Nach der Musik kommt das Picknick Konzert im Freien: Ende der Dietzenbacher Musiktage

Nicht nur die Musikerinnen (von links) Nami Ejiri, Rachelle Betancourt und Stefanie Pfaffenzeller spielen eine Rolle, sondern auch Marcel Jung in seiner Mozartrolle. Foto: Mangold

Dietzenbach (man) – Für den Sonntagvormittag stand das letzte Konzert der Dietzenbacher Musiktage auf dem Plan. Der Organisator Marcel Jung hätte wohl keinen besseren Veranstaltungsort wählen können, als das Hotel Atrium an der Waldstraße. Im Freien liegt das Risiko in diesen Tagen bei gefühlten hundert Prozent, dass es die Musikerinnen vom Podium blitzt.

 In der Hotelhalle unterm Glasdach nimmt es sich sowieso nicht viel anders aus als draußen, nur viel geschützter. Als Interpreten stehen auf dem Programmzettel die in Deutschland lebende japanische Pianistin Nami Ejiri, mehrfache Gewinnerin internationaler Wettbewerbe, und die beiden Geigerinnen Rachelle Betancourt und Stefanie Pfaffenzeller. Um deren Können anzudeuten, bietet sich ein Vergleich zum Fußball an: Wer für Mannschaften wie Real Madrid oder Bayern München aufläuft, gehört zwangsläufig zu den Besten seiner Zunft. Rachelle Betancourt und Stefanie Pfaffenzeller sitzen im Frankfurter Rundfunkorchester an den Pulten der zweiten Geigenstimme. Die beiden müssen hervorragend spielen. Ansonsten lässt sich beim HR kein Probespiel bestehen.

Pfaffenzeller nimmt heute vornehmlich die Bratsche aus dem Kasten. Weil es sich um ein Familienkonzert handelt, zu dem auch viele Kinder erscheinen und ansonsten vielleicht auch nicht jeder wirklich weiß, spielen die beide zur Erklärung des Unterschieds zwischen Geige und Bratsche die unterste leere Saite auf ihrem Instruments an. Pfaffenzeller liegt eine Quinte tiefer als ihre aus den USA stammende Kollegin Betancourt. Die beiden Streichinstrumente lassen sich vielleicht auch mit Rotweinen vergleichen: Die Geige steht für einen eleganten Merlot, die Bratsche für einen dunklen Syrah.

Ein Genuss für Zuhörer

Das Konzert beginnt mit der Adaption von Mozarts „Sinfonia Concertante“ für die beiden Instrumente. Nami Ejiri übernimmt am Flügel den Orchesterpart. Für die Zuhörer ist es ein Genuss, wie die zwei Streicherinnen in sämtlichen Stücken auch in den höchsten Lagen während der schnellsten Passagen mit sicherer Intonation und ohne jedes Genuschel aufspielen.

Auf der Empore lenkt derweil Marcel Jung mit Ausgehrock im Rokokostil und mit einer Perücke wie zu Mozarts Zeiten auf dem Haupt die Aufmerksamkeit auf sich. Den gebürtigen Salzburger spielt der Konzertmanager für den Rest den Konzerts. Ein Ulk mit pädagogischem Hintersinn, Mozart erscheint als autobiografischer Erklärer seiner selbst.

Miniaturxylophon für Schlagzeugteil

Das Genie erzählt einmal von seinem Verhältnis zum Komponisten Franz Anton Hoffmeister, Komponist und Verleger Mozarts: „Bei meinem Lebenswandel war ich froh, von Hoffmeister so üppige Gagen bekommen zu haben.“ Feinfühlig begleitet die Pianistin Nami Ejiri die Interpretation von Stefanie Pfaffenzeller des langsamen Satzes des Bratschenkonzerts von Hoffmeister.

Nami Ejiri muss beim folgenden Arrangement auch die Aufgabe eines Schlagzeugers übernehmen. Sie spielt bei Mozarts Zauberflöte neben ihrem Klavierpart ein Miniaturxylophon. In der Originalbesetzung der Oper steht in der Partitur ein Glockenspiel, das Tamino und Papageno als weiteres Zauberinstrument neben der Flöte bei der Suche nach Pamina unterstützt.

Geselligkeit zum Abschluss

Jung erzählt in seiner Mozartrolle die Geschichte der Oper zwischen den Stückchen. Irgendwie kauft Tamino die Katze im Sack. Lediglich beim Anblick einer Zeichnung von Pamina verknallt er sich. Alles halb so wild, wenn nicht der Fürst Sarastro die Königstochter gerade entführt hätte und die Mutter vom Schwiegersohn in Spe verlangt, seine unbekannte Angebetete zu retten. Am Ende geht alles gut aus.

Ebenso wie das anschließende Picknick nach dem Konzert im Park des Hotels. Die meisten setzen sich mit top ausgestatteten Körben an die Tische. Und welche Überraschung: Ausnahmsweise bleibt es trocken.