„Interkultureller Salon“ will Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenbringen Einfach mal entschleunigen und die Seele baumeln lassen

Diesmal entführte der „Interkulturelle Salon“ die Zuschauer auf eine „kleine Reise durch Europa“. Verschiedene Märchen, Geschichten, Erzählungen und Lieder erzählten aus Italien, Frankreich, Deutschland, Holland und Schottland. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Das klingt doch verführerisch: Einfach mal entschleunigen und die Seele baumeln lassen. Das und vieles mehr bietet der „Interkulturelle Salon“, der sich regelmäßig in der Stadtbücherei Dietzenbach, Darmstädter Straße 7+11, trifft.

Der „Interkulturelle Salon“ wurde vor neun Jahren auf Anregung von Elke Wehrs gegründet. Die Veranstalter haben es sich mit dem Salon zum Ziel gemacht, Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen zusammenzubringen.

Schon das erste Treffen, das unter dem Thema „Welt des Orients - Märchen aus Syrien und Weisheiten aus Arabien“ stattfand, wurde in Kooperation mit dem Verein „Zusammenleben der Kulturen in Dietzenbach e.V.“ veranstaltet und erfreute sich großer Beliebtheit. Von Anfang an gab es musikalische Unterstützung vom Dietzenbacher Ensemble Saitensprung.

Längst hat der Treff seine Stammgäste gefunden. Aber immer wieder finden sich auch neue Gäste ein. Diesmal entführte der „Interkulturelle Salon“ die Zuschauer auf eine „kleine Reise durch Europa“. Verschiedene Märchen, Geschichten, Erzählungen und Lieder erzählten aus Italien, Frankreich, Deutschland, Holland und Schottland.

„Die Bürger Europas können heutzutage reisen und genießen dabei eine nie gekannte Sicherheit“, sagte Wehrs in ihrer Begrüßungsrede. Die promovierte Philosophin lud Menschen, die sich für andere Orte interessieren und nirgendwo fremd fühlen, auf eine Reise ein.

„Man reist, um neue Eindrücke zu sammeln“

Und sie empfiehlt Entschleunigung, ganz nach dem Zitat Johann Wolfgang von Goethe: „Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen und neue Eindrücke zu sammeln.“

Reisen bilde die heutige soziale Realität ab, jeder strebe nach Einzigartigkeit.

Wehrs sieht kommerzielle Reisen wie den Massentourismus als künstliche geschaffene Welten. „Reisen müssen heute individuell gestaltet sein, denn der Kunde möchte sich abgrenzen, auch in einer künstlich geschaffenen Welt“, sagt Wehrs. Ein Zimmer mit einem schönen Ausblick und Jacuzzi habe da einen hohen exklusiven Stellenwert, mehr als andere Attraktionen im Land.

Die erste Station „Italien“ wurde mit dem Lied „Bella Ciao“ eingeleitet. Almut Krumpholz-Nickel erzählte dann dazu zwei italienische Märchen.

„Italienische Märchen handeln sehr von Liebe und Leidenschaft“, sagt sie. Und so erzählt sie eine Geschichte von drei alten unverheirateten Schwestern aus Venedig, bei der sich die Älteste (sie ist 94 Jahre alt) in einen schönen Jüngling verliebt. Durch Geschick heiratet sie ihn und durch sehr großes Glück verwandelt sie sich wieder in eine Schönheit. Doch da sie verschwiegen ist, hat sie ihr Geheimnis nicht verraten.

Die nächste Station „Frankreich“, wurde mit dem Lied „Plus ne suis ce que j’ai été“ eingeleitet. Dr. Annette Wagner-Wilke las einen Text von Horst Evers, in dem eine Familie verreist. Bei der Ankunft am Zielort bemerkt die Frau, dass sich ihre Parfumflasche geöffnet und das Parfum im Koffer verteilt hat. Stark duftend erlebt sie allein schlendernd lustige Begegnungen, denn ihre Familie möchte lieber alleine gehen. So wird denn auch ein Einkauf von 12 einzelnen Möhren zu einem wahren Urlaubserlebnis.

Die Reise geht über Schottland, begleitet vom Lied „Loch Lomond“ und einem irischen Märchen. „Irische Märchen handeln von wunderschönen Feen und Geistern“, sagt Krumpholz-Nickel. Schließlich führt die Reise nach Holland und kommt in Deutschland an.

Hier erzählte Horst Schäfer die sehr lustige Geschichte „Ick hab noch enen Teppich in Köpenick“ von Wolfgang Neuss. Der Berliner Kabarettist, der mit seiner Trommel berühmt wurde, versetzt darin die Zuhörer in das geteilte Berlin nach dem zweiten Weltkrieg. Der Versicherungsangestellte Hugo lebt im Westsektor in Zehlendorf und erbt einen Teppich eines Verwandten aus Köpenick. Da Berlin in vier Sektoren unterteilt ist, die auch noch scharf voneinander getrennt sind, ist es nicht einfach, an den Teppich aus dem Ostsektor heranzukommen. So erlebt der Westberliner jede Menge „Unliebsames“ und landet dabei am Ende wegen Schmuggel, Waffenbesitz und Menschenraub im Gefängnis.

Veranstaltung steht jeweils unter wechselnden Mottos

Der „Interkulturelle Salon“, der von den literarischen Salons inspiriert ist, erfreut sich großer Beliebtheit und ist aufgrund seiner vielseitigen und abwechslungsreichen Beiträge mittlerweile zu einem etablierten kurzweiligen „Dauerbrenner“ geworden. Er findet zweimal jährlich, jeweils im Frühjahr und im Herbst statt und steht jeweils unter wechselnden Mottos verschiedener Kulturkreise und Nationen. Der Eintritt ist frei.