Freiwillige gründen Notlagen-Gemeinschaft Aus eigener Kraft

Aykut Aslan (links) und Sinem Tozar (gestreiftes Oberteil) stellen mit anderen DADT-Mitgliedern die Spenden für die Kinder zusammen. Bild: privat

Dietzenbach – „Die eigenständige und selbstorganisierte Arbeit – ohne einen Dachverband – ist höchst beachtlich“, sagte Bürgermeister Dieter Lang beeindruckt, als er sich kürzlich einen Eindruck von der Arbeit der Organisation „Dietzenbach Acil Durum Topluluu“ (kurz DADT, zu Deutsch: Dietzenbacher Notlagen-Gemeinschaft) verschaffte. Entwickelt hat sich die Gemeinschaft, die vom Kreis Offenbach mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet wurde, kurz nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien.

„In den ersten drei Tagen nach der Katastrophe habe ich gemeinsam mit anderen zunächst dem Helete Jugend- und Sportverein geholfen“, berichtet Senim Tozar, die gemeinsam mit Mehmet Koçer den Vorsitz der Initiative inne hat. Dort sind Sachspenden für die Opfer gesammelt und für den Transport verpackt worden (wir berichteten). Später habe sich eine eigenständige Gruppe aus Helfern entwickelt. Unter der Leitung der Brüder Ahmed und Aykut Aslan von der Musikschule „Avrupa Saz“ organisierte sie weitere Hilfsgüter für die Türkei. Dabei habe ihnen das Unternehmen Trans aktiv in der Robert-Koch-Straße Lagerflächen zur Verfügung gestellt. „Wir haben dort für einen Monat von mittags bis abends die Spendengüter verpackt“, erinnert sich Tozar. Jeder habe mitangepackt, egal ob er am nächsten Morgen etwa zur Schule oder in die Uni musste. Denn zu den rund 50 aktiven DADT-Mitgliedern gehören auch viele Jugendliche und junge Menschen, die sich seit der ersten Stunde engagieren. Darunter seien auch Jugendliche, die als eher problematisch gelten, schildert Betül-Sena Inar, die mit ihren 16 Jahren ebenso zur jungen Riege zählt. „Doch auch sie haben zuverlässig mitgearbeitet“, fährt sie fort.

Nachdem die Hilfsgemeinschaft anfangs Spenden wie Zelte, Matratzen und Wasserfilter-Geräte sammelte, entschied sie sich später, nur noch kleinere Sachspenden anzunehmen. Denn: „Wir wollten das Unternehmen Trans aktiv nicht weiter von seiner Arbeit abhalten“, erläutert die Studentin weiter. Dinge wie Hygieneartikel oder Schreibutensilien für Kinder könnten sie indes in der „Avrupa Saz“ Musikschule lagern und von dort in die Türkei schicken.

Um sicher zu gehen, dass die bisher erhaltenen Hilfsgüter auch tatsächlich ihr Ziel erreichen, fliegen die DADT-Mitglieder regelmäßig ins Krisengebiet, so etwa auch im März. Dabei sei es die Lufthansa Cargo AG gewesen, die die Güter bis nach Antalya geflogen hat. „Von dort wurden sie dann ins Erdbebengebiet gebracht“, fährt Senim Tozar fort. Insgesamt sieben Flieger wurden bisher mit dem benötigten Material in die Türkei geschickt. Neben der Lufthansa Cargo arbeitet DADT jedoch auch mit weiteren Unternehmen zusammen. „So hat uns etwa Türkisch Airlines erlaubt, dass wir 40 anstatt 30 Kilogramm Gepäck mit ins Flugzeug nehmen“, berichtet Tozar. Auch hätten sie bereits mit dem Dietzenbacher Kulturverein Caglayancerit kooperiert. So waren Mitglieder der beiden Organisationen, wie berichtet, etwa im April gemeinsam in der Türkei. Das nächste Mal wolle die Notlagen-Gemeinschaft vor dem islamischen Opferfest im Juni in die Türkei fliegen.

Allerdings, so macht die Vorsitzende deutlich, habe DADT das Ziel, nicht nur für die Menschen im Erdbebengebiet da zu sein. „Wir wollen Fortbildungen organisieren, um auf die unterschiedlichsten Krisensituationen vorzubereiten“, erläutert sie. Als Nächstes jedoch organisiert DADT gemeinsam mit der Dietzenbacher Musikschule und dem Musikmanagement von Marcel Jung ein Benefizkonzert. Dabei geht ein Teil der eingenommenen Spenden in das syrische Erdbebengebiet. „Denn wir dürfen die Menschen in Syrien nicht vergessen“, betont Senim Tozar.

Das Benefizkonzert
findet am Freitag, 2. Juni, um 20 Uhr im Dietzenbacher Capitol statt.

Von Anna Scholze