Wenn nur noch Saft und Pillen helfen „Der eingebildete Kranke“ auf der Dreieicher Bühne

Foto: Schäfer

Dreieich (chs) – Mit Perücke und Puderquaste unterwegs war in der vergangenen Woche wieder einmal das Ensemble von Barock am Main bei seinem Gastspiel bei den Dreieichenhainer Burgfestspielen. Auf der Bühne im Burggarten sind die Schauspieler alte Bekannte, und so ist natürlich die Freunde groß, wenn man diese wieder sieht.

Und dieser Freude konnte eben auch kontinuierlicher Regen nichts anhaben. Also einfach das Theaterstück, umhüllt vom durchsichtigen Regencape, genießen. So stellte Michael Quast bereits zu Beginn klar: „Wir spielen auch bei Regen, Blitz und Donner.“ Dabei bereitete er das Publikum unterhaltsam auf eine kommende Gewitterfront vor, die zum Glück ausblieb.

Das Bühnenbild für „Der eingebildete Kranke“ – eine Komödie nach Molière in hessischer Fassung von Wolfgang Deichsel – war sparsam: Im Hintergrund hängt ein schwerer brauner Vorhang, der auch manchmal rötlich schimmert. Weiter steht ein wuchtiger Stuhl auf der Bühne und ein kleines Tischchen. Darauf finden sämtliche Pillen und Säfte Platz, die der wohlhabende Bürger Argan (Michael Quast) so zum Überleben braucht. Denn: Er ist ein begnadeter Hypochonder – aber auch ein Sparfuchs, der seine Taler schön beisammen halten möchte. („Zwei Taler? Dafür gibt’s en Menü im Reichshof“).

Aber seine Gesundheit ist es ihm eben dann doch wert. Seine liebsten Besucher sind Herr Blum, der Apotheker (Philipp Hunscha), sowie Dr. Diafoirus (Matthias Scheuring) und sein Sohn Thomas (Alexander J. Beck).

Argan nervt mit seinen angeblichen Krankheiten nicht nur die Familie, sondern auch das Personal. Und so hat auch seine zweite Frau Belinda (Katerina Zemankova) die Nase gestrichen voll von der Jammerei und heckt einen Plan aus, um ans große Geld zu kommen – der zum Glück scheitert.

„Wie immer, wenn’s mir schlecht geht, is kaaner da“, äußert sich Argan mit schmerzverzerrtem Gesicht und suhlt sich in seinem Selbstmitleid. „Ich, ich, ich brauch en Doktor zum Mann“, schreit Argan und unterstreicht damit die Notwendigkeit, dass seine Tochter Angelika (Pirkko Cremer) den Sohn des Arztes heiraten muss. Doch Angelika hat nur Augen für Klaus (Dominic Betz). Zum Glück gibt es noch die gute Seele im Hause, Haushälterin Nannche (Susanne Schäfer). Sie bringt alles zum glücklichen Ende.

Auf der Bühne passt einfach eins zum anderen: die lustigen Dialoge in ihrer hessischen Fassung, die Freude der Akteure beim Spiel – samt Mimik und Gestik. Das Stück liefert jede Menge hessische Liebkosungen, und noch viel mehr hessiche Schimpfwörter. Es macht einfach Spaß, dem barocken Spiel zu folgen. Begeisterte Lacher durchziehen das Stück immer wieder. Und selbst ein Texthänger von Michael Quast wird amüsant überspielt und ist Unterhaltung pur.

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