Drei Aufführungen standen von Freitag bis Sonntag auf dem Programm. Und zwar, wie es der Jungschen Handschrift entspricht, in einer vielfältigen Mischung. Den Auftakt machte im passenden Ambiente der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Christuskirche das Duo Sophia Jaffé und Nami Ejiri mit drei Klassikern der Literatur für Violine und Klavier. Getragen von der guten Akustik des Gotteshauses erklangen Sonaten von Maurice Ravel, César Franck und Ludwig van Beethoven. Unter der Moderation des Berliner Musikprofessors Björn Lehmann brachten die Pianistin Ejiri und die Geigerin Jaffé, die international als Meisterinnen ihres Fachs gelten, dem Publikum, egal, ob Musikkenner oder gerne zuhörende Laien, einen speziellen Genuss.
So zeichnete sich etwa die Ravelsche Sonate durch flexible Musik mit viel Tempowechsel aus. Dabei beeindruckte auch die Harmonie der beiden Musikerinnen, die sich gegenseitig stets Raum für die Einzeldarstellung gaben. Nach dem anschließenden Werk von César Franck aus dem Jahr 1886 mit vier Sätzen, die alle eng miteinander verknüpft sind, klatschte das Publikum zum ersten Mal die Künstlerinnen aus ihrer kurzen Pause wieder heraus. Zum Abschluss stellten sich Jaffé und Ejiri den Herausforderungen der Kreutzersonate von Ludwig van Beethoven, verarbeitet in der gleichnamigen Novelle von Leo Tolstoi. „Das ist Beethovens umfangreichste Sonate“, betonte Lehmann. Sie sei sogar fast ein eigenes Konzert. Dementsprechend folgte ein musikalisches Feuerwerk des Ausdrucks in dem als „zügellos“ geltenden Stück.
Auch der zweite Tag des Festivals widmete sich ausgezeichneter Musik, allerdings auf ganz andere Weise und mit Worten versehen. Das Frankfurter Holzhausen-Quartett, bestehend aus Sabine Fischmann, Till Krabbe, Markus Neumeyer und Berthold Possemeyer brachte „Faust, ein tragisch-komisches Kammermusical nach Johann Wolfgang von Goethe“ vor den Altar der Christuskirche. Versehen mit neu gedachter und von Neumeyer komponierter Musik, schlüpften Fischmann und Krabbe gekonnt und mit viel humoreskem Esprit in alle Rollen des Stücks, sangen, tanzten und deklamierten was das Zeug hielt. Da fehlten weder Doktor Faust noch Mephisto, auch Gretchen und die Nachbarin Marthe bereicherten die Geschichte zum Lachen und Weinen. Zum Schluss verteilte Krabbe alias Faust Taschentücher an die Zuschauer, damit sie ihre Tränen trocknen konnten. „Das würde man am besten mal in den Schulen zeigen“, war die einhellige Meinung.
Gemeinsam mit dem Publikum begab sich schließlich die klassische Band „Spark“ im letzten Teil der Musiktage auf eine „hochemotionale Klangreise“. Im Capitol widmeten sich Andrea Ritter, Daniel Koschitzki, Stefan Balazsovics, Victor Plumettaz und Christian Fritz den „Ikonen der westlichen Musik“. Gekonnt und zum Vergnügen der Zuhörer führten sie Johann Sebastian Bach als Urvater der klassischen Kunstmusik, Luciano Berio als einen der prägendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und die Beatles als Titanen der Popmusik zusammen.
Von Barbara Scholze