HÖR-MAL IM DENKMAL Barocksolisten begeistern in Basilika Deutsches sowie Italienisches, galant, tänzerisch und festlich

Gänsehaut in der Klangkirche bekamen die Darmstädter Musiker selbst.

Seligenstadt – Zum Tag des offenen Denkmals sowie zum Klassik-Sommer begeisterten die Darmstädter Barocksolisten unter Leitung von Ethen Emre Tamer in der Basilika. Für die Organisation zeichnete der Kulturring Seligenstadt in seiner Klosterkonzert-Reihe verantwortlich. Solist war Barocktrompeter Manfred Bockschweiger.

Das Ensemble des Staatsorchesters Darmstadt demonstrierte, wie italienische Kompositionen von Vivaldi, Torelli und Durante mit deutscher Musik von Telemann, Hasse und Graupner vernetzt waren. In galanter, tänzerischer oder festlicher Spielart von Barock, Rokoko und Frühklassik wirkten sie wie Verwandte. „An etlichen Stellen bekam ich in dieser wundervollen Klangkirche Gänsehaut“, bekannte Cembalist Giacomo Marignani.

Den Anfang machte Giuseppe Torelli. Die Festlichkeit des dreisätzigen Concerto D-Dur für Trompete und Streicher samt Wechselspiel zwischen Orchester und Soli kostete Bockschweiger genussvoll aus.

Eine Verbindung zu Antonio Vivaldi stellte das Ensemble im Concerto d-Moll RV 128 her. Nach verhaltenem Allegro und Largo entfachten die Streicher im Finale einen fantastischen Wirbel.

Unterschätzt ist Francesco Durante, der den Kontrapunkt für neue Elemente öffnete. Tamer und Streicher bewiesen im Concerto Nr. 5 A-Dur galante Leichtigkeit.

Georg Philipp Telemann hinterließ eine unglaubliche Zahl an Meisterwerken. Dass er kein Vielschreiber war, hörte das Publikum an der wohl für Darmstadt komponierten Sonate D-Dur für Trompete und Streicher. Entwickelt aus einer Sinfonia über Ciacona-Bass, mit pathetischem Moll-Adagio im Mittelsatz, lieferte Bläser Bockschweiger ein Allegro-Feuerwerk. Dieses spielte er als Zugabe in beschleunigter Version, um die Zuhörer endgültig von den Sitzen zu reißen.

Musikhistorisch interessant war Telemanns Concerto polonois für Streicher und Basso continuo, das sich mit polnischer Volksmusik auseinandersetzt. Eingeleitet mit einer gravitätischen Schreitpolonaise im Vierertakt, erklang der dritte Satz im Stil einer langsamen Mazurka.

Dazu kamen Überraschungen wie die Ciacona von Christoph Graupner, unter Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt zum Hofkomponisten aufgestiegen. Noch weniger bekannt ist Johann Baptist Georg Neruda. Bockschweigers Soli deuteten glanzvoll ein Jagdhorn-Stück aus seiner Feder.

Ein Hör-Denkmal für Johann Adolph Hasse setzten die Solisten mit der Sinfonia g-Moll op.5/6. Sein Sturm und Drang, herausragend interpretiert, machte atemlos.
RG