SCHÜLERDIALOG Ekkehard Griep gibt Einblick in Vereinte Nationen „Immer an die Werte erinnern“

Das Interesse war groß: Knapp zwei Stunden tauschten sich Schülerinnen und Schüler der Einhardschule mit UN-Experte Dr. Ekkehard Griep (stehend, links) aus. Bild: Oehl

Seligenstadt – „Was fällt euch denn zur UN ein?“, fragt Dr. Ekkehard Griep in die Runde. Und schon heben sich viele Arme im Forum der Einhardschule, in der die Schülerinnen und Schüler aus dem Fach Politik und Wissenschaft Platz genommen haben. Sie sind gut vorbereitet auf den „Schülerdialog“ mit dem UN-Experten und Bundesvorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Begriffe wie „Sicherheitsrat“, „UN-Charta“, „Menschenrechte“, „Austausch der Länder“ und „Friedenswahrung“ fallen. Letztere liefert Griep den Einstieg in den Dialog. Denn gegründet wurden die Vereinten Nationen 1945 genau dafür, erklärt er.

„Die Idee war, nie wieder so einen schlimmen Weltkrieg erleben zu müssen.“ Zumindest das habe man bisher geschafft, sagt Ekkehard Griep ob der vielen Krisen, die sich aktuell durch die Welt ziehen. Die Ironie, dass auch Russland – als eine der damaligen Siegermächte – zu den ständigen Mitgliedern im Sicherheitsrat gehört und damit nicht nur ein erweitertes Vetorecht hat, sondern auch eine Art „Wächterrolle“ einnimmt, um einen Weltkrieg zu verhindern, entging den Schülern dabei nicht. Ein Land aus der UNO zu werfen, wie es die Ukraine für Russland fordere, sei allerdings nicht so einfach und bisher auch noch nie vorgekommen, antwortete Griep auf die Frage aus den Schülerreihen. Man müsse die Mitgliedsstaaten letztlich immer wieder an die Werte, die Verpflichtungen und die völkerrechtlichen Beschlüsse der UNO erinnern.

Viele Schulen, von Hamburg bis nach Überlingen (Baden-Württemberg) hat der langjährige UN-Mitarbeiter bereits für die „UNO-Schülerdialoge“ besucht. Auch an Universitäten ist er häufig zu Gast. „Die Schülerdialoge machen mir viel Freude, weil die Schüler immer wirklich mitziehen und sich gut einbringen“, erzählt er. Das, was momentan in der Welt passiere, bekämen die Schüler schließlich auch mit. „Hier haben wir die Möglichkeit, das Ganze ein bisschen zu versachlichen, die Hintergründe zu erklären und auch mal von der emotionalen Ebene wegzukommen“, sagt Griep.

So geht es in den knapp zwei Stunden, in denen er mit den Einhardschülern der zwölften und 13. Klassen spricht, auch um die UN-Organisationsstrukturen, ihre Mitglieder, die Voraussetzungen für die Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten oder die Beitragszahlungen. Was passieren kann, wenn Staaten ihre Pflichtbeiträge nicht zahlen, veranschaulichte Griep an einem Beispiel: „Im Moment kann der Sicherheitsrat in New York nur tagsüber tagen. Nachtsitzungen sind nicht möglich, weil der Strom für das Licht nicht bezahlt werden kann.“

Auf noch wackeligeren Beinen stünden zudem die UN-Sonderorganisationen, die von freiwilligen Beträgen abhängig seien. So auch das Hilfswerk UNRWA, das im Gazastreifen aktiv ist. Den Schülern war nicht entgangen, dass dieses derzeit extrem in der Kritik steht, weil Mitarbeitern vorgeworfen wird, in den Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 verwickelt zu sein. Dass große Länder wie der zweitgrößte Geldgeber Deutschland ihre Beitragszahlungen für das Hilfswerk einstellten, könne sich bald auf dessen Arbeit auswirken, erklärt Griep. Eine Untersuchungskommission kläre derzeit die Hintergründe, sagte er auf die Frage einer Schülerin. Das Vorwissen und Interesse der Schüler zeigte sich auch darin, dass die Veranstaltung sicher noch deutlich länger hätte gehen können. So machte Matthias Eiles, DGVN-Landesvorsitzender und Moderator der Veranstaltung, auch spontan den Vorschlag, die Einhardschule bald auch für ein „Planspiel“ zu besuchen, bei dem die Schüler die Rollen der Mitgliedsstaaten einnehmen und ihr Wissen weiter ausbauen könnten.

Von Laura Oehl