„Kreis ist entscheidender Schritt gelungen“ Flüchtlinge ziehen in Heusenstammer Hotel

Aus dem Heusenstammer „Rainbow Hotel“ wird das „Rainbow House“ . Der Kreis Offenbach hat die Immobilie komplett angemietet um dort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – „Die steigende Zahl minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Familie in den Kreis Offenbach kommen, fordert von allen Verantwortlichen in der Jugendhilfe ein starkes Engagement bei der Suche nach geeigneten Lösungen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

 „Der Kreis Offenbach hat im vergangenen Jahr 336 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aufgenommen. 2014 waren es 80 Personen“. Die Zahl wachse kontinuierlich seit 2010, als 28 Minderjährige hätten untergebracht werden müssen.

Die Plätze in Unterkünften mit pädagogischer Hilfe seien seit dem vergangenen Jahr ausgeschöpft. Neue Lösungen hätten gefunden werden müssen. „Ein entscheidender Schritt ist dem Kreis Offenbach jetzt mit der Nutzung des ehemaligen Hotels „Rainbow“ in Heusenstamm gelungen“, heißt es in der Pressemitteilung. Als Jugendhilfeträger habe der Kreis die Immobilie komplett angemietet. „Eine angemessene Hilfe für minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern kommen, ist unsere rechtliche Verpflichtung, aber auch eine hohe ethische Verantwortung“, betont Kreisbeigeordneter Carsten Müller. „Zugleich ist eine gute Jugendhilfearbeit vernünftig, da durch pädagogische Förderung und Anforderungen Chancen für die jungen Menschen genutzt und Schwierigkeiten entgegen gearbeitet werden kann. Die Erfolge kommen allen zu gute. Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte kommen, genießen einen besonderen Schutz.

Das Jugendamt ist zuständig

Deutschland sei mit dem Haager Minderjährigen Schutzabkommen eine Verpflichtung für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen eingegangen, die ohne Eltern aus dem Ausland nach Deutschland kämen. Bei der Unterbringung und Betreuung der Minderjährigen würden die Vorgaben des Kinder- und Jugendhilferechtes des Sozialgesetzbuches VIII gelten. Wenn Minderjährige im Kreis Offenbach ankämen, werde das Jugendamt verständigt. Die Behörde nehme die Jugendlichen in Obhut und bringe sie in einer der geeigneten Einrichtungen, die dezentral in den Kommunen lägen, oder auch bei Gastfamilien unter. Derzeit seien die Mitarbeiterinnen des Fachdienstes Jugend und Familie mit 20 aufnahmebereiten Familien in Gesprächen.

„Die ankommenden Jugendlichen werden einem Gesundheitscheck unterzogen und - falls nötig - medizinisch versorgt“, sagt der Kreisbeigeordnete. In Hessen gebe es seit November 2015 für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge ein Clearing-Verfahren. Dabei würden Herkunft, Alter und Identität der Kinder und Jugendlichen geklärt. Zu den strengen Vorgaben für die Unterbringung von Minderjährigen gehörten die Betreuung und Aufsicht rund um die Uhr sowie sozialpädagogische Leistungen.

„Der Personalschlüssel liegt bei eins zu zwei, eine Fachkraft ist für zwei Jugendliche zuständig“, erläutert Carsten Müller. „In der neuen Unterkunft, die künftig den Namen „Rainbow House“ tragen soll, stehen den jungen Bewohnern im Erdgeschoss ein Speisesaal, ein PC-Raum und ein Fitnessraum zur Verfügung. Im Dachgeschoss befinden sich zwei Mehrzweckräume, die unter anderem für die Hausaufgabenbetreuung und für Deutschkurse genutzt werden können“.

Das „Rainbow House“ biete für die anstehenden Aufgaben gute räumliche Möglichkeiten und auf drei Etagen Platz für insgesamt 90 Personen. Zunächst würden 14 Minderjährige einziehen, was auch der Größe einer Wohngruppe entspreche. Die Einrichtung solle dann schrittweise aufgebaut werden.

Weg zur erfolgreichen Integration

Den Angaben zufolge möchte der Kreis Offenbach in der neuen Jugendhilfeeinrichtung künftig Jugendliche aus verschiedenen Notunterkünften gemeinsam fördern, und er kooperiert dabei mit dem freien Jugendhilfeträger Paritätische Projekte gemeinnützige Gesellschaft. Sozialpädagogen und Erzieher stünden für die Aufgaben bereit. Sie unterstützten die Jugendlichen dabei, ihre Ziele zu erreichen. Dabei gehe es der „Paritätische Projekte“ vor allem darum, dass die Flüchtlinge Deutsch lernen, in der neuen Umwelt zurechtkämen, die hier geltenden Regeln beachteten, sie zur Selbständigkeit erzogen würden und dass sie sich auf mögliche Schulabschlüsse sowie den Einstieg in den Beruf konzentrierten. So könne der sicherlich anstrengende Weg zu einer erfolgreichen Integration führen.

„Generell sehen wir den Wegfall des Hotelbetriebs in Heusenstamm kritisch“, sagt Heusenstamms Bürgermeister Halil Öztas. „Wir haben uns mit der neuen Situation auseinandergesetzt und nach einer umfangreichen rechtlichen Vorprüfung schließlich unser Einvernehmen für die Unterbringung unbegleiteter Minderjähriger in unserer Stadt erteilt. Wir tragen auch eine soziale Mitverantwortung bei der Bewältigung der Flüchtlingsthematik im Kreisgebiet.“

„Die Anzahl der Minderjährigen im ehemaligen Rainbow-Hotel werden auf die Unterbringungsquote der Stadt Heusenstamm angerechnet“, so Öztas. „Außerdem sollen in den nächsten Monaten weitere angemietete Liegenschaften für Flüchtlinge fertiggestellt werden, so dass eine Aufhebung der derzeitigen „Notlösung“ der Unterbringung im Kultur- und Sportzentrum Martinsee möglich sei und die Räumlichkeiten wieder für kulturelle und sportliche Veranstaltungen genutzt werden könnten.“ Kreisbeigeordneter Carsten Müller erläuterte, er habe intensive Gespräche geführt, um von der Notwendigkeit, aber insbesondere von der Richtigkeit des Konzeptes der Unterbringung zu überzeugen. Er sehe die örtliche Jugendhilfe auf einem guten Weg und danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und den Entscheidungsträgern für ihr Verständnis.

Kommentare

Flüchtlinge Rainbow Hotel

Seit Nov. 2015 wird über die Unterbringung von Flüchtlingen im Rainbow Hotel berichtet. Allerdings war dann immer die Rede von 150 Flüchtlingen, die dort unterkommen sollten. Nunmehr ist in der Berichterstattung die Rede von 90 Flüchtlingen. Beide Zahlen stammen von Carsten Müller. Was ist nun die richtige Zahl? Bekommt jeder Flüchtling nun ein Einzelzimmer? Bei 150 Flüchtlingen waren die rund 70 Hotelzimmer jeweils mit zwei Personen belegt, und nun?
Etwas Aufklärung wäre nötig, oder wird der Bürger wieder von der Politik vorgeführt?

Mit freundlichen Grüßen
Rolf Rand