicht daneben, fragen ab, überfallen mit Bibelzitaten. Vor allem sind sie da, die katholischen und evangelischen Seelsorgerinnen, wenn jemand reden will, übers Leben, Sterben, über geglückte und gescheiterte Beziehungen, über familiär langjährig Schwelendes oder ein am Tag geschehenes Detail. Beim Wechsel der frischen Blumen in der Kapelle in Haus 23 – nebenan gibt es auch einen muslimischen Andachtsort – oder in der orthopädischen Abteilung Friedrichsheim kommt es zu ungeplanten Begegnungen. Auf dem Flur, wenn jemand übers Namensschild das Arbeitsfeld erkennt, werden Neumann, Cannivé-Fresacher und Rochwalsky adressiert, aber natürlich auch bei Besuchen an den Krankenbetten.

„Ich gehe immer erst zum Stützpunkt auf den Stationen“, erzählt Neumann, sie fragt beim Pflegepersonal nach, wer Bedarf haben könnte. In der Regel würden Namen von Patienten genannt. Es könne aber auch passieren, dass Mitarbeitende ihre Seele öffneten, weil die Arbeit sie erschöpft, in der Klinik Erlebtes nicht mit dem Kittel abgelegt werden kann. Neumann, Cannivé-Fresacher und Rochwalsky werden auch von Angehörigen oder Patienten kontaktiert oder stellen sich neuen Patienten vor. Neumann, 53 Jahre, hat die Schwerpunkte: Neonatologie, Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Begleitung von Müttern, Vätern, Eltern bei schwierigen Schwangerschaften und Geburten. Neben Theologiestudium und Seelsorgeausbildung ist Cannivé-Fresacher, 57, ausgebildete Supervisorin. Sie kümmert sich um onkologische und allgemein-pädiatrische Stationen des Zentrums für Jugendmedizin und Orthopädie, Rochwalsky ist mit zehn Stunden Ansprechpartnerin in der Dermatologie und auf der Station für Stammzellentransplantation.