Erheblicher Platzmangel während Opferfest Beten auf hartem Untergrund

Kein Platz in der Moschee: Während des Opferfestes mussten die Menschen nicht nur im Hof, sondern teilweise auch auf der Straße beten. Bild: privat

Dietzenbach – Muslime haben kürzlich ihr Opferfest gefeiert. Wichtiger Bestandteil der Tradition ist das Gebet in der Moschee. Und so fanden sich zahlreiche Menschen auch in dem Glaubenshaus der Ditib Gemeinde ein. „Es waren rund 1000 Gläubige anwesend“, berichtet Aykan Aydin, Vorsitzender des Gemeindevorstandes. Dabei hätten die Versammelten teilweise auf die Straße ausweichen müssen, um an dem Gebet teilnehmen zu können. Denn selbst der Hof vor der Moschee war dicht besetzt. Eine Lösung für das Problem ist nicht abzusehen.

Wie berichtet, möchte die Ditib-Gemeinde, deren Dachverband aufgrund der Nähe zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan immer wieder in der Kritik steht, wegen Platzmangels auf einem Grundstück an der Elisabeth-Selbert- / Paul-Brass-Straße einen Neubau errichten. Der Magistrat und insbesondere Bürgermeister Dieter Lang wollen die Fläche jedoch dem Kreis zuteilen, der dort ein Interims-Gefahrenabwehr- und Gesundheitszentrum bauen will. Dazu wird es auch eine Vorlage zur Abstimmung für die Stadtverordnetenversammlung geben.

Aydin indes sagt: „Wir wären bereit, dem Kreis das Areal für die nächsten drei Jahre zu verpachten und unsere Pläne solange zurückzustellen.“ Auch sei Ditib weiter offen für eine Kommunikation mit der Stadt; nur so könne sich eine Lösung finden lassen. Grund für die Baupläne: Die Gemeinde wachse kontinuierlich, die Moschee werde nicht nur von türkischstämmigen Muslimen aufgesucht. Insbesondere seit der Flüchtlingswelle 2015 besuchten sie auch Vertreter aus anderen Nationen.

„Zu uns kommen etwa Menschen aus Syrien, Afghanistan und Pakistan“, sagt Aydin. Und angesichts der immer größer werdenden Gemeinde könne es durchaus sein, dass Gemeindemitglieder künftig häufiger auf der Straße beten müssten. „Doch das wollen wir nicht“, macht Aydin deutlich. Das sei auch kein schönes Bild für Dietzenbach. Ähnlich sehen das die Gemeindemitglieder Ersan Özdemir und Osman Demirel. Özdemir etwa sagt: „Es ist einfach traurig, dass wir draußen beten müssen.“ Das Grundstück schräg gegenüber der Moschee würde so manche Probleme lösen. Denn, betonen Özdemir und Demirel, das Glaubenshaus sei nicht allein ein Ort zum Beten. Hier spiele auch der soziale Aspekt eine Rolle.

So bildet etwa das im Gebäude befindliche Teehaus einen Treffpunkt für alle Generationen. Dabei stünden die Türen allen offen – egal ob sie Ditib-Mitglied seien oder nicht. Weiterhin sei die Moschee ein Ort, an den Trauernde kommen, um die oft zahlreichen Kondolenzbekundungen entgegenzunehmen, wenn ihre eigene Wohnung zu klein ist. Außerdem plane die Gemeinschaft, in einem neuen Moscheegebäude Räume für Frauen und Jugendliche einzurichten. „Wir wollen die jungen Menschen von der Straße fern halten“, sagt Aydin. Davon profitiere nicht zuletzt die Stadt.

Darüber hinaus benötige die Moschee einen Gebetsraum für Frauen. „Auf mich kommen immer wieder Frauen aus Afrika und Nordafrika zu, die Gelegenheit zur Glaubensausübung suchen“, berichtet er. Diese müsse er jedoch abweisen, da dafür momentan kein Platz sei. Der Zugang zur Moschee gänzlich verwehrt wird derzeit all jenen, die nicht oder nur noch sehr schwer gehen können. „Sie kommen nicht die Treppen hoch“, begründet Aydin. Auch das solle sich mit dem Neubau ändern.

Von Anna Scholze