TSC Bimmbär richtet Ranglistenturnier im Schau- und Gardetanz aus Flotte Sprünge und akrobatische Figuren

Die Gruppe Elementrix des TSC Bimmbär tanzt derzeit in der 2. Bundesliga, würde aber gerne den Aufstieg schaffen. Foto: Strohfeldt

Dreieich (zvk) – Während es draußen windig, grau und ungemütlich war, ging es im Sprendlinger Bürgerhaus bunt und lautstark zu. Mädchen und Jungen liefen in schillernden Kostümen umher, ihre Gesichter waren kunstvoll geschminkt und ihre Haare aufwendig drapiert.

Der Anlass für die ausgefallene Aufmachung: Der TSC Bimmbär richtete das Ranglistenturnier im Garde- und Schautanzsport aus. Damit hatte der Verein alle Hände voll zu tun: Aufbauen und abbauen und die Gäste während des Wochenendes betreuen. „Da sind etwa 100 Leute involviert“, schätzt Vereinsmitglied Sebastian Friedrich. Auch die Eltern zeigten viel Bereitschaft, bereiten oftmals Essen und Getränke vor.

Die Faschingszeit ist zwar rum, doch die Saison für die karnevalistischen Tänze läuft auf Hochtouren. Mehr noch: Der Karneval sei ein Nebenjob, der Aufwand für die Turniere sei weitaus größer, sagte Friedrich. Für die etwa 900 Aktiven ist das Ranglistenturnier eine Möglichkeit sich wichtige Punkte für die Hessenmeisterschaft zu sichern, 45 Gardisten kommen dabei vom TSC Bimmbär. Über ein ganzes Wochenende verteilt treten die Gruppen aus der ersten, zweiten und dritten Bundesliga in den Klassen Schüler, Jugend und Haupt in verschiedenen Kategorien gegeneinander an: Schautanz, Marsch, Modern, Freestyle, Charakter, Polka, Paar- und Solotanz. Einige Vereine haben für das Turnier eine längere Anfahrt in Kauf genommen: Von Landshut bei München oder Hamborn bei Duisburg sind Aktive angereist. Der mehrfache Europameister ist mit der Ausrichtung von Turnieren vertraut. „Wir haben früher im Bürgerhaus in Mörfelden die Turniere ausgerichtet, jetzt ist es das erste Mal hier in Sprendlingen“, sagte Friedrich. Die Teilnehmerzahl sei dabei relativ niedrig: „Das ist nur mittlerer Durchschnitt. Es gibt auch Turniere, bei denen über 1.000 Aktive tanzen.“

Trotzdem war der Andrang spürbar: Die Parkplätze am Bürgerhaus und in den Nebenstraßen waren alle belegt. Vor dem Bürgerhaus vertraten sich Gardisten verschiedener Vereine die Beine oder drehten im angrenzenden Park eine Runde. Im Inneren selbst ging es dann hoch her: Hier wärmten sich die Tänzer auf, kleideten sich ein und ließen sich herausputzen.

So auch die Minis des TSC Bimmbär. Etwa eine Stunde habe es gedauert, die Kinder zu schminken und zu frisieren, berichtete Co-Trainerin Silvia Schütz: „Wobei das Haare machen länger dauert als das Schminken.“ Die zwei Jungen aus der Minigarde begnügten sich mit etwas Gel in den Haaren – die Frisuren bei den Mädchen waren wesentlich aufwendiger: „Zuerst müssen wir einen Zopf machen, dann kommt der Donut dazu und dann wickeln wir die Haare drum herum“, zählt die neunjährige Laura Schütz auf.

Der „Donut“ ist ein Kissen, das dem gleichnamigen Gebäck ähnelt und um den Pferdeschwanz gesteckt wird. Mit falschen Wimpern, die sich wie Fächer über die Augen senken, Lippenstift und Puder wurden die weiblichen Tänzerinnen für den Auftritt geschminkt. Aber auch die Jungen wurden ein wenig abgepudert. Der Sinn dahinter ist nicht nur ein schönes Aussehen: „Die Schminke betont die Gesichtszüge, sodass die Wertungsrichter diese auch aus der Entfernung gut erkennen können“, erklärte Friedrich.

Mit ihren Kostümen waren die Minis ohnehin auch in der Menge gut zu bemerken: Schwarz und neonpink war die Bühnenkleidung. Glänzende Stoffe, leuchtende Farben sowie ganz viel Glitzer und Pailletten waren an jedem Kostüm vorhanden – und sowas kostet: Bei 250 Euro pro Kostüm fingen die Preise erst an, sagte Friedrich.

Mit der auffälligen Farbwahl seines Kostüms kann Valentin Schubert nicht wirklich was anfangen. „Pink ist nicht so meins, aber es ist ja nur für den Auftritt“, sagte der Zwölfjährige. Valentin gehört zu den wenigen Jungen im Verein. „Ich bin durch meine Schwester zum Gardetanz gekommen und bin jetzt die dritte Saison dabei. Manchmal höre ich von anderen Jungen einen dummen Spruch, aber das macht mir nichts aus“, sagte Valentin.

„Das ändert sich mit dem Alter: Mit 16 Jahren wird es dann cool sein, dass du mit so vielen Mädchen unterwegs bist“, sagte Friedrich. Er spricht aus Erfahrung, hat er doch selbst 24 Jahre im Verein getanzt. Beim TSC Bimmbär selbst gehe es zwischen Mädchen und Jungen sehr harmonisch zu: „Die Tänzer haben keine Berührungsängste.“ Bei Hebefiguren wäre dies auch wahrlich unvorteilhaft.

Während die Minigarde hinter der Bühne auf ihren Auftritt wartet, feuern die Zuschauer derweil die anderen Gardisten an. „Man kann schon sagen, dass Garde- und Schautanz ein sehr fairer Sport ist. Hier feuern sich auch mal Konkurrenten an“, berichtet Friedrich.

Auch als die Minis des TSC Bimmbär auftreten, ernten sie anfeuernde Zurufe – ein wenig mehr als die anderen Vereine, schließlich ist es für sie ein Heimspiel. Locker präsentieren sie ihre Choreografie, die sie seit einem Jahr trainieren: flotte Sprünge, schnelle Positionswechsel und akrobatische Figuren. Von Anstrengung auf der Bühne keine Spur: Die Gardisten lächeln die ganzen drei Minuten über freundlich ins Publikum. Die fünf Wertungsrichter beobachten die Tänzer haargenau: Ungestreckte Füße und krumme Hände erkennen die Juroren selbst aus der Entfernung. Hinzu kommen unter anderem Kriterien wie Synchronität, Schwierigkeitsgrad, Hebefiguren und Schrittelemente. Bei der Wertung kann jeder Juror maximal 100 Punkte vergeben – wobei die beste und die schlechteste Wertung jeweils gestrichen werden. 300 Punkte sind somit das Maximum.

In der Kategorie Modern kommt die Minigarde auf 236 Punkte: „Es sind ein paar Fehler passiert“, resümierte Laura nach dem Tanz. „Es war anstrengend, aber es hat trotzdem Spaß gemacht“, fügte Tuana hinzu. Mit ihrem Schautanz wollen sie nochmal richtig Gas geben und überzeugen: Unter dem Motto „Am Strand“ Tanzen sie zu Oldies und mit Schwimmringen, Schlauchboot und Paddel als Requisite einen Urlaubstag.