Flüchtlingsunterkunft und Moschee im Spannungsfeld Junge Geflüchtete in Enkheim über Islamismus aufklären

Dass die Abu Hanifa-Moschee in Enkheim im Blickfeld des Verfassungsschutzes steht, wusste die Stadt Frankfurt. Trotzdem hat sie sich dafür entschieden, gegenüber Flüchtlinge unterzubringen. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Die Abu Hanifa-Moschee des Afghanischen Kulturvereins in Enkheim steht derzeit im Fokus des öffentlichen Interesses: Während die Staatsanwaltschaft gegen die 17-jährige Tochter des Imams Said Khobaib Sadat unter Anderem wegen des Verdachts des Kontakts zu IS-Angehörigen ermittelt, fragen sich viele Anwohner, warum gerade schräg gegenüber der ohnehin umstrittenen Moschee eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet wurde. Manuela Skotnik vom Sozialdezernat der Stadt Frankfurt nimmt dazu Stellung.

„Das Objekt gegenüber der Moschee rückte vor rund einem Jahr in den Blickpunkt der Stadt Frankfurt, als es galt, rund 800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Obhut zu nehmen“, schaut Skotnik zurück. Der Verein Biku, eine Tochter des Vereins für Kultur und Bildung (Kubi), hatte die Stadt auf die Liegenschaft in der Edisonstraße aufmerksam gemacht. „Wir wussten schon, dass die gegenüberliegende Moschee im Blickfeld des Verfassungsschutzes ist, aber aufgrund der angespannten Situation haben wir abgewogen“, so Skotnik.

Aus Gesprächen mit anderen Einrichtungen für Geflüchtete, der Polizei und dem Verfassungsschutz erfuhr man bei der Stadt Frankfurt, dass Islamisten ohnehin verschiedene Unterkünfte aufsuchen, um vor allem junge Menschen „anzuwerben“. Die Nähe der Flüchtlinge zu der unter Beobachtung stehenden Moschee müsse kein Nachteil sein, findet Skotnik: „Der Träger der Flüchtlingseinrichtung bekommt sofort mit, welche Kontakte im Umfeld entstehen.“

Konzept soll erarbeitet werden

Des Weiteren wurde der Träger der Einrichtung verpflichtet, ein Konzept zu erarbeiten, wie die jungen Menschen über die Gefahren des Islamismus aufgeklärt werden. So finden laut Skotnik Gespräche mit den Jugendlichen statt, zudem werden ihnen Adressen in Frankfurt genannt, wo sie beten können.

Durch den engen Austausch seitens der Stadt mit den Sicherheitsorganen werde die Einhaltung des Konzepts kontrolliert. Aber Skotnik räumt auch ein: „Wir haben Religionsfreiheit und können niemandem vorschreiben, wo er beten soll.“ Inzwischen gibt es auch innerhalb der Flüchtlingsunterkunft einen Gebetsraum. Bei der Gruppe der Menschen, die die Moschee gegenüber besuchten, habe es sich um fünf Erwachsene aus Afghanistan gehandelt, die vom Verein Biku begleitet wurde, berichtet Manuela Skotnik.

Ermittlungen dauern an

Zur aktuellen Lage sagt sie, dass von 500 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen 435 fest in Frankfurt blieben und sich der Rest in einem bundesweiten Verteilungsverfahren befände. „Die Unterkunft in der Edisonstraße beherbergt genau diese im Verteilungsverfahren befindlichen Flüchtlinge, das heißt, die Jugendlichen halten sich dort im Schnitt vier Wochen auf“, erklärt Skotnik. Dennoch sei künftig geplant, keine Jugendlichen mehr dort unterzubringen. Derzeit wohnen 74 Personen in der genannten Einrichtung, davon 15 unbegleitete Minderjährige.

Der Tochter des Imams der Moschee legt die Staatsanwaltschaft die „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ zur Last. Nach Auskunft von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen stehe die Beschuldigte in Verdacht, Kontakt zu IS-Angehörigen zu unterhalten und ihre Ausreise nach Syrien in den Jihad zu planen. Die Ermittlungen dauern an.