Satire im Bürgerhaus Sprendlingen Sebastian Pufpaff geht „Auf Anfang“

Pufpaff lässt nichts vermissen, was grandioses Kabarett ausmacht. Foto: Strohfeldt

Dreieich (zsi) – Ist das noch Kabarett oder schon eine Dienstleistung? Wozu entscheiden, wenn auch beides geht? Sebastian Pufpaff ernennt sich selbst zum Kabarett-Dienstleister und lädt als solcher zu seinem elitären Stuhlkreis der Schlauen ein: „Auf Anfang“ heißt sein Programm, mit dem der Meister der Satire am vergangenen Freitag die Köpfe der Bürgerhausbesucher auf Werkseinstellung zurücksetzen möchte.

Heutzutage ist es ein Ding der Unmöglichkeit, einander vorurteilsfrei zu begegnen. Also höchste Zeit, den Reset-Button am eigenen Hirn zu drücken, sich wie in „Men in Black“ von Pufpaff „blitzdingsen“ zu lassen und wieder unvoreingenommen in die Welt zu blicken. Aber nicht so schnell. Zuvor will der Kabarettist seinen Job erledigen und sich über all das aufregen, was seinem Publikum auf der Seele brennt. „Wenn Sie noch nicht wissen, wovor Sie Angst haben, habe ich einen Tipp: Nachrichten gucken.“

Mitmachen ist in dem Stuhlkreis der Auserwählten dann ausdrücklich erwünscht und so schallt es aus den Reihen: Flinten-Uschi, Andi Scheuer, Diesel-Abgas-Skandal, Maybrit Illner und natürlich Donald Trump. „Der ist wie Hitler oder die Deutsche Bahn immer dabei.“ Als der Fachmann des eloquenten Echauffierens aber mit Mistgabel und Fackel bewaffnet zum Lynchen losziehen will, muss er feststellen, dass es in Deutschland längst nicht so schlimm ist. „Schrecklich! Ich bin Deutscher, ich brauche Krise!“ Wer sich aber damit brüstet, ein skrupelloser Demagoge zu sein, weiß sich zu helfen und schließlich haben zumindest die Kabarett-Abonnenten für „mehrtägigen Ablasshandel“ gezahlt.

„Ich bin pro Klimaerwärmung. Wenn die Polkappen schmelzen, haben die in Afrika wenigstens was zu trinken“, setzt er boshafte Pointen mit diabolischem Grinsen oder blickt voller ironischer Vorfreude in die digitalisierte Zukunft, in der er seinem selbstfahrenden Auto mit der Straßenbahn hinterherfahren muss. Aber wovor haben wir da eigentlich Angst? „Hoffentlich kommen die Maschinen an die Macht. Nach Trump und Kim Jong Un sollte man dem Staubsauger auch eine Chance geben.“

Genüsslich geht der Satiriker jedes unbequeme Thema mit erfrischend komischer Leichtigkeit an. Mit spitzbübischer Begeisterung stellt er sich selbst dabei an den Pranger, behauptet voller Stolz, er sei Sexist, der größte Rassist und überhaupt als Kabarettist „der Schlimmste von allen!“ Ausgerechnet dieser scharfsinnige Provokateur hat am Ende seines proklamierten neuen Anfangs die tolerante Botschaft: „Es gibt keine Ausländer. Es gibt nur Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher.“

Pufpaff lässt nichts vermissen, was grandioses Kabarett ausmacht. Er ist äußerst versiert, schonungslos ehrlich, wahnsinnig intelligent und dabei so brillant humoristisch, dass die knapp drei Stunden mit diesem Meister seines Fachs wie im Fluge vergehen. Satire par excellence, bei der der selbst ernannte Kabarett-Dienstleiser sein Publikum sicher ans Ziel bringt: „Wir haben’s doch noch geschafft, uns aufzuregen.“