HAANER PFINGSTKERB Volksfest bedient verschiedene Geschmäcker Einzigartig in der Region

Sternenhimmel: Das Feuerwerk am Samstag ist fester Bestandteil des Programms und wurde wieder von tausenden Besuchern bestaunt. Bild: Strohfeldt

Dreieich – Petrus, sagen viele Haaner voller Inbrunst, sei einer der ihren. Nun ja, am vergangenen Wochenende glänzt der Bursche mehrfach durch Abwesenheit. Bei der 306. Pfingstkerb werden die Haaner und ihre Gäste vom Wetter wahrlich nicht verwöhnt. Doch kühle Temperaturen und Schauer taugen nicht als Stimmungskiller, auf dem Festplatz am Untertor, im großen Zelt und in den Heckenwirtschaften der Vereine sorgen zigtausend Besucher für Umsatz. Schon am frühen Nachmittag stehen hunderte junge Leute Schlange, um ins Zelt zu kommen.

Dort spielen Stunden später Bands wie Harry Bo und die Gummibärchen und versetzen das Partyvolk mit ihrem Mix aus deutschem Schlager und Pop in Ekstase. „Die feiern ausgelassen, friedlich und harmonisch“, sagt Festwirt Dennis Hausmann. Teens und Twens geben den Ton an, Ältere indes können mit dieser Unterhaltung wenig anfangen. Sie machen sich’s stattdessen im Faselstall, im Palas bei der Haynerwirtin, im Burggarten bei SVD und Schützengesellschaft, beim TVD im Pfarrhof oder bei der HSG am Neuen Keller mit Blick auf den Burgweiher bequem.
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Auch hier lässt es sich schön versacken, zumal DJs am Abend ordentlich Gas geben. Wer es am Sonntag zwischendurch mal ein bisschen ruhiger mag, macht den Hayner Weibern am Obertor seine Aufwartung. Dort gibt’s nicht nur Getränke und Snacks, sondern Mode, Blumensträuße und den Auftritt der Hayner Tanzkinder. Die Weiber – es werden auch immer mehr Männer in der AG – trommeln zudem kräftig für den Faselstall und verweisen auf die Spendenaktion. Die Stadt will das historische Gasthaus kaufen. Als Bürgerbeteiligungsprojekt soll es saniert und zu alter Blüte geführt werden.

Für echte Haaner gibt’s etliche Termine, die sie keinesfalls versäumen dürfen. Ganz oben auf der Liste: der Kerbgottesdienst. Unter rhythmischem Klatschen marschiert das Pfarrer-Ehepaar Markus Buss und Barbara Schindler mit den Kerbborsche und den Vorkerbborsche am Sonntagmorgen ins Zelt. Mehrere hundert Gäste warten gespannt darauf, was die beiden wieder ausgeheckt haben. Und Pfarrers bleiben auf ihrer Pilgerreise als Maria und Josef nichts schuldig.

In schönstem Hessisch spielen sie sich die Bälle zu. Dass der Stall von Bethlehem für Josef eine „Bruchbude“ ist, lässt Maria nicht so stehen. „Ich find, wir sind noch ganz gut debei weggekomme. Weißt Du, wie viel Eltern heutzutach en Krippeplatz suche?“ Auf den Zeiger geht dem Zimmermann Josef, dass der zwölfjährige Jesus zwei linke Hände hat, aber dafür ständig mit dem Herrgott chattet. „Unn wenn ich anruf’, ist de Akku leer!“

Und wie immer kriegen die Sprendlinger ihr Fett weg. „Dort geht’s jetzt uffwärts“, sagt Maria. „Uffwärts? Die habbe doch grad erst de uffrechte Gang gelernt“, entgegnet Josef. „Doch, doch. Die krieche jetzt KI, weil’s mit de echte Intelligenz net so geklappt hat.“

Erstaunlich fit wirken die 13 Kerbborsche beim Gottesdienst. Für sie ist das Fest eine Art Initiation. Einmal Kerbborsch, immer Kerbborsch und damit Mitglied einer unverbrüchlichen (Dorf-)Gemeinschaft.

„Bis jetzt ist alles super gelaufen“, schildert Kerbvadder Ben Hoppelshäuser. Auch das Baumaufstellen am Freitag. Das ging wie geschmiert.    fm