Theatergruppe „Die Rosaroten Eulenspiegel“ erzählt die Legende von König Artus mal anders „Aus Männern sind Memmen geworden“

Saufgelage statt Tafelrunde: Die einst edlen Ritter beschäftigen sich lieber mit Wein und Weib anstatt mit Schwert und Schild. Lediglich Sir Eisenherz kann der Hofnarr Gagahead wieder zur Vernunft bringen. Foto: Schmedemann

Dietzenbach (zls) – Im edlen blauen Gewand tritt Shakespeare höchstpersönlich vor den geschlossenen Vorhang der Bühne. An diesem Abend hat er jedoch keine guten Nachrichten für die Besucher des Theaters Schöne Aussichten (Thesa) in der Dietzenbacher Altstadt: Die Tafelrunde von König Artus (Jürgen Jancke) steckt in einer Krise und der Widersacher Sir Modörhead ist auch nicht weit.

Und tatsächlich: Als sich der Vorhang auftut, sitzt anstatt eines würdevollen Königs ein Häufchen Elend in einer chaotischen Stube. Lediglich das Gemälde über seinem Kopf erinnert an den einstigen Glanz des Monarchen. Iwein vom Löwen gefressen, Lanzelot durchgebrannt und selbst Tristan hat Stress mit seiner Isolde. Die Tafelrunde ist nicht mehr das, was sie einmal war. „Aus Männern sind Memmen geworden“, stellt die Magd Lola (Lisa Dörr) fest, während sie rund um den lamentierenden Regenten aufräumt. Der Hofnarr Gagahead (Thomas Vogler) sorgt sich indessen um das Königreich und tritt an Artus heran. Dieser schaut sich jedoch in einem Reisekatalog die Resortinsel Avalon an... Gagahead fasst einen Plan: Er holt die Ritter aus Monaco zurück, wo sich diese mit Wein und Weib vergnügen. Als der Hofnarr die Gruppe erreicht, sind sie schon zu nichts mehr zu gebrauchen.

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Allein bei Sir Eisenherz stößt Gagahead auf Gehör und bewegt ihn zur Rückkehr.

Mit einer Menge Humor und versteckten Details überzeugt das Ensemble „Rosarote Eulenspiegel“ der katholischen Kirchengemeinde St. Martin. Vor der selbstkreierten Kulisse und in den selbst genähten Kostümen wirkt das Laientheater vor allem authentisch. Die Musikauswahl – von AC/DC bis David Hasselhoff – mag im ersten Moment nicht zu der Sagenwelt passen, doch wird vom Ensemble herrlich erfrischend eingesetzt.

Besucherin Sabine Freischlader ist Fan der ersten Stunde. „Es ist toll, dass die Gruppe mit wenig Mitteln so viel auf die Bühne zaubert“, findet sie. „Kreativ und minimalistisch“, beschreibt sie das Ensemble weiter. „Umso stärker wird die Fantasie angeregt“, pflichtet ihr Daniela Scheven bei. „Eigentlich schade, dass die Gruppe nur einmal im Jahr auftritt.“ Sie schätzt die persönliche Note, die die Schauspieler in das Stück einfließen lassen. Die eingangs erwähnte Anspielung mit Tristan und Isolde etwa bezieht sich auf ein Ehepaar, das im Publikum sitzt. „Die haben aber keinen Stress, sondern standen selbst in diesen Rollen mal auf der Bühne“, weiß Freischlader.

Dann verdunkelt sich die Szene. Sir Modörhead betritt mit seinen Schergen die Bühne. Er reißt Artus’ Krone und das sagenumwobene Schwert Excalibur an sich und wirft den gestürzten König in den Kerker. Gagahead versucht, sich Rat bei dem großen Magier Merlin (Johann Szeijka) zu holen, der sich jedoch als wenig brauchbar erweist. Seine Aussage ist so undurchsichtig wie der Nebelschwall, in dem er steht. Oder etwa doch nicht?

Der Hofnarr erkennt: „Wir erfinden jetzt die Gleichberechtigung.“ Die Mägde Lola und Bella dürfen sich fortan „Lady“ nennen, nachdem Eisenherz den typischen Schwertstreich von Schulter zu Schulter ausgeführt hat. Für die Schauspielerin Edeltraud Steinheimer hat der Ritterschlag eine besondere Bedeutung. Regisseur Jancke erzählt: „Seit heute ist sie offiziell Rentnerin.“

Lady Bella Sonst Nix erhebt sich stolz von den Knien – soll Sir Modörhead doch kommen! Und sie sind siegreich: Mutig stellt sich Gagahead dem Widersacher entgegen.

Beim Anblick der Ritterinnen bricht dieser jedoch lachend zusammen. Er hat sich totgelacht.

Artus setzt sich auf Avalon zur Ruhe und Gagahead kümmert sich fortan um die Geschicke des Königreichs.

Auch Sir Gawein ist zufrieden: Robin Mars, der den Ritter spielt, stand in diesem Stück zum ersten Mal auf der Bühne. „Endlich hat es geklappt, zum Ensemble gehöre ich schon länger“, erzählt e