Naturschutzgebiet Bongsche Grube: Überwinterungs- und Brutareal Rastplatz für bedrohte Vogelarten

Seenlandschaft Bongsche Grube: Status eines EU-Vogelschutzgebietes. Bild: privat

Mainflingen – Einen Rundgang um das Naturschutzgebiet „Bongsche Kiesgrube und Mainufer“ bei Mainflingen unternahmen die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und die Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz (Agfa) dieser Tage.

Das 92,6 Hektar große Naturschutzgebiet (NSG) wurde 1999 ausgewiesen. Auf dem Gelände wurde um das Jahr 1920 mit dem Abbau von Ton begonnen. 1933 war das Vorkommen erschöpft. Anfang der 1960er-Jahre begann der Kiesabbau in der „Bongschen Grube“, in dessen Folge die heutige Wasserfläche im Naturschutzgebiet entstand. Am 9. Juli 1976 wurde der Betrieb der Firma „Bongsche Mahlwerke“ ganz eingestellt.

Schon ein Jahr später sind die durch den Ton- und Kiesabbau entstandenen Wasserflächen und der angrenzende Uferbereich des Mains mit Auenstandorten als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. 1999 wurde das Gebiet mit dem angrenzenden Naturschutzgebiet Mainflinger Mainufer zusammengelegt, und das gesamte Areal erhielt den Status eines EU-Vogelschutzgebietes. Es hat überregionale Bedeutung als Rast-, Überwinterungs- und Brutareal für zahlreiche wassergebundene und bedrohte Vogelarten.

Im NSG gab und gibt es Brutvorkommen von Graureiher, Graugans, Wasserralle, Eisvogel, Grauspecht und Neuntöter. Die erste Brut von Graureihern war 1992. Heute liegt eine neue Brutkolonie wenige Hundert Meter südlich. Die erste Brut des Kormorans war im Jahre 1998. Bis 2007 war die Brutkolonie auf bis zu 144 Paare angewachsen. Seitdem ist die Zahl stark zurückgegangen. Heute ist die Art nur noch zu Besuch. Im ganzen Kreis Offenbach gibt es derzeit keine Bruthinweise mehr. Die Liste der Durchzügler und Wintergäste enthält mehrere Arten, die nur selten und meist in geringer Zahl in Stadt und Kreis Offenbach anzutreffen sind. Hierzu zählen Pracht- und Sterntaucher, Rothalstaucher, Rohrdommel, Silberreiher, Pfeif-, Schnatter-, Kolben-, Berg-, Eis-, Samt-, Trauer- und Schellente, Zwerg-, Mittel- und Gänsesäger, Fischadler, Fluss-, Raub- und Trauerseeschwalbe. Auch hier gibt es immer weniger Nachweise. Seit den 1990er-Jahren ging die Zahl der Tauchenten stark zurück. Die Ursache dürfte der Rückgang der Muschelbestände in diesem Gebiet sein, der den Enten die Nahrung nahm. Zugenommen hat hingegen der Bestand der Schnatterente.

Vor mehr als 20 Jahren wurde an der Nordgrube die Bienenragwurz entdeckt. Bis zum Jahr 2014 pflegte die örtliche Nabu-Gruppe die Wiese mit dem Vorkommen, danach hat die AgFA die Pflege übernommen. Heute leidet die Fläche unter einem viel zu hohen Wildschweinbestand, der die Mahd mit dem Balkenmäher zunehmend erschwert.

Der noch nicht verabschiedete Pflegeplan sieht vor allem die Förderung der stark zurückgegangenen Schilfbestände vor. In der Südgrube soll am Steilufer eine neue Eisvogelbrutwand geschaffen werden.  
 mho