Und so löcherten die Anwesenden ihn schnell mit Fragen zu seinem Werdegang und erbaten allgemeine Informationen zu den Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten bei der Polizei. Der Polizeiberuf sei durchaus sehr abwechslungsreich, es gebe Einsätze bei Hubschrauberflügen, aber auch bei Spielen auf dem Fußballplatz, erzählten Sandner und seine Kollegin.
Weitere Erklärungen gab es zur Struktur der Behörden von Landes-, Bundes- und Wachpolizei bis hin zum Unterschied zur örtlichen Stadtpolizei. „Das ist schon alles sehr verwirrend“, gaben die Beamten zu.
Eher ans Eingemachte ging es dann bei der Frage nach dem Verhalten bei direkten Begegnungen mit Ordnungshütern. Schlechte Erfahrungen hatte aus der Gruppe der Jugendlichen noch niemand gemacht, allerdings war auch noch keiner der Versammelten in eine Kontrolle geraten. „Aber wenn ich Polizisten begegne, kommt schon als erstes eine Art Angst hoch, so nach dem Gefühl, ich habe etwas falsch gemacht“, sagte einer der Jugendlichen.
Das ginge ihnen genauso, erzählten die Gesetzeshüter. „Wenn ich im Auto sitze und im Rückspiegel einen Streifenwagen sehe, überlege ich sofort, ob das etwas mit mir zu tun haben könnte“, gaben sie lächelnd zu. Allerdings betonten sie auch, dass die Angst unbegründet sei. „Wenn es schlecht läuft, gibt es vielleicht ein Bußgeld, weil der Verbandskasten das Verfallsdatum überschritten hat, aber Verhältnisse wie etwa bei den Kontrollen in Amerika gibt es bei uns nicht.“
Dennoch äußerten die Jugendlichen auch die Sorge vor Übergriffigkeiten durch die Polizei. „Der Respekt muss gegenseitig sein“, betonten Sandner und seine Kollegin. Jeder ausgebildete Polizist müsse zudem professionell genug sein, Respektlosigkeit auch mal auszuhalten. Dabei seien die deeskalierenden Möglichkeiten von sogenannten Bodycams nicht von der Hand zu weisen. „Sie schützen auch die Polizisten“, sagte Sandner.
Im Verlauf drehte sich das Gespräch dann auch um Fragen wie die nach einer Ausweispflicht – „Nein, der Ausweis muss nicht immer mitgeführt werden, aber korrekte Angaben zu seiner Person muss man schon machen“ – oder nach präventiven Maßnahmen hinsichtlich eines extremistischen Verhaltens. „In etwa 80 Prozent der Fälle schaffen wir da einen guten Weg“, berichtete die Polizistin. Der Kontakt bei Verhaltensauffälligkeiten komme meist über die Schule zustande, Gespräche mit den Eltern seien hilfreich. Bei einer weitergehenden Radikalisierung könne man die „Beratungsstelle Hessen“ hinzuziehen.
Etwa 300 Kinder und Jugendliche nehmen regelmäßig die Angebote des Förder- und Kulturvereins wahr. Neben Nachhilfeunterricht stehen Besuche bei Dietzenbacher Institutionen wie der Feuerwehr auf dem Programm, organisiert werden Ausflüge und Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen. Darüber hinaus gibt es Integrationskurse für Frauen und Männer.
„Was können wir im Verein noch tun, um die jungen Menschen auf dem Weg zu halten“, fragte Vorsitzender Abdelali Ettahri. „Sie haben die Weichen schon gestellt und machen viel“, antwortete Sandner. Es sei wichtig, früh einzusteigen und dem Nachwuchs über schwierige Phasen hinwegzuhelfen. Bei Bedarf könnten auch die Projekte im Bildungshaus genutzt und Streetworker hinzugezogen werden. Ansonsten biete Dietzenbach viele Aktionen, um Jugendliche aufzufangen, auch in ehrenamtlicher Arbeit, etwa beim Boxprojekt oder beim Mitternachtssport. „Die Jugendkriminalität in der Dietzenbach Statistik ist objektiv unauffällig“, teilte der Polizist mit.
Von Barbara Scholze