Gitarrist Philipp Romacker begeisterte bei Konzert im Hildegardishaus Nuancenreiche Klänge aus fünf Jahrhunderten

Der junge Musiker Philipp Romacker aus Frankfurt hat unlängst ein Gitarrenkonzert in der Kirche St. Hildegardis in Dietzenbach gegeben. Foto: Dreger

Dietzenbach (red) – Der junge Musiker Philipp Romacker aus Frankfurt hat unlängst ein Gitarrenkonzert in der Kirche St. Hildegardis in Dietzenbach gegeben.

Das Konzert war im Rahmen der Kirchenkonzerte St. Martin organisiert mit bewusster Wahl des Hildegardishauses, das sich für derartige Musik akustisch besonders eignet. Bei den fünf ausgewählten Stücken bewies Romacker eine überaus sensible Musikalität, die er mit nuancenreichen Klangschattierungen zum Ausdruck brachte mit flüssigem, gleichmäßigem Anschlag, meist zart, dennoch raumfüllend mit warmem Klang. Beeindruckend einige Schlussakkorde, beispielsweise in der 2. Etüde von Fernando Sor, die höchst fein gehaucht ausschwangen, kein Zirpen, sondern sanglich. Romacker begann sein Programm mit sieben Etüden ganz im spätklassischen Stil des spanischen Komponisten Fernando Sor, Übestücke für Schüler, aber eben doch weit anspruchsvoller in den technischen und musikalischen Anforderungen, ähnlich wie Chopins Etüden. Es folgte ein Ausflug in das elisabethanische England mit zwei anmutigen Fanatsiestücken von John Dowland. Die ursprünglich für die Barocklaute geschriebenen Stücke interpretierte Romacker feinfühlig auf seiner Gitarre, die er mit einem eigenwilligen Fortissimo à la Espagnole beeindruckend beendete.

Mit den Variationen von Mauro Giuliani über ein Thema von Händel wandte sich die Musik wieder der Epoche der „Empfindsamkeit“ zu. Der Italiener Giuliani, der die Zeitwende zur Regentschaft Napoleons erlebte, hatte Händels Thema aus seiner E-Dur Cemabalosuite aus dem berühmten „Harmonious Blacksmith“ übernommen und ganz in seinem Zeitgeist variiert. Die teilweisen sehr schnellen Läufe mit Tonrepetitionen meisterte Romacker souverän.

Mit Máximo Pujols Suite de la Plata führte das Konzert in die Gegenwart. Der argentinische Komponist soll seine Musik als eine Mischung aus Tango und den Beatles beschrieben haben. Tatsächlich ertönte eher Spätromantisches, wie vor allem im Prélude zu hören, dessen melodische Folgen sich irgendwo im melancholischen Nichts verloren. Der obligatorische Tango mit seinem beschwörenden Bass-Ostinato wurde von Romacker energisch angepackt, um gleich wieder mit verträumten Passagen zu kontrastieren.

Typisch für diese Musik sind die komplexen Rhythmen, wie auch im letzten Stück des Mexikaners Manuel Ponce zu hören, eine „südländische Sonate“, die Romacker mit etwas mexikanischer Schärfe vor allem bei den vitalen, staccatohaften Läufen rhythmisch sicher zu Gehör brachte.

Für den langen Applaus bedankte sich der Künstler, der seine Stücke witzig kommentierte, mit zwei Zugaben des Kubaners Leo Brouwer („un dia de noviembre“) und des Spaniers Francisco Tárrega („Lagrima“).