Kuscheltiere beim Onkel Doktor Teddyklinik nimmt Kindern die Angst vorm Krankenhaus

Lena hört ihr Stofftier Anni ab, Dr. ted. Laura berät sie dabei. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Medizinstudentin Nadja hat einen riesigen Teddy mit einem verbundenen Arm auf dem Schoß. Das Plüschtier ist größer als die meisten Kinder, die gerade angekommen sind und sich anmelden. „Der Bär hier wollte den Bienen den Honig klauen, ist auf den Baum geklettert, gestochen worden und vor Schreck herunter gefallen. Er hat seinen Arm gebrochen, war gleich in der Teddyklinik, und nun geht es ihm schon viel besser“, erzählt Nadja. 

So große Lieblinge haben die Kinder nicht mitgebracht, das wäre auch viel zu schwer und zu unhandlich. Aber Häschen, eine Biene, Teddys, Püppchen und Äffchen haben die Vier- bis Sechsjährigen aus Frankfurter Kitas dabei. An insgesamt vier Tagen behandeln über 100 angehende Ärzte die Plüschtiere gemeinsam mit den Kindern. Vor zehn Jahren ist das Projekt Teddyklinik ins Leben gerufen worden. „Wir haben diese Aktion von Anfang an gerne unterstützt. So kann Kindern die Angst vor dem Krankenhaus genommen werden“, sagt Bruno Seibert, Vorstandsvorsitzender der Kinderhilfestiftung. Seit 2017 hat sich das aus sechs Studierenden bestehende Organisationsteam neu gebildet. „Unsere Vorgänger bereiten ihre Approbation vor, jetzt sind wir drei Jahre lang für die Teddyklinik zuständig“, erklärt Meike Steinhauer.

Ein Saal im Studierendengebäude hat sich in ein Krankenhaus verwandelt. Bunte Luftballons schmücken den großen Raum mit einem abgetrennten „OP-Bereich“, verschiedenen Behandlungsplätzen und einem „Röntgengerät“. Zuerst wird die Krankenakte ausgefüllt. Die sechsjährige Louisa ist mit ihrem rosa Plüschelefanten Emily gekommen. Die Emily ist vom Fahrrad gefallen, nun muss genau untersucht, ja sogar geröntgt werden. Oh je, das Bein ist gebrochen! Es muss versorgt werden. „Ich gebe dir noch ein Rezept mit“, sagt Dr. ted. Dilara und schreibt Obst für beide auf. „Besonders mag ich Erdbeeren mit Schokosoße“, verrät Louisa. „Kuscheln ist auch ganz wichtig, damit die kleine Patientin schnell wieder gesund wird“, bemerkt Dr. Dilara.

Beutel mit Obst und Gummibärchen als Geschenk

Nebenan sorgt sich Raphael um seinen Hasen, der Asthma hat, ähnlich wie Raphael selbst, der unter einer Pollenallergie leidet und Nasentropfen und Sirup einnimmt. „Im Winter ist es viel besser“, weiß Raphael. Dr. ted. Laura berät beide. Angst hat Raphael nicht: „Ich finde es hier einfach gut“, sagt er, nimmt Hasi in den Arm und geht mit der künftigen Ärztin zur Apotheke, die von Pharmaziestudenten geleitet wird. Jedes Kind erhält noch einen Beutel mit Obst, Gummibärchen und einem Flyer von Akik, dem Aktionskomitee Kind im Krankenhaus. Prof. Dr. Thomas Klingebiel, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ist auch auf einen Sprung vorbeigekommen, unterhält sich mit den Kindern und den künftigen Ärzten. „Die Teddyklinik ist eine gute Möglichkeit, Kinder spielerisch über das Krankenhaus zu informieren“, sagt er.

Lena hat ihre Anni mitgebracht, beide haben wohl stürmische Zeiten erlebt, denn ein Baum ist auf Anni gefallen. Nun hat die Plüschfigur mit den großen Augen eine Wunde am Kopf. Fieber wird gemessen, Lena setzt das Stethoskop auf und hört Annis Herz ab. „Die Schürfwunde muss zunächst gereinigt werden“, stellt Dr. ted. Laura fest. Dann kommt ein buntes Pflaster auf die Wunde. Noch eine Spritze gegen Entzündung und Fieber, ein Rezept mit Obst und ein guter Rat: „Du musst gut auf Anni aufpassen.“ Lena nickt.

Faszination und Interesse für das Thema

Laura, Medizinstudentin im zweiten Jahr, nimmt erstmals an der Teddyklinik teil: „Die Kinder bringen viel Faszination und Interesse für das Thema mit. Manche brauchen etwas länger, um zum Behandlungstisch zu gehen, oder nehmen einen Freund mit. Andere sind richtig mutig und helfen im ‚OP’. Die Teddyklinik ist super organisiert. Ich könnte mir schon vorstellen, Kinderärztin zu werden, doch bis dahin sind noch einige Praktika zu absolvieren“, resümiert sie. Und kümmert sich um den nächsten Plüschpatienten.